Die Sherbrooke Braut
hinter dir her, Douglas? Das dulde ich nicht, verstehst du! Sage mir, wie ich ihr das auf Französisch klarmachen kann, bitte.«
»Also paß auf, sag einfach: Je suis la femme de Douglas et je l’aime. II es ä moi.«
Sie blickte ihn mißtrauisch an.
»Du willst ihr damit sagen, daß du meine Frau bist und mich liebst, und daß ich zu dir gehöre.«
»Wiederhole es bitte.«
Das tat er denn auch Wort für Wort.
Alexandra öffnete ihren Mund und schrie die Wörter Janine Daudet entgegen.
Es folgte ein verdattertes Schweigen, dann bemerkte Georges nachdenklich: »Ich glaube, es gefällt mir besser, wenn Sie Ihr merde zum Besten geben.«
Douglas lächelte, was er gar nicht für möglich gehalten hätte. Alexandra blickte noch immer mit zusammengekniffenem Mund zu Janine Daudet hinüber. »Douglas, sag ihr bitte, wenn sie jemals wieder Lügengeschichten über dich verbreitet, wird sie es sehr bereuen.«
Douglas zögerte keine Sekunde. Er sagte es Janine auf schnellem Französisch. Sie blickte entgeistert von ihm zu Alexandra, dann nickte sie zustimmend.
Georges rieb sich seinen Kieferknochen und wandte sich dabei an Douglas: »Ich bin Ihnen dankbar dafür, daß Sie ihn nicht gebrochen haben.«
»Du hast ein blaues Auge«, stellte Janine fest. »Hat sie dir das zugefügt?«
»Nein, es wäre allerdings gar nicht so abwegig zu denken, daß sie sehr wohl in der Lage wäre, mir beide Augen blau zu färben.«
Es war ein Uhr nachts. Der Mond war verschwunden. Die drei Männer eilten tief gebückt von Baum zu Baum, um unbemerkt vorwärtszukommen.
Im Haus des Majors in Etaples brannten keine Lichter. Vier Wachsoldaten patrouillierten das Gelände. Sie unterhielten sich leise untereinander, um sich Langeweile und Müdigkeit zu vertreiben.
Die drei Männer lauerten in der Hocke knapp fünf Meter von den Wachsoldaten entfernt. Douglas flüsterte: »Tony, du nimmst dir den auf der rechten Seite vor. Georges, Sie erledigen den da drüben.«
»Was aber ist mit den restlichen zwei Männern ?« wollte Tony wissen.
»Keine Sorge, die gehören mir«, sagte Douglas händereibend.
Georges gefiel das nicht sonderlich. Er war es gewohnt, immer das Sagen zu haben und bei jedem Gefecht das Kommando zu übernehmen. Doch er war in Douglas’ Schuld, zudem respektierte er seine Fähigkeiten, und so hielt er seine Zunge im Zaum.
Sie warteten in vollkommenem Schweigen ab, bis die vier Wachsoldaten den äußersten Rand des Geländes erreicht hatten. Daraufhin verteilten sie sich, kauerten sich nieder und waren nur noch Schatten in der Nacht.
Douglas hatte sich vorgenommen, die zwei übrigen Wachsoldaten in dem Moment zu überwältigen, wenn sie dicht beieinander standen. Er war voller Ungeduld. Douglas beobachtete, wie sich Tony an den einen Wachposten heranpirschte. Er blieb vollkommen gelassen. Als er sah, wie Tony den Mann zu Boden beförderte und ihm mit dem Unterarm die Kehle zudrückte, grunzte er zufrieden. Nur ein leises Röcheln war noch vernehmbar. Derweil schnappte sich Georges seinen Wachposten und verdrehte ihm die Arme nach hinten, bis dieser lautlos einknickte.
Douglas ging in Stellung. Die Wachsoldaten näherten sich.
Sie standen jetzt sehr nahe beieinander. Douglas war unhörbar und schnell. Er stand neben ihnen, ehe sie merkten, was gespielt wurde. Unverschämt grinsend begrüßte er sie in tadellosem Französisch: »Bon soir, Messieurs!« Dann sauste sein rechter Ellbogen in die Magengrube des einen Wachsoldaten, zugleich traf seine linke Faust die Kehle des anderen. Er wirbelte herum und trat dem einen noch ans Kinn, und dem anderen verpaßte er noch einen Schlag gegen die Rippen. Beide fielen wie nasse Säcke zu Boden.
»Gut gemacht«, flüsterte Tony. »Erinnere mich daran, dich niemals zu provozieren, Cousin.«
Douglas knurrte. Es dauerte nicht lange, die Männer zu fesseln und zu knebeln. Dann führte Douglas seine Mitstreiter den Weg am Haus entlang zum Salon, wo er vor so langer Zeit mit General Belesain Karten gespielt hatte. Das Fenster war verschlossen. Douglas zerschlug es vorsichtig mit einer verbundenen Faust. Es war nur ein leises Klirren zu hören.
Tony bildete mit seinen Händen eine Leiter und hievte Douglas hoch. Der schlüpfte durch das Fenster und ließ sich behutsam auf den Boden gleiten, auf dem ein Teppich lag. Kurz darauf folgten Tony und Georges.
Schemenhaft schlichen sie die breite Treppe hoch.
Vor dem Schlafzimmer des Generals hielt ein Soldat Wache. Er saß bequem gegen die Wand
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