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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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ununterbrochen frösteln. Prostatevo schien weiter entfernt als in Chloes Erinnerung.
    Sie kämpfte mit den Tränen, als Cheftu eine Pause befahl. Sie hatten sich von den anderen Bimssteinschollen gelöst, sagte er. Vielleicht sollten sie, von den Gezeiten getragen, sich eine Weile treiben lassen. Sie nickte, schüttelte gleich darauf den Kopf und krächzte hervor: »Auch gut.«
    Als seine Hände ihre Schultern berührten - seine blasigen Hände ihre verbrannten Schultern -, mussten sie beide einen Aufschrei unterdrücken, darum bettete sie ihren Kopf auf sein Bein und starrte in die Luft. Nicht dass es irgendetwas zu sehen gab. Chloe bibberte, doch sie war zu müde, als dass ihr das noch etwas ausgemacht hätte.
    »Weißt du, was das Aztlantische Imperium war?«, fragte er. Seine Stimme klang fast wieder normal, was recht befremdlich war.
    »Santorin.«
    Er schwieg verdutzt. »Das sagt mir nichts.«
    »In der Ägäis. Meine Mutter hat die Insel studiert. Allerdings glaubte sie, die Minoer hätten hier gelebt, doch die Minoer hatten keine Pyramiden. Ich habe keine Ahnung, wer dieses Volk war.« Sie lachte, schon halb im Schlaf. »Dafür hat meine Mutter das Gemälde untersucht, das ich gemacht habe.«
    Cheftu stützte sich auf die Ellbogen. »Das von den Knaben? Bist du sicher?«
    Chloe kicherte. »Es ist ein bedeutendes Werk, weil es die erste antike Darstellung ist, auf der jemand Boxhandschuhe trägt.«
    Er verstummte. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass irgendwer zum Boxen Handschuhe tragen würde.«
    »Nein. Eben.«
    »Och«, sagte er lachend.
    Chloe blickte auf ihre Hände. Sie musste sie unbedingt waschen, doch das Salzwasser würde wehtun.
    »Wenn du also nicht gewusst hast, dass dies Santorin war, wo war - ist - war ...« Sie fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. »Wo waren wir dann?«
    »Hast du Platon gelesen?«
    »Platon?«
    »Genau, den griechischen Philosophen?«
    Chloe fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie gab höchst ungern zu, dass sie etwas nicht wusste.
    »Nicht wirklich. Ich konnte mich nie für die Antike begeistern. Ironischerweise.«
    »Ich dachte, in eurer Zeit besuchen auch Frauen die Universität?«
    »Tun wir auch. Wir studieren bloß jede Menge anderer Sachen, nicht nur alte Griechen.«
    » Iii, zum Beispiel?«
    »Alte ...« Chloe hielt kurz inne. »Alte Europäer.«
    Cheftu lachte leise. »Bei Platon findet man eine Legende, die Geschichte einer untergegangenen Insel.«
    Adrenalin schoss durch Chloes Körper. Eine untergegangene Insel ... Sie hatte sich immer vorgestellt, dieses UnterwasserKönigreich sähe aus wie der Palast in »Arielle«.
    War das möglich?
    »Ich dachte, die läge im Atlantik?«
    Er setzte sich auf. »Platon hat die Geschichte von einem Ägypter namens Solon erzählt bekommen. Hinter den Säulen des Herkules, sagte Solon. Für die Griechen bedeutete das jenseits von Gibraltar, denn diese Berge bezeichneten sie als Säulen des Herkules .«
    »Und für die Ägypter?«
    »Für die bedeutete das hinter den Inseln, bei denen die Welt der Griechen begann. Die Ägypter bezeichneten Kreta und die Inseln dahinter als >Keftiu<. Die Wurzel dieses Wortes bedeutet >Pfeiler<. Wir haben die roten Pfeiler in ihren Bauten gesehen. Die hebräische Bezeichnung dafür lautet übrigens >Kaphtor<.«
    »Ja, genau wie bei den Aztlantu.«
    »Ganz recht.« Einen Moment wirkte Cheftu verwirrt. »Für die Ägypter war Kreta eine Insel weit im Westen, einer der vier Pfeiler, die das Himmelsgewölbe stützten.«
    »Und woher kommt dann der Name Atlantis?«, fragte Chloe.
    »Die Griechen glaubten, dass Atlas den Himmel stützte, demnach würde eine Tochter von Atlas .«
    »Atlantis heißen?«
    »Ganz recht.«
    »Die Ägypter erzählten sich also die Geschichte eines Königreiches unter einem Himmelspfeiler? Und die Griechen meinten, dieser Pfeiler befände sich im Atlantik, und darum müsse das Königreich ebenfalls irgendwo im Atlantik liegen.« Es kam einfach stets auf den richtigen Blickwinkel an, dachte sie bei sich. »Doch die Bewohner von Atlantis bezeichneten sich als Aztlan, was für mich eindeutig mexikanisch klingt. Ihre Kleidung und Architektur waren minoisch.
    Na ja, größtenteils minoisch.« Wenn man über die Pyramiden hinwegsah, dachte sie. »Was an ihnen kommt dir noch bekannt
    vor?«
    »Ich könnte es dir an den Fingern abzählen. Platon ergießt sich seitenlang über die roten, schwarzen und gelben Steine in ihren Bauten, über die heißen und kalten Quellen, die

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