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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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einziger Augenblick des Bedauerns für seinen Tod, und sie würde für immer in diesen Abgrund stürzen. Die Vorstellung war erschreckend.
    Ihr Herz schlug wild. Jeder Schlag wurde von seinem Leben genährt. Sie spürte, wie seine Kraft durch ihre Adern strömte, ihren Körper wärmte, jeden Atemzug unterstützte. Und sie spürte das Gleiche in ihm.
    Er nahm ihre Hand von seinem Mund und flüsterte: »Haben dich auch die anderen als Frau gesehen?«
    Zunächst begriff sie nicht, was er meinte. Dann fiel ihr Blick nach unten. Die Stoffstreifen, die sonst ihre Brüste verbargen, hatten sich während des Kampfes gelöst. Ihr Wams stand oben offen, und als sie sich über ihn beugte, waren die natürlichen Wölbungen ihres Körpers deutlich zu erkennen. »Es spielt keine Rolle«, sagte sie leise. »Ich tarne mich mit Magie …«
    … genährt mit deiner Lebenskraft. Sie brachte die Worte nicht über die Lippen.
    Er schob die freie Hand in ihr Wams und strich leicht über eine Rundung. Sein regennasser Finger war kalt auf ihrer warmen Haut … aber sie erschauerte nicht deshalb. »Nur bei mir verzichtest du darauf.«
    »Ja«, flüsterte sie. Wie gebannt von seiner Stimme, seiner Berührung. »Bei dir schon.«
    Die Hand glitt tiefer und streichelte die vollen Brüste. Sie hätte protestieren sollen – sie wollte es auch –, aber sie konnte nicht. Jetzt rauschte seine Wärme durch ihre Adern. Sein Begehren ließ ihr die Knie zittern. Seine Hand liebkoste sie leicht, verführerisch, und als sie keinen Widerstand entgegensetzte, verstärkte sie ihren Druck; er legte den anderen Arm um sie und zog sie zu sich herab.
    Dann küsste er sie. Diese Freiheit hatte sie noch keinem Mann gewährt. Sie hatte viel Schmach erduldet, um männliche Leidenschaften zu befriedigen, hatte erniedrigende Dienste aller Art mehr oder weniger teuer verkauft, aber das hatte noch kein Mann von ihr bekommen. Wie sollte sie erklären, was gerade diese Intimität für sie bedeutete oder warum sie ihren Mund mit solcher Inbrunst hütete? Als seine Lippen die ihren berührten, zuckte sie zusammen und hätte sich ihm fast entzogen … doch dann hörte sie ihn leise und lustvoll stöhnen, kostete den Schweiß, die Süße auf seinen Lippen und begriff, dass dies anders war als alles, was Männer bisher von ihr verlangt hatten.
    »Netando«, hauchte sie. »Er wird kommen, um nach uns zu sehen …«
    »Soll er doch«, flüsterte er und küsste sie wieder. Sein Drängen wurde stärker, sie konnte nicht mehr widerstehen. Kein Wunder. Er hatte dem Tod ins Auge gesehen und musste jetzt die Bande an das Leben neu knüpfen. Sie spürte sein Verlangen, das ebenso mächtig war wie sein Selbsterhaltungstrieb. Zusammen mit seinem Athra strömte es auch in ihre Seele ein. Erregend. Berauschend.
    Gemeinsam glitten sie auf den Wagenboden, bis sie in dem schmalen Spalt zwischen den Kisten mit Gewürzen und Duftstoffen nebeneinander lagen. Aus einer Kiste, die auf der holprigen Straße beschädigt worden war, rieselte ihr feiner roter Staub in den Nacken. Sie wusste, dass es Wahnsinn war, was sie da tat; kein Magister wurde mit seinem Konjunkten intim. Aber die Worte waren bedeutungslos, gingen unter im Hämmern ihres Herzens und im wachsenden Feuer ihres eigenen Begehrens.
    Langsam schälte sie ihm das nasse Hemd vom Rücken und strich mit den Fingern über die glatte Haut, die straffen Muskeln. Mehrere Narben zogen sich quer über seine Brust, parallele Furchen, längst verheilt; sie berührte sie mit den Lippen und entnahm ihnen die Erinnerungen. Das Glück der Freiheit. Die Freuden der Jagd. Das Aufwallen des Blutes, wenn ein großes Tier nahe, zu nahe kommt, doch selbst dieser Schmerz ist eine Art von Lust, der Jäger wird eins mit seiner Beute. Die Berührung schien alle Erinnerungen seines Lebens an die Oberfläche zu locken, und sie nahm sie in sich auf, als wären es ihre eigenen. Es war wie ein Rausch, und sie fuhr mit der Zunge langsam und genüsslich über seine Wunden und trank ihre Energie wie köstlichen Wein.
    O du mein Prinz … wie könnten wir dieses Glück teilen, wenn du nicht zu mir gehörtest?
    Plötzlich ließen sich vor dem Wagen Männerstimmen vernehmen. Sie wollte schon mit Zauberei verhindern, dass jemand ins Innere schaute, aber damit hätte sie ihm seine Leidenschaft schlecht gelohnt. Genug damit, dass jeder ihrer Atemzüge von ihm gestohlen war, dass sein Herz mit jedem Herzschlag in ihrer Brust einmal weniger schlug, dass selbst die Hitze in

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