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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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obwohl er wahrscheinlich nicht einmal etwas davon weiß. Wenn er verstünde, was da geschieht, wenn er die Größe der Gefahr ermessen könnte … manch einer hält es für möglich, dass er sein Verhalten noch einmal
    überdenken würde.«
    Andovan machte große Augen und brachte offenbar zunächst kein Wort heraus. »Ist es das, was Ihr von mir wollt?«, fragte er endlich. »Dass ich das alles meinem Vater erkläre?«
    »Ramirus meint, Ihr wärt als Einziger dazu imstande. Auf Euch würde er hören.«
    »Ja, er hat auf mich gehört. Als ich noch lebte!« Er wollte sich empört aufrichten, aber dafür war die Kutsche zu niedrig, und so setzte er sich wieder auf die Bank, atmete hörbar aus und rieb sich unentwegt die Hände. »Habt Ihr vergessen, was wir ihm angetan haben, Colivar? Was Ihr ihm angetan habt? Bei Liannas Schleiern! Glaubt Ihr, nach alledem würde er von mir noch einen Rat annehmen?«
    »Man kann ihm jetzt die Wahrheit sagen«, erklärte Colivar ruhig. »Mit Worten, die sie erträglich machen. Notfalls nehme ich alle Schuld auf mich, dann kann er seinen Zorn über mich ausgießen …«
    »Mit welchen Worten?«, wollte Andovan wissen. »Mit welchen Worten könnte man einem Mann wie Danton Aurelius erklären, dass ihn sein Sohn zum Narren gehalten und ihn ohne Grund zum trauernden Vater gemacht hat? Dass er ihn um seinen Königlichen Magister gebracht und an den Rand des Wahnsinns getrieben hat … ja, ich habe die Gerüchte gehört … und wozu das alles? Damit der junge Mann ungestört eine Vergnügungsreise durch die Provinzen unternehmen und danach wieder heimkehren konnte?« Er holte tief Luft. »Er wird mir den Kopf abschlagen lassen, Colivar. Bevor ich auch nur das zweite Wort Eurer wie auch immer geplanten Rede über die Lippen bringe. Wenn Ihr mir nicht glaubt, dann kennt Ihr meinen Vater schlecht.«
    »Dann gibt es also keine Hoffnung mehr«, sagte Colivar finster. »Habe ich Euch richtig verstanden?«
    »Was ist mit den Magistern?«, wollte Andovan wissen. »Wenn Ihr die Wahrheit sagt, ist der wahre Schuldige einer von Euch. Könnt Ihr ihn nicht irgendwie an die Kandare nehmen oder notfalls sogar beseitigen? Ich weiß, es gibt irgendein Gesetz, das Euch verbietet, gegeneinander zu kämpfen, aber eine solche Lage müsste doch eine Ausnahme rechtfertigen. Oder ist die Gefahr zwar groß genug für die Morati-Könige, aber nicht so groß, dass die Magister sie zu fürchten hätten?«
    Colivar zuckte zusammen. Wir haben das Magistergesetz, aber du kannst nicht begreifen, was es für uns bedeutet. Die Morati wissen nicht mehr, was die Magister dieser Welt angetan haben, bevor das Magistergesetz geschaffen wurde. Sonst würden sie uns noch viel mehr fürchten. Und sich womöglich überlegen, ob sie ihre Welt tatsächlich mit uns teilen wollen.
    »Wir werden nicht unmittelbar gegen einen Magister vorgehen«, sagte er ruhig. »Auch nicht gegen Danton, solange sein Kontrakt mit einem Magister besteht. Nicht einmal in einem solchen Fall.«
    »Schön.« Andovan atmete hörbar aus und lehnte sich an die Wand. »So viel zur Frage der Hoffnung.« Er schloss müde die Augen und rieb sich mit den Fingerspitzen die Lider. »Was ist mit meiner Mutter? Kann sie nicht helfen?«
    »Gwynofar?«
    »Er hört auf sie. Mehr, als er je auf mich gehört hat. Sogar Ramirus bat sie bei schwierigen Verhandlungen mit Danton um Hilfe. Sie wirkt beruhigend auf meinen Vater. Das war schon immer so.«
    Colivar zögerte und stellte verwundert fest, dass es ihm widerstrebte, dem jungen Prinzen noch mehr Leid zuzufügen. Ein seltener Anflug von Menschlichkeit. »Danton hat sie gekränkt«, sagte er sanft. »Genaueres weiß ich nicht. Aber Berichten zu folge hält sie sich von ihm fern.«
    Andovan wurde noch bleicher. »Was? Was hat er ihr angetan? Sagt es mir.«
    »Ich weiß es wirklich nicht«, log Colivar. »Es tut mir leid.«
    Andovan wandte sich ab, soweit es der enge Raum zuließ. Colivar ließ es geschehen.
    »Was ist nur mit ihm?«, fragte der Prinz endlich. »Ich begreife das nicht. Aufbrausend und jähzornig war er immer, aber Mutter brachte seine besten Seiten zum Vorschein. Er sagte mir einmal, sie sei die Einzige in seinem ganzen Reich, die ihn vor dem Wahnsinn bewahren könne. Sie und Ramirus.« Er biss sich auf die Unterlippe. »Jetzt hat ihn der eine verlassen, und die andere wagt sich nicht mehr in seine Nähe … kein Wunder, dass er den Verstand verliert. Er ist umringt von Rivalen und falschen Ratgebern, an jeder

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