Die Sprache unserer Organe
bezeichnet, als »höheres Gesetz, das den Lauf der Ereignisse zu einem bestimmten Ende zu führen scheint«, wie im Lexikon zu lesen ist. Wie lässt sich das Zusammentreffen verschiedener Umstände erklären, die in einem Moment diesen Unfall geschehen lassen?
Eine Verkettung von Umständen
Im schlimmsten Fall kann eine Verkettung von Umständen ein Leben in die Katastrophe stürzen:
Zwei Autos fahren los, eines in Paris Richtung Straßburg, das andere in Straßburg Richtung Paris, jedes zu einem Zeitpunkt X. Da beide auf derselben Strecke unterwegs sind, ist es vorhersehbar, dass die beiden Fahrer sich, ohne es zu wissen, irgendwo begegnen werden. So geschieht es tagtäglich, tausende Autos begegnen einander. An diesem Tag jedoch, um 7.26 Uhr, schläft Gérard, der aus Straßburg kommt, am Steuer ein. Um diese Zeit ist kaum Verkehr auf der Straße. Nur Pierre kommt ihm aus der Gegenrichtung entgegen. Schreckliche Unausweichlichkeit: Das Auto von Gérard prallt mit dem Auto von Pierre zusammen, der nichts dagegen tun kann, weder ausweichen noch beschleunigen. Er ist auf der Stelle tot.
Zwei Meter mehr, wenige Sekunden früher oder später, und der Unfall wäre nicht passiert. Pierre wäre mit dem Leben davongekommen. Von der Geburt bis zu diesem tragischen Augenblick, alles, was im Leben dieser beiden Menschen geschehen ist, hat letztendlich dazu geführt, dass sie sich auf der Straße zwischen Straßburg und Paris begegnen mussten.
Ist das Schicksal weniger grausam, spricht man gerne von Glück. Das Zusammentreffen zweier Menschen, die sich ineinander verlieben, geschieht ebenfalls dank solcher »zufälligen Umstände«, gerade weil sie sich nicht um wenige Meter oder Minuten verpasst haben. Denkt man noch weiter zurück, kann man eine ganze Abfolge von Verkettungen ausmachen, die schließlich zu diesem Aufeinandertreffen führten; die Geburt dieser beiden Menschen war bereits durch die Geburt ihrer Eltern, ihrer Großeltern, ihrer Urgroßeltern und so weiter vorprogrammiert. Eine unendliche Geschichte.
Mangelnde Wachsamkeit
Tagtäglich werden wir mit Unwägbarkeiten und Schicksalsschlägen konfrontiert. Wie wir auf sie reagieren, hängt von unseren Stärken und Schwächen ab.
Alain renkt sich bei einem Sturz in den Swimmingpool die Schulter aus. Er hatte ihn vor dem Einlassen des Wassers reinigen wollen. »Er hat Glück gehabt, es hätte viel schlimmer kommen können!«, heißt es in seinem Umfeld. Er erklärt, er sei auf dem Beckenrand ausgerutscht, habe auf feuchtem Laub das Gleichgewicht verloren. Aber warum hat er die Blätter nicht gesehen und ist ihnen nicht ausgewichen?
Er empfindet diese mühsame Arbeit tatsächlich als Belastung. Es gibt so viele andere interessante Dinge zu tun. Als seine Freunde ihm sagen: »Das musste ja so kommen, du bist wirklich sehr zerstreut«, oder »Du hättest aufpassen müssen, du weißt doch, dass du häufig das Gleichgewicht verlierst«, antwortet er unweigerlich: »Ich habe überhaupt keine Lust, diesen Swimmingpool zu reinigen. Ich persönlich bade nicht gerne, ich tue das nur für die Familie.«
Unwille, Zerstreutheit oder Gelenkschwäche? Wenn wir etwas ungern tun, begeben wir uns unbewusst in Gefahr.
Zu viel um die Ohren
Jean hat sich durch eine leichte Verdrehung des rechten Knies einen Kreuzbandriss zugezogen, weil er beim Treppensteigen eine Stufe ausgelassen hat. Er war viel zu spät dran und wegen einer Akte gestresst, die er nicht hatte abschließen können. »Das ist dumm gelaufen, ich bin ausgerechnet auf das Knie gefallen, das mir bereits seit Monaten Probleme macht«, bemerkt er. Worauf seine Frau hinzufügt: »Du hättest beim Hinuntergehen nicht in der Akte lesen dürfen, die dich so geärgert hat.«
Aus Sicht des Therapeuten ist es kein Zufall, dass der Bänderriss im rechten Knie aufgetreten ist. Jean ist Rechtshänder und es ist das Knie seines Standbeins, das er systematisch belastet und das ihn schon vor dem Unfall schmerzte. Das ist jedoch nur ein Teil der Erklärung. Sein Kleinhirn, das die Bewegung der Füße hätte koordinieren müssen, war auf die Akte fokussiert und konnte daher die von den Füßen zugesandten Informationen nicht korrekt analysieren.
Ein Riss in der Schutzzone
Unsere Gelenke werden anatomisch durch Bänder, Knorpel, Fett, Muskeln, Faszien (Muskelhüllen) aus Bindegewebe und die Haut geschützt. Auch um unseren Körper besteht eine Schutzzone, die jedoch nicht sichtbar ist. Sie verwehrt jedem Eindringling den
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