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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Aufeinandertreffen ihr Kind genommen. Und fortan war sie auf seinen Wegen gewandelt, war ihm nachgegangen, mit dem Schwur im Herzen, nicht eher zu ruhen, bis daß sie ihn gestellt hatte.
    Bis er ihr verraten hatte, weshalb er ihr David genommen hatte.
    Und bis sie ihren Sohn wieder in Armen hielt.
    Vor den Toren von Paris hatte sie ihn endlich aufgespürt - vor wenigen Minuten erst!
    So vieles war geschehen in der einen Minute ihres Wiedersehens.
    Alles war anders geworden, ausgelöst allein von seiner Präsenz, die Beth während ihrer Suche oft aus dreierlei Richtung gespürt zu haben meinte.
    Nun wußte sie, wie es hatte sein können.
    Denn er war nicht allein, war nicht ein Einziger. Er war drei. Dreige-staltig. Und keine dieser drei Gestalten, in denen er sich hier zeigte, mochte seiner wahren auch nur annähernd gleichkommen. Einmal hatte er Beth gefragt, ob sie sein echtes Antlitz schauen mochte -und ihr zugleich prophezeit, daß sie damit den wahnsinnigsten aller Tode sterben würde .
    Sie hatte es nicht gewollt, und er hatte sie nicht gezwungen.
    Heute Nacht jedoch, in dieser entweihten Kirche, würde er sein wahres Gesicht zeigen - und mehr noch. Niemand hatte es Beth verraten, niemand auch nur heimlich davon gesprochen - aber es lag in der Luft. Der kündende Schatten von etwas Großem hing über allem, frostkalt und erfüllt von unzähligen anderen, unsagbaren Dingen .
    Wieder wurde Beth abgelenkt. Etwas, das vor Jahren brutal zerrissen worden war, begann sich zaghaft neu zu bilden: ein Band von jener Art, wie es nur für eine ganz besondere Verbindung zweier Menschen steht -
    - und wie es doch unmöglich sein konnte! Nicht hier, nicht zwischen ihr und diesem .
    »Leugnest du die Liebe zu deinem Sohn, Mutter?« fragte der abgemagerte Alte, unverwandt lächelnd, wie er es schon bei seinen ersten Worten getan hatte.
    »Wie kann es ...?« begann Beth, flüsternd nur, und doch hallte ihr Wispern gespenstisch von den Wänden des Kirchenschiffs wider.
    Kann es ... kann es ... kann es ...
    ». sein, meinst du?« vollendete der von schlimmster Krankheit Gezeichnete Beth' Frage. Sein Lächeln wuchs, und mehr denn zuvor ähnelte sein Gesicht nun einem grinsenden Totenschädel.
    Beth nickte, nachdem sie ihre Fassung zumindest einigermaßen wiedererlangt hatte.
    »Wie könntest du mein Sohn sein, Alter?« zischte sie. »Ich hätte nicht übel Lust, dir das bißchen Zeit zu nehmen, das dir noch bleiben mag, du .«
    Beth verstummte. Das Band, durchfuhr es sie, es wird - stärker ... nein, bitte ... nicht!
    »Du spürst es«, behauptete ihr Gegenüber, der jedes Zucken ihrer Miene richtig zu deuten vermochte, ganz so, als kenne er sie von Geburt an und mithin in- und auswendig.
    »Aber wie kannst du ...«, erwiderte Beth verkrampft und stockend. »Mein Sohn müßte ein Junge, ein junger Bursche allenfalls sein .«
    Der Alte lachte ihr ins Gesicht, boshaft und schallend.
    »Glaubst du im Ernst, ein Kind, das deinem Schoß entschlüpfte, würde altern wie jedes andere? Meinst du nicht, daß die Zeit für deinen Sohn eine ganz besondere Rolle spielen würde?«
    Natürlich. Beth senkte den Blick, weil sie seinen Anblick nicht länger ertragen mochte. Wie hatte sie nur glauben können, ein Monstrum, wie sie es war, könnte ein normales Kind gebären - eines, das sich normal entwickeln würde?
    Für einen Moment streiften Beth' Augen die Drei, die - oder wenigstens doch einer von ihnen - ihr den Sohn geraubt hatten. Sie war nie gründlich der Frage nachgegangen, wessen Samen sie einst befruchtet hatte. Vielleicht hatte sie die Antwort geahnt, und womöglich hatte sie sich vor ihrer konkreten Formulierung insgeheim gefürchtet und sie deswegen nicht wirklich gesucht.
    Aber wenn es sich so verhielt, wie sie fürchtete, dann wußte Beth, daß es sich nicht um eine Vaterschaft handelte, wie sie in menschlichem Verständnis galt. Dann mußte ihre Art anders, entsetzlich sein, und Beth wollte niemals erfahren, wie es sich damit im einzelnen verhielt. Es war furchtbar genug, ansehen zu müssen, welchen Sohn ein solcher Vater gezeugt hatte.
    »David ...«, flüsterte sie, ihrem Widerwillen trotzend und den lange vor seiner Zeit gealterten Mann wieder ansehend.
    Der schüttelte das gräßliche Haupt. »Diesen Namen gabst du mir, Mutter. Hier jedoch hieß man mich anders.«
    Beth erwiderte seinen Blick stumm fragend.
    »Man kennt mich als Charles Belier.«
    »Belier?« echote Beth. Sie war der Sprache, die in Frankreich gesprochen

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