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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Mitte zu rük-ken. Näher an Cheftu heran, was ihr ein wenig unheimlich war. »Wieso hast du mir nichts davon gesagt?«
    Sein Blick war offen. »Ich weiß es nicht. Aus Angst, dass du genau so reagieren würdest, dass du dich von mir entfernen würdest. Dass du aufhören würdest, mich zu lieben. Dass du mich verlassen würdest.«
    Zaghaft streckte sie die Hand aus und legte sie auf sein Knie.
    »Bitte verlass mich nicht, Chloe. Ich habe schon einmal deinen Tod erleiden müssen, ein zweites Mal würde ich das nicht durchstehen. Versprich es mir.« Seine Hand lag auf ihrer und zog sie heran.
    »Als ich dachte, du seist verwundet und würdest vielleicht Dion lieben ...«
    »Dion lieben?«
    »Na ja, ich habe mitbekommen, wie ihr euch geküsst habt.«
    »Hast du auch mitbekommen, wie ich ihm ein blaues Auge gehauen habe, ma chérie?«, knurrte er gehässig.
    »Ich bin weggelaufen und als ich zurückkam, habe ich, tja, unmissverständliche Geräusche gehört.«
    »Das war nicht ich.«
    In ihrem Geist blitzte jenes Bild wieder auf und diesmal fielen ihr Details auf, die sie zwar im Herzen, in ihrem intuitiven Verständnis für Cheftu registriert hatte, die aber von ihrem müden, verängstigten Bewusstsein vollkommen ausgeblendet worden waren. Er hatte keinerlei Reaktion gezeigt, er hatte möglicherweise sogar geschlafen. Glaubte sie wirklich, dass Cheftu sie betrügen könnte?
    Ja, er hatte mit Sibylla geschlafen, doch das war ihr Körper unter Sibyllas Haut, ihrem Gesicht, ihren Augen gewesen.
    Er hatte sie instinktiv wieder erkannt, wenn auch nicht verstandesmäßig. »Ich weiß, dass du es nicht warst, Cheftu. Ich weiß es.« Sie lächelte.
    Er wirkte immer noch gedemütigt.
    Langsam näher rückend, strich sie mit den Fingern über sein Gesicht, wo nur noch winzige Erhebungen von Narbengewebe zu spüren waren. Sie bekam eine Gänsehaut. Seine Augen suchten ihre, wanderten langsam über ihr Gesicht.
    Als du gedacht hast, er ist verletzt, da hast du ihn gewollt.
    Das tat nichts zur Sache, widersprach sie sich.
    Und jetzt, wo er gesund ist, willst du ihn nicht mehr?
    Hallo?
    »Das ist merkwürdig, Cheftu.«
    Immer noch sah er sie flehend an.
    »Mich verwirrt noch etwas anderes«, setzte sie an.
    »Nämlich?«
    »Wieso tausche ich immerzu meinen Körper? Du warst jetzt schon zweimal derselbe Mensch im selben Körper. Was ist aus RaEms Körper geworden?«
    »Er wurde zerstört. Zertrampelt.« Cheftus Blick wich ihr aus. »Wenn du darin gesteckt hättest, wärst du mit Sicherheit gestorben.«
    Chloe spürte ein leises Kribbeln unter der Haut. Wenn der Körper, den sie zuvor besessen hatte, nicht mehr da war, wo war dann die echte RaEm? Trug sie immer noch Chloes rotes Haar und blasse Haut durch das Jahr neunzehnhundert . sechsundneunzig?
    »Und wenn du nicht Sibylla gewesen wärst, wie hätte ich dich dann finden sollen?«
    »Du hättest dich nicht herabgelassen, mich unter den Wäscherinnen zu suchen?«, fragte Chloe trocken.
    »Ich habe deinen Leichnam in Händen gehalten, Chloe. Ich habe nicht nach dir gesucht.« Sein bohrender Blick brachte Chloe immer stärker aus dem Gleichgewicht.
    »Wie konntest du dich so schnell erholen, Cheftu? Was ist in dem Elixier?«
    »Was in dem Elixier ist? Kräuter und Flüssigkeiten und Krabbenessenz.«
    »Verzeihung?«
    »Die Formel. Spiralenmeister hat sie mir hinterlassen.«
    »Und dein fotografisches Gedächtnis hat den Rest erledigt«, schloss sie.
    »Ich vergesse nie etwas, das ich gelesen habe.«
    »Ganz genau. Wie also hat es gewirkt?«
    Cheftu schaute zu Boden. Die Asche fiel nur leicht, nicht so stickig und dicht, dass sie Masken gebraucht hätten. Chloe wartete und betrachtete dabei Cheftus gesunden Körper. Sie hatte noch an Ekel grenzende Angst, doch sie bemühte sich, darüber hinwegzukommen.
    Er ist gesund, du solltest dankbar sein.
    »In der Al-khem«, erläuterte Cheftu, »wird eine Reaktion oftmals nur dadurch erreicht, dass man zwei Komponenten in einer bestimmten Ordnung zusammenbringt.
    Alle Ingredienzien zusammenzurühren, würde zu nichts führen. Doch wenn man sie miteinander reagieren lässt, bevor man sie kombiniert, verhält sich die Sache ganz anders.«
    »Gut«, sagte Chloe.
    Cheftu fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Die aztlantischen Goldenen, jene Menschen, die du als griechische Götter bezeichnest, waren Kannibalen.«
    »Wie bitte?«
    »Es handelte sich um eine religiöse Zeremonie. Statt die Weisheit und das angesammelte Wissen eines Anführers

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