Die Sherbrooke Braut
gelehnt und schlief seelenruhig mit der Pistole im Schoß.
Douglas schlug ihm mit dem Kolben seiner eigenen Waffe auf die rechte Schläfe, worauf der Mann seitlich zu Boden rutschte.
»Jetzt«, sagte Douglas. Langsam drehte er den Knauf der Schlafzimmertür. Die Tür gab kein Geräusch von sich. Lang-sam, unendlich langsam, drückte er die Tür nach innen auf. Es ging alles vollkommen geräuschlos vor sich. Er trat ins Zimmer.
Dann blickte er in Richtung Bett, ohne den General zu entdecken. Er wagte sich noch einen Schritt vor, dann erstarrte er zur Salzsäule.
»Aha«, hörte er den General zufrieden sagen, keinen Zentimeter von seinem Ohr entfernt. Der Lauf der Pistole des Generals war in Douglas’ Rücken gebohrt.
»Wer bist du, he? Ein Dieb, der in dieses Haus eingedrungen ist? Wohl eher ein Wirrkopf. Gleich werde ich es herausfinden. Ich habe dich gehört, weil ich an Schlaflosigkeit leide.«
Douglas rührte sich nicht von der Stelle. Kein Geräusch drang vom Flur herüber, wo Tony und Georges keinen Meter entfernt warteten.
Ein Kerzenlicht flackerte auf. Für einen Augenblick war Douglas geblendet, als Belesain ihm das Licht direkt vor die Nase hielt.
»Sie sind’s«, stieß Belesain verwundert aus. »Das kann ich nicht fassen, das begreife ich nicht. Weshalb sind Sie hier?«
Douglas schwieg.
»Ach, das spielt jetzt auch keine Rolle, Sie müssen ohnehin dran glauben. Es gibt nämlich keinen Grund, Sie nicht auf der Stelle zu töten. Aber eines möchte ich noch wissen. Es gibt vier Wachleute. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie sie alle außer Gefecht gesetzt haben.«
»Hat er auch nicht«, rief Tony und schmetterte die Tür gegen Belesains Arm. Die Pistole flog in hohem Bogen durch den Raum. Douglas machte abrupt auf dem Absatz kehrt und versetzte Belesain einen gewaltigen Hieb in die Magengrube.
Sein weißes Nachthemd gab in dem dunklen Raum ein vortreffliches Ziel ab, nachdem die Kerze auf den Boden gefallen war.
Georges stürzte durch die Tür und packte Douglas am Arm. »Jetzt bin ich an der Reihe«, erklärte er und schlug dem General seine Faust mit voller Wucht ins Gesicht. Der ging schwer zu Boden, landete auf allen Vieren und verharrte in dieser Stellung, keuchend und leise vor sich hinwimmernd..
»Er ist noch fetter geworden, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe«, stellte Douglas angewidert fest.
»Er kann so dünn wie ein Strich sein und bleibt trotzdem noch ein Schwein«, warf Georges ein und spuckte den General an. »Paß gut auf, Alter. Ich bin Georges Cadoudal und bin hier, um Vergeltung zu üben. Sie haben meine Janine mißbraucht. Sie haben sie nicht nur als Gefangene gehalten, Sie haben sie darüber hinaus entehrt und von anderen Männern ebenfalls schänden lassen.«
»Cadoudal«, entfuhr es dem General blöde, und er hob die Augen. »Mein Gott, Sie sind das.«
»Jawohl.«
Tony blickte ungerührt auf den General, dessen Gesicht aus Angst vor Georges noch weißer als sein Nachthemd wurde. »Es ist deine Entscheidung, Georges. Was hast du mit ihm vor?«
Die Erregung, die sich in Georges Gesicht spiegelte, verriet eine Mischung aus tiefem Schmerz und geballter Wut, die nur schwer zu besänftigen war.
Der General versuchte sich zu rechtfertigen: »Ihre Janine, Cadoudal? Ich sage Ihnen, sie war nicht Ihre Frau. Es war gar nicht nötig, sie mit Gewalt zu nehmen. Ich bot ihr meine Gunst, meine Juwelen, mein Geld und noch vieles mehr an. Sie kam aus freien Stücken zu mir, bereitwillig öffnete sie all den Männern die Tür, die bei ihr anklopften. Alle haben ihr etwas dafür gegeben, und sie...«
Georges trat ihm so heftig gegen die Rippen, daß er zur Seite kippte. »Das war nicht übermäßig klug von Ihnen, General«, bemerkte Douglas. »Ich finde eher, daß es ziemlich dumm war. Bringen wir es hinter uns, Georges.«
Im Kerzenschein konnte Tony erkennen, daß Georges lächelte. Es war ein furchterregendes Lächeln.
»Du weißt doch, was man mit Schweinen anstellt, Douglas?«
Der General rührte sich nicht.
»Nein«, erwiderte Douglas, »doch ich könnte mir gut vorstellen, daß ich da lernfähig bin.«
Wie am Spieß quiekend, wollte der General auf allen Vieren davonkriechen.
»Hiergeblieben, Alter, oder ich jage Ihnen eine Kugel ins Bein.«
Der General gehorchte. Er keuchte schwer; er hatte fürchterliche Angst. Es war dumm von ihm gewesen, Janine zu beleidigen. Er sagte hastig: »Ich weiß, Sie sind ein glühender Royalist. Ich weiß, Sie wollen Napoleon
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