Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
Vom Netzwerk:
ihm in die Eier getreten.«
    Colivar stutzte. »Wie bitte?«
    »Er hatte Quetschungen am Unterleib. Ziemlich heftig. Sonst war er unverletzt.«
    Colivar lehnte sich zurück. »Du sagst also, sie hat ihn getreten, und er ist … von der Brücke gestürzt? Einfach so?«
    »Nun, wir gehen davon aus, dass er während des Sturzes in die Translatio fiel und nicht rechtzeitig genügend Macht beschwören konnte, um sich zu retten. Durchaus einleuchtend, wenn er zuvor so verschwenderisch mit seinen Kräften umgegangen war. Natürlich steht es dir frei, eine bessere Erklärung zu präsentieren.«
    Colivar schüttelte den Kopf. »Das kann nicht alles gewesen sein.«
    »Möchte man meinen. Aber nichts weist darauf hin, dass hinter der Sache mehr steckt … wenn du mir nicht glaubst, kannst du dir den Schauplatz gern selbst ansehen.«
    Colivar winkte ab. »Ich bin überzeugt, dass ihr sehr gründlich wart.«
    »Wohlgemerkt, nicht jeder ist untröstlich über seinen Tod; er war nicht gerade, wie soll ich sagen, der Beliebteste von uns …«
    »Er war ein Arschloch«, sagte Colivar knapp.
    Tirstan seufzte. »Aber ein unsterbliches Arschloch, und daraus erwachsen uns gewisse Verpflichtungen.«
    »Ihr müsst ihn rächen«, überlegte Colivar laut.
    »Der Tod eines Magisters kann nicht ungesühnt bleiben.«
    »Auch wenn er durch seine eigene Dummheit zu Tode kam?«
    Tirstan zuckte die Achseln. »Wenn die Morati sehen, dass ein Magister getötet wird und wir den Täter nicht bestrafen, könnten sie sich fragen, wo unsere Grenzen liegen. Und eine solche Frage sollte sich kein Sterblicher stellen.«
    »Dann müsst ihr die Frau finden.«
    »Bei diesem Mangel an Spuren? Mit jedem Tag, an dem wir vergeblich nach ihr suchen, würden wir mehr an Respekt verlieren, als die ganze Jagd wert ist.« Er lachte finster. »Wer nimmt uns unsere Allmacht noch ab, wenn wir es nicht schaffen, eine einzelne Hexe aufzuspüren?« Er griff nach dem Krug, schenkte seinen Becher voll und kühlte das Bier mit einer Handbewegung von Neuem. »Nein, die gerechte Strafe traf den Mann, der sie in unsere Gesellschaft einführte. Ein Jammer, denn Padman Ravi war durchaus nützlich. Aber man musste schließlich ein Exempel statuieren.« Er nahm einen Schluck. »Jetzt sehen die Morati, dass wir die Unseren schnell und gnadenlos rächen, und zittern schon bei dem Gedanken, uns zu verärgern. Das ist auf lange Sicht viel wichtiger, als eine einzige verängstigte Hexe zu erwischen.«
    »Ihr sucht also nicht weiter?«
    Tirstan winkte großspurig ab. »Du kannst es gerne versuchen. Aber vergiss nicht, wir haben keine persönlichen Gegenstände, um eine Verbindung zu ihr herzustellen, und wir wissen nicht, wer sie wirklich ist. Inzwischen hat sie ohne Zweifel ihren Namen und ihr Aussehen geändert und ist, wenn sie nur einen Funken Verstand besitzt, so weit weg, dass man eine Fremdsprache erlernen müsste, um sich nach ihr zu erkundigen.« Er zuckte die Achseln und leerte seinen Becher mit einem Zug. »Jedenfalls hätte ich mich an ihrer Stelle so verhalten.«
    »Sie hat nichts zurückgelassen?«
    »In Ravis Turm hatte sie ein Zimmer. Wenn du willst, zeige ich es dir. Ich glaube, sie hatte es bis zu diesem Zwischenfall eine volle Woche lang bewohnt.«
    »Ich würde es gern sehen.«
    Tirstan zog eine Augenbraue hoch. »Diese Frau … interessiert dich?«
    Colivar sah ihn betont gleichgültig an. »Sagen wir, ich liebe Geheimnisse.«
    Tirstan erhob sich seufzend und ließ den Zinnbecher fallen; er verschwand, bevor er den Boden erreichte, der Krug folgte ihm. »Wie du willst. Aber ich fürchte, du wirst nichts Neues erfahren. So ist es schon zu vielen ergangen.«
    Es dämmerte, als die beiden Magister den Ravi-Turm erreichten, und sie zogen die Schatten des frühen Abends um sich, um ungesehen und ungehört durch das halb geöffnete Fenster an den Tüllvorhängen vorbei in Kamalas ehemaliges Zimmer schlüpfen zu können.
    Drinnen setzte Tirstan mit einer lässigen Handbewegung die Lampen in Brand und bedeutete Colivar, sich nach Belieben umzusehen. »Wir konnten bis auf die Geschenke, die sie von Ravi bekommen hatte, nichts mehr finden, was ihr gehörte.« Obwohl die Magie verhinderte, dass sie außerhalb des Raumes zu hören waren, hatte er unwillkürlich die Stimme gesenkt. »Nichts, womit sie sich verbunden fühlte, nichts, was wir verwenden könnten, um sie zu durchschauen. Oder herbeizurufen.«
    Der Raum war mit wertvollen Möbeln ausgestattet und verriet deutlich, wie

Weitere Kostenlose Bücher