Die Silberschmiedin (2. Teil)
Sie schickte auch Johann von Schleußig fort. Dann ging sie in die Werkstatt, zog das Tuch vom Weihwasserbecken und versah es mit Ornamenten.
Epilog
Veränderungen brauchen Zeit.
Bei mir, Johann von Schleußig, kamen die Veränderungen auf so leisen Sohlen daher, dass ich sie kaum bemerkt habe.
Ich war gern Priester, bin es noch. Mein Leben hatte ich dem Glauben zur Verfügung gestellt, und ich schlief, ich sagte es schon, jede Nacht den Schlaf des Gerechten.
Doch mit dem Silber kam die Neue Zeit nach Leipzig. Plötzlich stand der Mensch im Mittelpunkt. Das Wort «Ich» bekam eine Bedeutung.
Das «Ich» war ungewohnt. Wir alle wussten nicht, wie wir damit umgehen sollten.
War das «Ich» das, was man von außen sah? Viele dachten so und drängten danach, das Äußere aufzupolieren. Das Silber gab ihnen das Werkzeug dafür.
Oder war das «Ich» das, was in uns, in unseren Seelen, wohnte?
Wer aber kannte seine Seele? Wer von uns wusste schon, was und wie er war?
Wir alle haben einiges richtig und vieles falsch gemacht.
Ist das ein Wunder?
Ich, Johann von Schleußig, danke Gott besonders für mein Scheitern. Denn nur im Scheitern liegt der Fortschritt.
Auch Eva hat diese Erfahrung gemacht. Und auch sie hat von Gott die Möglichkeit bekommen, aus dem Scheitern heraus einen Neuanfang zu wagen. Ich werde ihr dabei helfen, so gut ich es vermag, denn ich liebe sie, jedoch auf eine Art und Weise, die einem Priester nicht gestattet ist.
Von uns allen hat sich Priska am besten der Neuen Zeit gewachsen gezeigt. Doch auch in ihrer Zukunft hat das Scheitern einen festen Platz. Ich kann den Aufruhr in Priska schon jetzt sehen und fühlen. Und ich weiß, dass ich ihr nur begrenzt helfen kann.
Nichts wird mehr so sein, wie es war. Den ruhigen Schlaf werden wir uns verdienen müssen.
Mein Wunsch für die Zukunft? Ich muss nachdenken. Die Antwort werde ich mit der Zeit erst finden.
Ich habe nur einen Wunsch für uns alle: Gott behüte uns.
Nachwort
Schreiben ist eine einsame Tätigkeit. Man sitzt monatelang allein am PC, allein auch mit seinen Gedanken. Deshalb ist es für mich ungeheuer wichtig, Menschen um mich zu haben, die die Entstehung eines Buches auf die eine oder andere Art begleiten. Und bei diesen Menschen möchte ich mich an dieser Stelle bedanken:
Zuallererst bei meinem Vater Heinz Nichelmann für die umfangreichen Recherchearbeiten, ohne die so manches Detail wohl übersehen worden wäre.
Herrn Dr. Roman Fischer vom Institut für Stadtgeschichte Frankfurt verdanke ich zahlreiche Anregungen und Tipps.
Frau Dr. Sabine Heißler hat mit ihrem ungeheuren Fachwissen in der Geschichte der frühen Neuzeit viel dazu beigetragen, den Roman historisch so genau wie möglich zu gestalten.
Meine Tochter Hella Thorn ist seit Jahren für mich die kritischste Testleserin. Danke, Hella, auch dieses Mal.
Und das letzte Dankeschön geht an meine wunderbare Lektorin Kathrin Blum, die einfach über alle Eigenschaften verfügt, die ein Autor braucht, um jedes Mal vielleicht ein bisschen besser zu werden.
Informationen zum Buch
Macht und Verderben im mittelalterlichen Leipzig
Leipzig, 16. Jh.: Silber wird im Erzgebirge entdeckt. Die Stadt blüht auf. Aus Frankfurt kommt Eva, die Tochter der Pelzhändlerin Sibylla, um das Imperium ihrer Mutter weiter auszubauen. Sie kauft sich in die Silberminen ein und gründet eine Gold- und Silberschmiede. Alles scheint seinen vorgezeichneten Lauf zu nehmen – auch die Verlobung Evas mit dem älteren vermögenden Kaufmann Andreas Mattstedt. Bis der junge Silberschmied David in die Stadt kommt und Eva in seinen Bann zieht …
Informationen zur Autorin
Ines Thorn wurde 1964 in Leipzig geboren. Nach einer Lehre als Buchhändlerin studierte sie Germanistik, Slawistik und Kulturphilosophie. Heute arbeitet sie als freie Autorin und hat bereits zahlreiche erfolgreiche historische Romane veröffentlicht. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Weitere Veröffentlichungen:
Die Pelzhändlerin
Die Wunderheilerin
Unter dem Teebaum
Die Verbrechen von Frankfurt. Galgentochter
Die Kaufmannstochter
Die Verbrechen von Frankfurt. Höllenknecht
Impressum
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Oktober 2009
Copyright © 2006 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages
Umschlaggestaltung any.way, Barbara Hanke/Cordula
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