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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Männer unter Waffen mit, sie werden zusammen mit meinen Wachen auf die drei Trupps aufgeteilt. Randolf, Ihr sichert derweil die Verteidigung des Dorfes und der Gruben. Bittet Eure Freunde, Euch dabei mit ihren Männern Unterstützung zu gewähren.«
    Während Christian jede Regung sorgfältig verbarg, neigte Randolf ehrerbietig den Kopf, mehr als zufrieden mit dieser Entscheidung des Markgrafen. Zwar war Otto nicht auf den indirekten Vorschlag eingegangen, Christian als Spion nach Eisenach zu schicken, doch auch beim Geleit des Silbers konnte so manches passieren.
    Dafür würde er sorgen. Das war zwar genaugenommen Hochverrat, aber Richenza fiel bestimmt etwas ein, um jeden Verdacht von ihm fernzuhalten. Sie hatte recht; viel zu lange hatte er sich zurückgehalten und den gehorsamen Gefolgsmann gespielt.
    Christians Stimme riss ihn aus seinen Rachegedanken.
    »Euer Neffe sollte vorübergehend hier bei Euch auf dem Burgberg bleiben.«
    »Ihr habt recht, Christian«, stimmte Markgraf Otto sofort zu.
    »Aber ich will mich nicht hier verkriechen und abwarten, bis die Gefahr vorbei ist«, protestierte Konrad, der unwillkürlich die Hand auf den Knauf seines Dolches gelegt hatte. »Das wäre ehrlos!«
    »Du bist der einzige Erbe deines Vaters und musst einmal seine Ländereien übernehmen«, wies sein Onkel ihn scharf zurecht.
    »Wenn dir etwas geschieht, erlischt eure Linie.«
    Das brachte Randolf unversehens zu einer neuen Überlegung. Keine Rache an Dietrich könnte feiner gesponnen und gründlichersein, als dafür zu sorgen, dass diesem Jüngelchen etwas zustieß.
    »Dein Vater wird ohnehin bald nach dir schicken«, erklärte Otto dem aufgebrachten Neffen. »Er will dich sehen, bevor er zum Feldzug aufbricht. Du musst dich darauf vorbereiten, ihn in seiner Abwesenheit zu vertreten. Und seine Vorhersage ist eingetreten, es gibt neue Kämpfe in den Grenzgebieten eurer Mark. Du siehst also, du wirst genug zu tun haben.«
    Gehorsam senkte Konrad den Kopf und schwieg. Die Entscheidungen seines Onkels missfielen ihm. Er schickte Christian auf eine riskante Mission und entblößte das Dorf im Augenblick höchster Gefahr. Randolf war zwar ein gefürchteter und erfahrener Kämpfer, aber ob er die Dorfbewohner wirklich schützen würde?
    Doch wenn er jetzt noch einmal widersprach, würde sein Onkel ihn wahrscheinlich hinauswerfen und sich bei seinem Vater über sein ungebührliches Benehmen beschweren. Und er wollte Christian keine Schande bereiten.
    Der Markgraf gab das Zeichen, dass die Beratung beendet war. Als die Männer gegangen waren, wandte sich Hedwig brüsk ihrem Gemahl zu. »Du sendest Christian mit der kleinsten Eskorte nach Trifels? Wenn auch nur ein Wort von deinem Plan bekannt wird, schickst du ihn in den sicheren Tod.«
    Wütend stemmte sich Otto hoch und beugte sich zu ihr hinüber: »Jetzt misch dich nicht auch noch in militärische Dinge ein! Davon verstehst du nichts. Er hat gute Chancen, durchzukommen. Und wenn nicht – er ist ein Ritter, und Ritter sterben nun einmal in Ausübung ihrer Pflichten. Jeder Befehlshaber steht immer wieder vor der Entscheidung, seine Männer opfern zu müssen.«
    Hedwig wollte etwas erwidern, doch ihre Zunge war wie gelähmt. Wortlos stand sie auf und ging hinaus.
    Am Morgen ließ sie Christian zu sich rufen, bevor er mit den anderen zurück in sein Dorf ritt, um dort die Mannschaft für den Silbertransport zusammenzustellen.
    »Bringt Eure reizende Gemahlin wieder hierher, bevor Ihr mit dem Silber für den Kaiser aufbrecht«, sagte sie, während sie sich alle Mühe gab, ihn weder Mitleid noch Sorge spüren zu lassen. Christian verneigte sich tief. »Es wird ihr eine Ehre und eine Freude sein«, erwiderte er, froh über das stille Übereinkommen, dass Marthe und die Kinder während seiner Abwesenheit unter dem Schutz der Markgräfin stehen würden.
    Wenigstens diese Sorge wurde ihm genommen. Über alles andere machte er sich keine Illusionen. Dass ihm Otto das Geleit für den Silbertransport übertrug, mochte offiziell als Vertrauensbeweis und Anerkennung seines Kampfgeschicks gelten. Aber niemand würde sich um diese zweifelhafte Ehre reißen. Wenn Ottos List fehlschlug, war es ein Todeskommando.

Der Silberschatz
    Als Marthe Christian, Konrad und Lukas zurückkommen sah, erkannte sie schon an den Gesichtern der Männer, dass neues Unheil bevorstand. Christian berichtete ihr in wenigen Worten, was der Markgraf entschieden hatte. Sie verkrampfte die Hände ineinander und wurde

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