Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Conradus.“, sagte sie zu ihrem Bruder. Dann hauchte sie ihm ein Küsschen zu und verschwand über die brennende Zugbrücke durch den Zwinger in den Haupthof.
Ida überquerte die brennende Brücke zur Hauptburg. Die Brüstung war bereits zum größten Teil verbrannt und die Flammen fraßen sich nun durch die dicken Bohlen des Brückenbodens. Durch die Ritzen reckten sich dünne Fäden weißen Qualms. Schon züngelten die ersten kleinen Flammen auf. Ida übersprang die brennenden Bohlen. Die Angst verlief ihr scheinbar Flügel. Angst vor einem weiteren Angriff von Eberhards Männern. Angst um ihr eigenes Leben. Angst, dass die Zeit nicht reichen würde. Plötzlich bekam sie ein ungutes Gefühl, als ob sie ihre Entscheidung zu spät getroffen hatte. Sie stürmte durch den Zwinger und wollte durch das Tor rennen. Dann hielt sie inne. Das Feuer im Palas hatte sich, seitdem sie den Hof verlassen hatte, durch das Dach gefressen des Wohnhauses und die oberen Stockwerke entzündet. Aus den Fenstern zum Hof loderten lange Flammenzungen. Ida wusste die Zeit drängte. Die Böden der Stockwerke waren aus Holz und wesentlich trockener als der Dachstuhl, der ebenfalls komplett in Flammen stand. Es konnte nur eine Frage von Minuten sein, bis auch der Wohnraum in Flammen stand. Ida empfand die Hitze, die von dem Feuer ausging als unerträglich. Die Wärme trocknete augenblicklich die Haut aus, brannte in den Augen, als auch diese ihre Feuchtigkeit verloren. Hinzu kam der stinkende Qualm. Sie klappte die Kapuze hoch um sich zu schützen. Dann ging sie die wenigen Schritte zur Tür des Bergfrieds. Hier, so nah am Haus war die Hitze noch unerträglicher. Es brannte in Idas Lungen und sie versuchte, ein Husten zu unterdrücken. Unmöglich. Sie rang nach Luft, während sie hastig am Riegel der Tür nestelte. Endlich war die Tür auf. Sie ging hinein und schlug die Tür hinter sich zu. Sie nahm eine Fackel von der Wand. In diesem Teil des Turmes gab es keine Fenster und so diente das kontrollierte Feuer in ihrer Hand als Lichtquelle, als sie in die hintere Ecke des Raumes wechselte. In der hinteren Ecke des Raumes war eine schwere Bodenklappe als Zugang zum Kerker in den massiven Holzboden eingelassen. Die von oben mit Eisen beschlagene Luke machte für den Eingesperrten darunter ein Entkommen ohne Hilfe von außen unmöglich! Ida schob die zwei armdicken Riegel zur Seiten und öffnete die Klappe.
Johann blickte unruhig in der Dunkelheit hin und her, seine Augen zuckten wild von links nach rechts. Als könnten sie auch nur die Spur eines Umrisses erkennen, waren sie weit geöffnet. Aber es war eine Eigenschaft des wachen Menschen, auch in der schwärzesten Nacht nicht die Augen zu schließen, sondern zu schauen und auf Licht zu warten und zu hoffen. Die dumpfen Schläge, die Johanns Gefängnis erschütterten, hatten aufgehört, aber Johann war sicher, dass etwas passierte, was er durch die mannsdicken Mauern schlicht nicht hören konnte. Er lauschte. Alle seine Sinne waren auf die Außenwelt gerichtet. Nichts war mehr von der Resignation der letzten Stunden zu spüren. Johann fieberte. Es gab nichts mehr zu verlieren. Dann auf einmal fühlte Johann stechenden Schmerz in den Augen, als plötzlich die Klappe zur Oberwelt aufgerissen wurde und eine Gestalt im Lichtkegel des Raumes über ihm auftauchte. Er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und blinzelte durch die kleine quadratische Öffnung nach oben.
Johann konnte außer der Kontur des Mannes oben immer noch nichts erkennen. Er fächerte mit der Hand seine Augen vor dem plötzlich so ungewohnten Licht ab. Er nahm eine Silhouette wahr. Das musste der Mönch in seinem Gewand sein. Die Kapuze hatte der Mann über seinen Kopf gezogen.
„ Deine Zeit ist gekommen.“, brummte die Stimme oben.
Johann schluckte. Gerade noch hatte er alle Hoffnung gehabt, dass er heil aus diesem Loch kommen würde und einen Moment später war alles verloren. Der Mönch war gekommen, seine letzte Beichte abzunehmen.
Ida hielt die Fackel in der rechten Hand und senkte das Licht zur Seite. Sie wusste, dass Johann in dieser Grube steckte. Ein Schwall von Moder und der feuchte Gestank von Kot stiegen ihr in einer Wolke entgegen als sie die Bodenklappe öffnete.
„ Deine Zeit ist gekommen.“, sagte sie und brummte dabei so tief sie konnte, um die Männerstimme Conradus´ nachzuahmen. „Confide! Beichte deine Sünden. Beichte deinen Mord und deine Seele mag vor Gott Gnade finden.“
Sie
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