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Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Titel: Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Zu Hause am Möwenfjord
    Der Gipfel des Schwarzbuckels war in den Glanz der Nachmittagssonne getaucht. Aber im Tal und an den Berghängen krochen die Abendschatten schon hervor.
    Die Hofgebäude von Möwenfjord lagen in diesem Schatten. Der Abend kam hier früh.
    Im Kuhstall rasselten die Eimer. Der Brunnendeckel auf dem kleinen Wirtschaftshof knallte zu. Irgend jemand streifte auf den Treppenfliesen die Holzschuhe ab, und dann ging eine Tür.
    Der Kater spazierte würdig vom Stall herüber. Er leckte sich den Milchschaum vom Schnurrbart; dann trottete er am Haus vorbei, den Steig hinan, ruhig und zielbewußt.
    Der alte Maunz hatte seine festen Gewohnheiten. Sobald er im Stall sein Schälchen Milch getrunken hatte, ging er nicht, wie andere Katzen mit Selbstbewußtsein, auf die Fliesen vor der Stalltür hinaus, um die Abendwäsche vorzunehmen. Sondern er lief hundert Meter den Steig bergauf. Dort wußte er einen Stein auf einem entlegenen Felsvorsprung. Auf dem machte er sich’s behaglich und genoß die letzten Strahlen der Sonne, während er sich sorgsam Gesicht und Pfoten putzte und was sonst noch des Putzens bedurfte. Es konnte auch geschehen, daß ihm eine Spitzmaus über den Weg lief, die ihm eine willkommene Extramahlzeit lieferte.
    Er blieb auf seinem Steine sitzen und hing seinen eigenen kleinen, verständigen Katergedanken nach; dabei blickte er bedächtig zur Höhe hinauf. Um diese Zeit des Tages sollte man wirklich nicht aufs Fjäll hinaufgehen. Diese Erfahrung hatte der Kater Maunz seit vielen Jahren gemacht. Aber heute abend gingen zwei Menschen auf dem schmalen Pfad bergauf. Immer höher stiegen sie, ganz bis nach oben, wo die Nachmittagssonne noch hinkam - und sonst nur noch die Schafe liefen. Das spröde Geläut des Schellenschafs tat kund, daß hier die Herde graste, und daß alles wohlauf und in Ordnung war.
    Die beiden, die den steilen Pfad bergan stiegen, waren ein junger Mann und ein Mädchen.
    War der Pfad breit genug für beide, dann gingen sie nebeneinander, und der Mann legte seinen Arm um die Schulterndes Mädchens. Wenn aber der Steig zu eng wurde, gingen sie hintereinander, das Mädchen voraus. Die Abendsonne glänzte auf dem hellen Haar.

Von Ihrem alten Ausguck zeigte Anne dem Freund die Heimat
    Das Haar des Jungen glänzte in der Sonne fast schwarz.
    Jetzt blieben die beiden stehen. Das Mädchen wandte sich nach dem Begleiter um und lächelte. „Hier ist es, Jess.“
    Er trat zu ihr. Sie stand vor einer kleinen Mulde, die gegen den West- und Südwind geschützt lag. Saß man in der Vertiefung, dann war der Wind überhaupt nicht zu spüren. Aber durch einen tiefen Einschnitt im Gestein sah man das Meer - das große, weite Meer hinter dem Schärengarten.
    Sie setzten sich. Für zwei war es eng in der winzigen Mulde; doch Jess und Anne hatten nichts dagegen, eng zu sitzen.
    Jetzt legte er wieder seinen Arm um ihren Nacken. Er starrte übers Meer. Das ferne, gute Läuten des Glockenschafs klang ständig in seinen Ohren.
    „Was dachtest du so, wenn du hier saßest, Anne?“ Sie lächelte. „Ach, alles Mögliche. Oft hatte ich Bücher mit und immer ein Strickzeug. Es kam vor, daß ich alles um mich her vergaß. Besonders wenn ich las. Einmal hatte sich ein Lamm verirrt. Es war eine böse Sache für mich, nach Haus zu gehen und zu beichten. Ich wurde wieder auf den Berg geschickt, um das Lamm zu suchen und fand es auch. Es hatte sich verstiegen - dort - siehst du den Absatz dort? Nein, höher hinauf - ja, dort oben. Ich mußte wieder nach Haus zurückrennen - und Magnus holen. Und er mußte sich am Seil runterlassen und das Lamm rauftragen. So was kann vorkommen, wenn das Hirtenmädchen dasitzt und englische Grammatik lernt, siehst du!“ Anne lachte.
    „Und als du nach Hause kamst?“
    „Da war ich so müde, daß ich meine Beine nicht mehr fühlte. Aber denke bloß nicht, daß sie Mitleid mit mir hatten! Ich legte mich ins Bett und schlief wie ein Stein, doch vorher bekam ich noch eine mächtige Gardinenpredigt, die ich bis heute nicht vergessen habe.“ Jess blickte in das helle Gesicht und lächelte. Dann schweifte sein Blick den Hang hinauf, auf dem die Schafe sich wie weiße Wollknäuel gegen die Fjällwand abhoben.
    „Aber jetzt paßt doch niemand auf sie auf“, sagte er.
    „Nein, die großen können allein herumlaufen. Nur als die Lämmer da waren, mußte ich hüten. Jetzt sind sie größer, wenn sie ins Freie gelassen werden. Seit wir den neuen Schafstall haben, können wir

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