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Die Seelenzauberin

Die Seelenzauberin

Titel: Die Seelenzauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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ausschalten konnte, wäre in der Zeit danach ein Feind weniger. Dass von ihrem armen, unschuldigen Kind einmal das Schicksal der Welt abhängen sollte, hatte niemand voraussehen können.
    Verlangt das nicht von mir , wiederholte sie stumm. Aber sie hatte das Opfer bereits angeboten, und es ließ sich nicht mehr zurücknehmen.
    Es war, als führe eine Lanze durch ihren Unterleib, und im gleichen Augenblick sprang die Falltür auf. Sie schrie auf und krümmte sich vor Schmerz. Ihr Körper suchte das Kind zu schützen, das er schon so lange genährt hatte. Aber die Macht des Throns – oder der Götter – war stärker. Eine Hand ergriff unsanft ihren Arm, ein Krampf erfasste ihren Schoß …
    Und in ihrem Inneren entlud sich die Macht in einem grellen, gewaltigen Blitz. Ungebändigte, ungeformte Kraftströme durchwogten sie mit so unerwarteter Heftigkeit, dass sie ihr die Luft aus den Lungen pressten. Die Hand, die nach ihrem Arm gegriffen hatte, fiel ab, und wie aus weiter Ferne hörte sie einen Mann aufschreien. Aber sie war mit den Vorgängen in ihrem Körper vollauf beschäftigt. In ihrer Seele tobte ein Feuersturm und schickte glutflüssige Macht durch ihre Adern. Qual und Verzückung verschmolzen zu einem verheerenden Weltenbrand.
    Gerade als sie glaubte, das Feuer nicht mehr halten zu können, brach es aus ihr heraus und erfasste ihre Umgebung. Es wogte durch die Seelen der Männer, die sie umstanden, griff über auf die Gardisten, die unten warteten, und auf alle Bewohner der Zitadelle … Gwynofar konnte spüren, wie jede neue Seele verschlungen wurde. Nur die wenigen, die kein nordisches Blut in den Adern hatten, spie das Feuer wieder aus, alle anderen wurden vernichtet. Es wälzte sich durch das Protektorat Alkal, und Tausende und Abertausende schrien auf vor Angst und Schmerz, als seine Macht bei Tisch, an der Arbeit, in ihren Betten über sie hereinbrach. Und es rauschte in die anderen Protektorate und weiter. Hinein in das Großkönigtum und in alle Kontinente jenseits davon und holte sich alle, ob Mann, Frau oder Kind, die durch ihre Abstammung mit den Lyr verbunden waren. Gwynofar nahm wahr, wie Salvator von der Energie berührt wurde, und sie spürte sein Entsetzen. Rasch hintereinander umfing die Macht auch ihre anderen Kinder und danach ihre Enkel bis hinunter zum winzigen Säugling in der Wiege. Jeder wurde von dem mystischen Feuer überrascht, und jeder wurde zu schnell davon verschlungen, um dagegen zu protestieren oder gar Widerstand zu leisten.
    Dann kam die Feuersbrunst zum Stillstand, und Gwynofar saß wie im Herzen eines riesigen brennenden Netzes, das die ganze Erde umspannte und mit seinen feurigen Maschen jeden neuen Lyr in ein umfassendes und unübersehbares Muster einband. Sie spürte die Ankerfäden, die ihre Seele mit jedem der sieben Gründungsgeschlechter verknüpften, genau ausgewogen in Kraft und Wesen. Ohne dieses makellose Gleichgewicht – das begriff sie erst jetzt! – hätten die Energien das ganze Gebilde in Stücke gerissen, und sie mit ihm.
    Sie war entzückt von so viel Vollkommenheit. Jedes neue Fünkchen Seelenfeuer, das von der Macht des Throns aufgesogen wurde, ging ein in das große Ganze, ob es nun dem Geist eines wahren Lyr entstammte, der zu solcher Macht geboren und erzogen war, oder von einem längst vergessenen Abkömmling kam, in dessen Adern nur noch ein schwacher Hauch nordischen Blutes zu finden war. Sie alle wurden von diesem gewaltigen metaphysischen Brand vereint, als hätten sich ihre Seelen die Hände gereicht, um einander zu stützen und zu stärken.
    Und dann kamen die Bilder. Sie brachen mit solcher Wucht über Gwynofar herein, dass sie in den Thron zurückgeschleudert wurde; sie glitten über die Erblinien weiter in jede einzelne Seele des brennenden Netzes und überfluteten alle mit einem Schwall von Erinnerungen, der so mächtig war, dass er jeden anderen Gedanken auslöschte, es blieben nur …

    … Flügelschatten gleiten tief über die Fluren hinweg, über einstmals fruchtbare Felder, die aufgegeben wurden und keinen Ertrag mehr bringen. Ein kleiner Junge schläft, vielleicht für immer, neben einem Pflug; durch seinen Körper geht ein Zucken, als ihn der Schatten des Dämons berührt. In der Ferne sammelt sich seine Familie – oder was davon noch übrig ist – zu einer Mahlzeit aus getrockneten Knollen und verfaulten Beeren, dem Besten, was sie auf den längst verwilderten Äckern noch sammeln konnten. In einer Ecke haben sich die Ratten

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