Die Staatsanwältin - Thriller
sein würden. Mace hetzte hinüber in Calebs Büro, wo er seinen Mandanten in einem teuren dunkelblauen Armani-Anzug vorfand, als wäre er bereit, einen Fall vor dem Obersten Gerichtshof zu verhandeln. Mace selbst trug Jeans, ein weiÃes T-Shirt, eine John-Deere-Kappe und Flip-Flops.
Die beiden Männer sahen aus dem Fenster des Konferenzraums, fünfunddreiÃig Stockwerke über der StraÃe, während Einsatzfahrzeuge und Fernsehtransporter sich in der Auffahrt aufreihten. Ein junger Detective mit widerspenstigen blonden Haaren führte die Truppe an.
»Das Spiel beginnt«, sagte Tate.
Als die Cops aus dem Aufzug traten, wartete Tate dort bereits. Er streckte die Hände für die Handschellen aus. »Sie können das Verlesen der Rechte überspringen«, sagte er.
Unbeirrt begann der Detective, ihm seine Rechte vorzutragen, während die Cops ihm die Arme auf den Rücken zerrten und die Handschellen zuschnappen lieÃen.
»Haben Sie diese Rechte verstanden?«, fragte der Detective.
»Nicht wirklich«, sagte Tate ruhig. »Ich bin ein bisschen verwirrt von Richter Kennedys Urteilsbegründung im Fall Berghuis gegen Thompkins , wo er schreibt, der reine Akt des Schweigens genüge, um sich auf das Recht zu schweigen zu berufen und die folgenden willentlichen Aussagen damit unzulässig zu machen, selbst wenn man sich nicht explizit auf dieses Recht beruft. Könnten Sie mir das bitte erklären?«
Der Detective packte Tate am Arm und schob ihn zum Aufzug. »Einsteigen!«, befahl er.
Mace versuchte zu folgen, aber derselbe Mann hielt ihn mit ausgestrecktem Arm zurück.
»Ich bin sein Anwalt«, sagte Mace.
»Schön. Sie können in ein paar Stunden im Gefängnis mit ihm reden.«
Aus dem Aufzug heraus sah Tate Mace mit schräggelegtem Kopf an â Was soll man machen? Die Aufzugstüren schlossen sich, und Mace drückte den Knopf für den nächsten.
Er schaffte es ein paar Sekunden hinter Tate und seiner inszenierten Entourage auf den Vorplatz. Die meisten Angeklagten lieÃen den Kopf hängen und versuchten, ihre Gesichter abzuschirmen, doch Tate schaute direkt in die Kameras und gab einen Kommentar ab: »Ich habe der Polizei gesagt, ich würde jederzeit freiwillig vorbeikommen â Tag und Nacht. Ich habe ihnen gesagt, ich würde einen Lügendetektortest machen. Ich habe ihnen gesagt, sie können alles in meinem Haus und Büro durchsuchen. Aber sie geben das Geld der Steuerzahler lieber für so etwas aus.«
Als sie das Einsatzfahrzeug erreichten, schob der Detective Tate auf den Rücksitz und schloss die Tür, damit der Verdächtige aufhörte, mit den Kameras zu reden. Das war Maces Stichwort.
»Hey! Ich bin Caleb Tates Anwalt. Will irgendeiner von euch ein Interview?«, schrie er. Drei Kamerateams drängelten zu den Stufen herüber, wo Mace sich positioniert hatte.
»Sind Sie bereit?«, fragte er einen der Kameramänner.
Der Typ nickte.
Mace stellte sich vor und erinnerte die Welt daran, dass Caleb Tate einen Lügendetektortest bestanden hatte und sich auÃergewöhnlich bemüht gezeigt hatte, mit den Behörden zu kooperieren.
»Wir werden auf eine unverzügliche Hauptverhandlung bestehen«, sagte Mace. Auf diese Strategie hatten er und Caleb sich schon geeinigt. In Georgia hatte ein Verdächtiger, der von einer Grand Jury angeklagt worden war, kein Recht auf eine Vorabanhörung. Der Prozess war die erste Gelegenheit, Tates Unschuld zu beweisen. »Wie fordern den ersten verfügbaren Prozesstermin. Sollte die Staatsanwaltschaft nächsten Monat anfangen wollen, werden mein Mandant und ich da sein. Und ich gehe davon aus, die Staatsanwaltschaft hätte Mr Tate nicht angeklagt, wenn sie nicht bereit wäre.«
Die Medien sogen das auf. Sie waren an Verdächtige gewöhnt, die sich in Polizeiautos duckten, während ihre Anwälte verkündeten, sie würdendas Reden vor Gericht erledigen. Doch hier war ein Angeklagter, der zurückschlagen wollte! Und ein Anwalt mit einer John-Deere-Kappe!
Beflügelt beschloss Mace, einen subtilen Hinweis auf Jamie Brocks Bemerkungen zum Thema Lynchen einzuflechten: »Die Staatsanwaltschaft hat es auf Caleb Tate abgesehen, weil er die Kühnheit besaÃ, Angeklagte so zu vertreten, wie es sich die Urheber unserer Verfassung vorstellten. Er hatte den Mumm, sich für seine Mandanten abzukämpfen, und
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