Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)
Sidereas Pfändern erzählte, dachte ich mir gleich, dass du sie als Druckmittel verwenden würdest. Aber deine Lösung war sehr viel unterhaltsamer.«
Sie schmunzelte. »Du sagtest ja selbst, dass sie wenig Macht enthielten. Sicher nicht genug, um das Urteil eines Magisters zu beeinflussen. Aber wenn man sie alle für einen einzigen Zauber benützt, braucht man nicht mehr herauszufinden, welches Pfand zu welchem Mann gehört.«
»Deine Argumentation in Bezug auf das Magistergesetz war übrigens gar nicht schlecht. Vielleicht hätte sie auch für sich allein Erfolg gehabt.«
»Vielleicht.« Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Wir werden es nie erfahren, nicht wahr?«
»Glaubst du wirklich, dass noch mehr Frauen zu uns stoßen werden? Dass du in unserem Kreis mehr bist als nur eine Laune der Natur?«
Er wusste also nicht, was es mit Lazaroth auf sich hatte. Nun, von ihr würde er es auch nicht erfahren. Falls sich in den Reihen der Magister tatsächlich noch mehr Frauen verbargen, stand es ihr nicht zu, sie zu enttarnen. Jede von ihnen musste selbst entscheiden, was für ein Leben sie führen wollte. Schließlich hatten sich Alternativen eröffnet. Einige mochten wie Lazaroth so viel Zeit und Energie auf ihre Maskerade verwendet haben, dass es ihnen schwerfiele, sich davon zu trennen. Alte Gewohnheiten – und alte Ängste – waren zäh.
Sie fragte sich, ob die heute anwesenden Frauen – immer vorausgesetzt, es gab sie – für oder gegen ihre Hinrichtung gestimmt hatten. Auch das würde sie nie erfahren.
»Es wird andere weibliche Magister geben«, sagte sie leise. »Verlass dich darauf.«
Colivar fasste mit der Hand in ihr Haar und wickelte sich eine Locke um den Finger. Sie war nicht gewöhnt, so selbstverständlich berührt zu werden, fand es aber erstaunlich angenehm. »Und was hat dieser weibliche Magister nun vor?«, fragte er. »Eine Stellung als Königlicher Magister vielleicht? Mancher Monarch würde sich sicherlich über einen Zauberer freuen, der nicht nur auf dem Schlachtfeld zu gebrauchen, sondern auch eine Augenweide ist.«
»Ich hatte überlegt, mich auf die Jagd nach Seelenfressern zu machen«, sagte sie.
Ein seltsamer Ausdruck trat in seine Augen. Aber er schwieg.
»Ob wahnsinnig oder nicht«, fuhr sie fort, »die Überlebenden sind immer noch gefährlich. Und wenn sie sich in alle vier Himmelsrichtungen zerstreuen, wird es noch viel schwieriger, sie aufzuspüren. Favias versprach, dass die Heiligen Hüter sie erledigen würden, bevor es dazu käme, und er hat mich um Hilfe gebeten. Ich kann die Ungeheuer besser anlocken als jeder Hüter.« Sie zuckte die Achseln. »Ich finde, das wäre ein sinnvolles Bündnis.«
»Du würdest das Risiko eingehen, diese Gestalt noch einmal anzunehmen?«, fragte er leise.
»Ich glaube, das wird nicht nötig sein. Nachdem die meisten menschlichen Konjunkten tot sind, werden die Wesen nur noch von blinden Trieben gesteuert. Leicht zu manipulieren. Einige haben ihre Partner vielleicht noch, aber mit denen können wir auf andere Weise fertigwerden.« Sie legte den Kopf schief. »Und du, Colivar? Was hast du für Pläne?«
Er antwortete nicht gleich. Seine Finger spielten noch ein wenig mit ihrem Haar, dann ließ er die Hand sinken. »Einige von uns wollen nach Alkal«, sagte er. »Wir werden einen Durchgang durch den Heiligen Zorn schaffen und dann nach Norden ziehen, um nach den Ikati zu suchen, die nicht an der Invasion teilgenommen hatten.«
Sie zog scharf die Luft ein. »Solche Ikati hätten noch ihre Konjunkten. Und sie können Hexerei einsetzen.«
Ein spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Deshalb will ich auch nicht allein dorthin.« Seine schwarzen Augen glänzten im Kerzenschein. »Wenn erst die gesamte Spezies beseitigt ist, findet sich vielleicht Zeit für … andere Dinge.«
Aus diesen Worten sprach ein so starkes Gefühl, dass ihr der Atem stockte. Sie setzte zum Sprechen an, brachte aber kein Wort über die Lippen. Dann klopfte jemand an die Tür, und die Stimmung verflog. Sie sah Colivar an, eine stumme Frage stand in ihren Augen.
»Ich fürchte, das war noch nicht dein letzter Spießrutenlauf«, bedauerte er. »Alle Magister wollen dich näher kennenlernen.«
»Aha«, sagte sie leise. » Diese Aussicht erschreckt mich mehr als die Seelenfresser.«
Er lachte leise und reichte ihr seinen Arm. »Magister Kamala?«
Sie wies ihn nicht ab, sondern legte ihre Hand auf die seine. Genoss seine Wärme unter ihren
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