Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
Glücklich sind immer die anderen
D ieses Buch beschäftigt sich vornehmlich mit der Frage, warum ausgerechnet attraktive, gutaussehende und intelligente Frauen der »thirty somethings« oft so große Probleme in ihren Beziehungen zu Männern haben und auch damit, überhaupt einen Partner zu finden. Konfus sind die gutaussehenden Schnelldenkerinnen bei ihrer Partnerwahl und in ihrem Liebesleben ja keinesfalls, sie sind vielmehr voller Hoffnung und Zuversicht. Dennoch sind viele Frauen mit dreißig schon froh, wenn der Mann, der ihnen gegenübersitzt, nicht verheiratet ist, keine Verhaltensauffälligkeiten zeigt, einigermaßen manierlich essen kann, keine »Altlasten« hat, irgendwie nett ist, das eigene Kraftfahrzeug nicht einen ganzen Abend lang zum Thema macht, schon einmal gehört hat, dass schnelles Fahren Beifahrerinnern zur Raserei bringt, vielleicht ein paar Bücher besitzt, dafür aber keine schwarze Ledercouch mit Chrom, keine farbigen Sakkos trägt, nicht nur über sich redet, gelegentlich auch mal von den Brüsten hoch ins Gesicht seines weiblichen Gegenübers sieht, vielleicht für irgendetwas Talent hat, mindestens aber Stil ohne »e« schreibt und eine Ahnung davon besitzt, dassGeld und seine Demonstration weit weniger wichtig ist, als seine Geschlechtskollegen meinen.
Um es gleich vorwegzusagen: Ja, es gibt deutlich mehr »gute« Frauen, als es »gute« Männer gibt, und damit verschlechtert sich natürlich auch die statistische Wahrscheinlichkeit, einen netten Kerl abzubekommen. Suchen viele Frauen mit zwanzig noch unter der Vorgabe »neuwertig« einen Partner, so sind sie mit dreißig mit »mängelfrei« zufrieden. Aber was ist dann mit vierzig und wie weit kann man sein Anspruchsdenken reduzieren? Kommen irgendwann nur noch Campingwagenfahrer, Frührentner und Weiße-Tennissocken-Träger als Partner in Frage? Das Ergebnis einer derartigen Zukunftsbetrachtung ist nackte Panik. Optionen werden geprüft und enden bei der Alternative »Vernunft«, das heißt, man evaluiert die denkbaren Möglichkeiten einer konzeptionell angelegten Zweisamkeit. Bei meiner Freundin Bea lief das darauf hinaus, dass sie eines Tages, enttäuscht von ihrer großen Liebe, aus dem Hotelzimmer in die Halle eines Tagungshotels lief und einen zwanzig Jahre älteren Verehrer anrief, den sie als Kunden aus dem beruflichen Umfeld kannte. Bis dato war er ihr als zu alt, nicht passend und wenig attraktiv erschienen. Verliebt war sie sowieso nicht, von Begehren ganz zu schweigen. Nach Jahren des Werbens wurde der Mann nun aber erhört und bereits drei Wochen nach dem Telefonat geheiratet. Heute, fast zehn Jahre später, beruhigt sich Bea mit typischen Floskeln. Es gebe zwar keine Leidenschaft, und Sex hätte sie nur mit ihm, um ihm eine gute Frau zu sein, aber er seiein guter Vater und verlässlicher Ehemann. Zumindest kann er eine Bohrmaschine halten und spielt mit seinem Sohn Fußball. »Ich respektiere ihn« – damit enden unsere Gespräche über dieses Thema meist, und es bedeutet zugleich so viel wie: »Ich will diesbezüglich nicht weiter in die Tiefe gehen.« Sie sieht es wohl als genetisch sinnvolle Kombination an. X und Y sind zwar nicht gleich, aber sie stehen wenigstens schon einmal dicht beieinander. Zumindest im Alphabet.
Andere »thirty somethings« versuchen sich in einer solchen Situation dann auf dem Heiratsmarkt einzuordnen und melden sich bei riesigen Partnervermittlungen wie »Parship«, samt Persönlichkeitstest, an. Dort fallen sie bei über zehn (!) Millionen Teilnehmern unter ihren »Suchkriterien« prompt durchs Raster. Dabei sind oft gar nicht die Suchkriterien ausschlaggebend, sondern die Tatsache, dass es, wie selbstverständlich, ein »Raster« gibt. Vieles wird einfacher, wenn man sich mit einem gewissen Pragmatismus klarmacht, dass es tatsächlich ein Marktplatz ist und worin der eigene Marktwert liegt.
Es ist ein wenig wie in der Finanzkrise. Zu viele toxische Papiere im Liebesleben verlangen nach einer sachlichen Betrachtung. Und wer kann das Absurde am besten theoretisch erklären? Natürlich ein Österreicher. Der Wiener Stadtethnologe Professor Dr. Karl Grammer ist ein Meister des Themas »Balzverhalten der Großstädter«. Seine Lieblingsspezies sind »Superweiber«, also bestens ausgebildete 35-jährige Frauen mit Diplom, Karriere, Verantwortung und jeder Menge Ansprüche. Um mehr als70 Prozent ist die Zahl der Akademikerinnen seit 1991, also in weniger als zwanzig Jahren, gestiegen. Neueste
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