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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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fest, dass da, wo er stand, kein Regen fiel. Überall sonst auf der Straße, aber nicht dort. Es war eine Machtdemonstration, die keinen Zweifel daran ließ, wer er war und wie gefährlich es sein konnte, ihm in die Quere zu kommen.
    Sobald der Blick des Neuankömmlings auf Andovan fiel, verlor er deutlich das Interesse an allen anderen. »Aha, Ihr seid also doch hier. Diese Narren wollten es abstreiten.«
    Andovan musste erst die Sprache wiederfinden. »Colivar? Was führt Euch denn hierher?«
    Der Magister warf einen Blick auf Lianna. Seine Miene verriet deutlich, dass er alle Hexenkünste, mit denen sie sich tarnte, mühelos durchschaute, und ziemlich genau wusste, was sie und Andovan getrieben hatten. Er zog eine schmale Augenbraue hoch, äußerte sich aber nicht und stellte auch keine Fragen, sondern wandte sich nur abermals an den Prinzen.
    »Ich habe mit Euch zu reden«, sagte er ruhig. »Unter vier Augen.«
    Er nickte zu Netandos Kutsche hin. Falls Netando Einwände dagegen hatte, dass ein Magister sein Gefährt mit Beschlag belegte, so behielt er sie für sich. Ein kluger Mann.
    Andovan hätte sich gern nach Lianna umgesehen, um sie zu beruhigen, aber er tat es nicht. Zeige niemals Schwäche in Gegenwart eines Magisters , hatte ihn sein Vater gelehrt. Sie sind unter ihren schwarzen Röcken wie Wölfe und reißen jeden in Stücke, der sich eine Blöße gibt.
    So schritt er mit dem Selbstbewusstsein, das seinem Rang als königlicher Prinz angemessen war, auf Netandos Kutsche zu, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Kapitel 37
    In der Kutsche war es dunkel und stickig, aber halbwegs trocken. Auf den Sitzen lagen ehemals dicke Seidenpolster, die von den Strapazen vergangener Reisen flachgedrückt worden waren. Colivar bedeutete Andovan, vor ihm einzusteigen. Er wollte einen letzten Blick auf diese Hexe werfen, die sein eigensinniger Prinz gefunden hatte.
    Wie still sie dastand. Wie geduldig. Sie gaffte nicht wie die anderen Morati. Sie war nicht nervös wie die Bewacher. Sie wirkte eher … trotzig. Ihre Augen glitzerten kalt und hart wie Diamanten und waren im Grunde das Einzige an ihr, das er deutlich sehen konnte; die Tarnzauber, die sie schützten, waren so dicht – so geschickt gesponnen, dass er sie ohne größere Anstrengungen nicht zu entwirren vermochte. Oh, Andovans Gedanken hatten ihm verraten, dass sie in Wirklichkeit eine Frau war und dass sich die beiden vor Kurzem sehr nahe gekommen waren, aber ihr Bewusstsein war ihm verschlossen wie ein Buch mit sieben Siegeln. Er konnte nur den Einband betrachten und vermuten, was sich darunter verbarg.
    Der Zauber, mit dem er Andovan seinerzeit in Dantons Reich belegt hatte, hatte seine Wirkung verloren, das hatte Colivar beim ersten Blick auf den jungen Prinzen gesehen. Das ließ zwei Schlussfolgerungen zu: Entweder hatte die Magie ihren Zweck erfüllt und sich aufgelöst, oder jemand hatte den Zauber aufgehoben. Welche Alternative war reizvoller? Konnte diese Hexe mit den Diamantaugen, die sich das Aussehen eines jungen Mannes gab, die Frau sein, hinter der alle Magister her waren? War sie es, die an dem Prinzen schmarotzte und einen Magister getötet hatte? Durfte sie sich womöglich gar selbst als Zauberin bezeichnen? Schon die Frage war gefährlich, dachte Colivar. Falls Andovan tatsächlich ihr Konjunkt war, könnte jeder Versuch, die Verbindung zwischen ihnen mit Magie zu erkunden, tödlich sein. Aus diesem Grund hatte er bisher auch darauf verzichtet.
    Bei ihrem Anblick ging eine Woge der Erregung durch seine Adern. Morati-Männer mochten sich an ewiger Liebe und den Leidenschaften der Politik satt trinken; doch nach der zehnten, hundertsten oder gar tausendsten Wiederholung konnten solche Dinge die menschliche Seele nicht mehr berühren. Für einen Magister gab es nichts Aufregenderes als eine neue Erscheinung, nichts reizte ihn mehr als ein noch unerforschtes Geheimnis. Wie viele Jahrhunderte mochten vergangen sein, seit Colivar zum letzten Mal erlebt hatte, dass etwas Neues in die Welt kam? Er wollte nicht einmal anfangen, sie zu zählen. Diese Frau war nun wirklich neu, sie brach alle Regeln der Welt, in der er lebte, sie war vielleicht das erste Geschöpf ihrer Art, und er konnte ihr nicht die Aufmerksamkeit widmen, die ihr gebührte. Es war zum Verrücktwerden!
    Wenn die Seelenfresser zurückkehren, gibt es bald keine Welt mehr, in der solche Dinge von Bedeutung sind , ermahnte er sich.
    Endlich riss er sich mit Mühe von dieser geheimnisvollen

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