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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Grömmer
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Kapitel
1 – Schlag auf Schlag
     
    Regnir erwachte in seinem Zelt.
Lang und tief war sein Schlaf gewesen. Wann er eingeschlafen war und wie lange
seine Träume gedauert hatten, konnte er nicht sagen. Auch den Inhalt der Nacht
kannte er nicht mehr. Tief atmend erhob er sich langsam von der niedrigen
Liege, die das Schlafen nur sehr ungemütlich gemacht hatte. Regnir griff zu
seinem Wasserbeutel, in dem sich noch einige Reste befanden. Begierig trank er
die kühle Flüssigkeit und versuchte, den Geschmack in seinem Geist zu
beschreiben, während die Wassertropfen langsam seine Kehle hinunterglitten. Was
für eine Nacht! So lang und tief sie ihm nun erschien, so wenig konnte er sich
an das „Davor“ erinnern. Und der Traum … Im Traum hatte er etwas gesehen. Oder
hatte er es am letzten Abend tatsächlich erlebt? Doch über was dachte er
eigentlich nach?
    Regnir schritt zur Zeltöffnung,
um die klare Morgenluft zu atmen. „Die Sonne geht auf“, dachte er und
überblickte die weiten saftigen Wiesen. Die Menschen würden schon bald
erwachen. Interessiert beobachtete er die Wachen, die gerade abgelöst wurden,
bevor der hochgewachsene Mann mit den langen welligen braunen Haaren in den
morgendlichen Himmel blickte.
    „Meister Regnir! Meister Regnir!“
– aufgeregt stürmte ein Junge herbei, in der linken Hand ein Pergament haltend.
„Meister Regnir! Ich soll Euch etwas geben“, keuchte er. Sein junges Gesicht
war durch einen scheinbar langen Morgensprint errötet und stand in einem
bemerkenswerten Kontrast zu seiner hellen Haar- und Augenfarbe. Regnir blickte
belustigt auf ihn herab.
    „So? Etwas geben sollst du mir?
Von wem denn?“
    „Es ist von Meister Thormir. Er
hat mich gerade eben losgeschickt -“
    „Nun beruhige dich erst, kleiner
Mann. Keine Nachricht kann derart wichtig sein, dass man zu atmen vergisst.“
Gütig lächelte Regnir dem Jungen zu.
    „Doch!“, widersprach dieser.
„Meister Thormir hat mir gesagt, dass es wichtig wäre und ich sofort zu Euch
kommen soll. Ich weiß nicht, was es ist. Ich durfte es ja nicht lesen und
Meister Thormir meinte, wenn ich es versuchen würde, würde er mich in einen
Frosch verwandeln. Hier, bitte sehr.“ Der Junge übergab Regnir das Dokument und
schnappte weiterhin nach Luft.
    „Na, wirklich pflichtbewusst!“,
lächelte Regnir. „Hier, nimm das für deine morgendlichen Mühen, Kleiner!“ Er
langte mit seiner linken Hand in einen kleinen Lederbeutel.
    „Wirklich?“, staunte der Junge,
hielt den Atem an und blickte zu Regnir auf: „Zwei Silberlinge? Danke … danke!
Aber was soll ich damit am besten machen?“, fragte er daraufhin etwas hilflos.
    Regnir schüttelte sich vor
Lachen: „Das, mein junger Mann, ist deine Entscheidung, die dir niemand
abnehmen kann. Und nun hopp. Geh zurück zu Thormir. Sag ihm, dass du mir den
Brief gegeben hast. Ich möchte ihn ohnehin später sprechen.“ Der Junge nickte
eifrig und rannte von dannen.
    Regnir zog sich wieder in sein
Zelt zurück, setzte sich tief atmend, öffnete das versiegelte Pergament und
begann zu lesen:
    An Meister Regnir,
    Wie Ihr wisst, durchstreifen wir
schon seit geraumer Zeit die Lande dieser Welt und haben dabei so einiges
gemeinsam erlebt, auch wenn wir beide nicht immer einer Meinung waren. Aber das
brauche ich nicht noch zu erwähnen, denn Ihr wisst ja, was ich meine.
     
    Regnir unterbrach die Lektüre
kurz und ließ seine Gedanken schweifen: „Weiß ich das wirklich?“ Ihn beschlich
ein seltsames Gefühl. Einerseits war er sich sicher, was Thormir meinte,
andererseits konnte er sich an nichts Konkretes erinnern. Also setzte er ohne
weiteres Nachdenken das Lesen des Briefes fort.
     
    Ich habe mit einigen Edelmännern gesprochen. Wir alle waren der
Meinung, dass es vielleicht doch bald an der Zeit wäre, eine Niederlassung zu
gründen und das ewige Umherziehen aufzugeben. Wir alle werden nicht jünger.
Auch du, mein Freund, hast vor nicht allzu langer Zeit deinen dreißigsten
Jahrestag begangen. Die Kundschafter, die wir ausgesendet hatten, kamen mit der
Nachricht zurück, dass sich in nur wenigen Meilen Entfernung ein erhöhtes
Plateau auf einem Bergrücken befindet, welches sich für den Bau befestigter
Anlagen prächtig eignen würde. Des Weiteren befindet sich in nächster
Nachbarschaft ein See, der von einem Fluss gespeist wird. Außerdem müssen wir
auch auf die wachsende Bedrohung durch die Orks reagieren, denen wir ohne Wälle
schutzlos ausgeliefert sind.
    Ich habe mich bereits

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