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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zurückgelassen hatte; diese Stimme sprach zu seiner Seele. Der feindliche Krieger war jetzt mit dem Einritzen seines Fluchzeichens fertig und erhob sich, wobei er sich halb umwandte.
    In diesem Augenblick, in der dunkelsten Stunde der Nacht, ohne Sonnenlicht und unter dem von Wolken verhangenen Mond, sah der Standartenträger der Zwanzigsten Legion zum ersten Mal das Gesicht seines Feindes. Er sah das regennasse Haar von der Farbe des Fuchses im Winter mit den zum Zeichen der Trauer lose herabfallenden Kriegerzöpfen. Er sah die einzelne, vollkommen schwarz gefärbte Schwungfeder der Krähe, die in den linken der beiden Zöpfe eingeflochten worden war und das Kennzeichen eines Kriegers war, der alle Verbindungen zu Familie und Stamm abgebrochen hatte, um allein zu jagen - und möglicherweise auch allein zu sterben. Er sah das mit feuchtem Blut beschmierte Messer, das gerade eben noch benutzt worden war, sah die Schlinge, die neben dem Säckchen mit den Flusskieseln vom Gürtel herabhing. Und plötzlich wusste Vindex mit einer aus seinem tiefsten Inneren aufsteigenden Gewissheit, dass jedes der Steinchen schwarz angemalt war, damit es diejenigen, gegen die es losgeschleudert wurde, mit noch größerer Sicherheit tötete. Er sah das Zeichen des Schlangenspeers, das der Leiche - seiner Leiche - über der Braue eingeritzt worden war. Und damit wusste er - denn er hatte dasselbe Zeichen in den vergangenen drei Tagen nun schon ganze acht Mal auf den Stirnen anderer getöteter Legionssoldaten gesehen -, dass dieses Zeichen und seine Bedeutung nun über seinem gesamten Leben prangten.
    Endlich, und erst als all diese Eindrücke zusammenkamen, erkannte Marcus Publius Vindex, Sohn des Gaius Publius Vindex, wer diese Frau war, die ihn getötet hatte, und nun verstand er auch, dass er tot war.
    Er fühlte sich wie ein Narr und ließ sein Schwert wieder sinken. Vom Feuer her brüllte der Waffenmeister erneut eine Frage zu ihm hinüber, und in seiner Stimme schwang nun unverkennbar ein Unterton der Besorgnis mit. Die Stille, die der Standartenträger - wäre er noch am Leben - hätte ausfüllen müssen, dehnte sich zu lange aus.
    Langsam erhob sich die Bodicea und steckte ihr Gürtelmesser zurück in dessen Scheide. Wem dienst du?, fragte sie. Ihre Lippen bewegten sich nicht, doch ihre Worte wurden zu einem Teil der Nacht.
    Auf die gleiche Art antwortete Vindex ihr. Ich diene Jupiter, dem Gott der Legionen, und Mars Ultor, für den Sieg. Dann fügte er hinzu: Du solltest schleunigst von hier verschwinden. Bald werden sie kommen, um nach mir zu suchen. Einen Kampf gegen so viele kannst du nicht überleben. Das Gefühl seiner eigenen Besorgnis überraschte ihn. Als Toter, so entdeckte er jetzt auf einmal, hegte er weder den Hass, noch spürte er die panische Angst, die er als Lebender gefühlt hatte.
    Danke. Aber ich gehe dann, wenn ich es für richtig halte. Deine Männer haben ja noch nicht einmal eine Fackel entzündet, und ich habe noch nie einen Römer gekannt, der im Regen vernünftig sehen konnte.
    Sie grinste, und Vindex sah keinerlei Angst in ihren Augen, nur die Erregung und den Rausch des Kampfes, die nun langsam wieder zu schwinden begannen. Einst hatte auch er dieses Gefühl gekannt sowie den grenzenlosen Frieden, der darauf folgte, und nun begriff Vindex, dass es in erster Linie diese Empfindungen gewesen waren, weshalb er gekämpft hatte, und nicht etwa das Silber, das man ihm anschließend für seinen Einsatz gezahlt hatte. Und er erkannte auch, dass er damit nicht allein war.
    Bewegt von seinen neuen Empfindungen, sagte er: So wirst du nie siegen, wenn du als Einzelne gegen eine Überzahl kämpfst .
    Amüsiert zog die Bodicea eine Braue hoch. Das habe ich schon öfter gehört. Nicht jeder, der so sprach, war ein Römer, aber zumindest die meisten, und sie alle waren gerade gestorben.
    Dann solltest du vielleicht einmal auf uns hören. Wir Toten wollen dir nichts Böses, aber manche Dinge sehen wir einfach ein wenig klarer . Und es stimmte; die Sorgen, die er zu Lebzeiten gehegt hatte, schmolzen dahin, und hinter ihnen trat eine Klarheit zutage, die Vindex sein ganzes Leben über gesucht und doch nie gefunden hatte. Ich biete dir dies als ein Geschenk an, ein Geschenk aus dem Land der Toten an die Lebenden: Wenn es dir nicht gelingt, auch den östlichen Teil der Provinz wachzurütteln und zum Kampf zu bewegen, dann werden die Legionen siegen, und Rom wird dein Volk ausbluten.
    Die Bodicea hatte sich die

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