Die Staatsanwältin - Thriller
Regina die Pressekonferenz einberufen hatte, um ihre Kandidatur für die bevorstehende Nachwahl zu verkünden – was niemanden überraschen würde. Die Reporter sahen gelangweilt aus und spielten mit ihren Smartphones herum, während Regina über die organisatorischen Veränderungen sprach, die sie in ihren ersten dreißig Tagen vorgenommen hatte. Die Deal-Krise lag hinter uns, und das Rechtssystem war zumindest zu einem gewissen Anschein von Normalität zurückgekehrt.
Während Regina sprach, schweiften meine Gedanken zu den Ereignissen der vergangenen Monate ab. Es fiel mir immer noch schwer, zu glauben, dass ich inzwischen so viel Zeit mit einem Strafverteidiger verbrachte, der sieben Jahre älter war als ich und auch noch den Mörder meiner Mutter verteidigt hatte.
Aber nach unserem ersten gemeinsamen Picknick hatten wir immer wieder Vorwände gefunden, uns zu sehen. Es stellte sich heraus, dass wir viel gemeinsam hatten und, ja, auch ein paar ziemlich krasse Unterschiede. Aber ich war gern mit einem Mann zusammen, der mich herausforderte und unberechenbar war und sich nicht von meinen festen Überzeugungen einschüchtern ließ.
Spätestens nachdem ich ihm von Richterin Snowden und meinem Vater erzählt hatte, wusste ich, dass uns etwas Besonderes verband. Ich hatte es ihm sagen müssen. Ich hätte mich wie eine Betrügerin gefühlt, wenn ich dieses Geheimnis noch länger mit mir herumgetragen hätte, aber ich brauchte trotzdem drei Tage, um den Mut dafür aufzubringen. Ich erzählte es ihm, als wir allein auf der Veranda saßen, während die Hunde im Garten spielten.
Ich erzählte ihm alles – wie ich mich damit gequält hatte, ob ich vor Antoines Hinrichtung etwas sagen sollte, wie ich es schließlich Masterson erzählt hatte, wie er die Information wiederum an die Generalstaatsanwaltschaft weitergeleitet hatte und wie mich das Ganze dazu gebracht hatte, eine eidesstattliche Erklärung zu unterschreiben im Versuch, Antoine doch noch das Leben zu retten. Mace nahm alles mit unbewegter Miene auf und schaute in den Garten hinaus, während ich sprach. Er stellte ein paar Fragen und wurde ziemlich still.
An diesem Abend ging er ohne eine Umarmung oder ein Dankeschön oder sonst einen Gefühlsausdruck. Während ich seinem Truck nachschaute, war ich mir sicher, dass er mich nie wieder besuchen kommen würde.
Am nächsten Tag kam er wieder. Und diesmal war er ganz geschäftsmäßig. »Ich habe die Gerichtsakten von Snowdens sämtlichen Fällen überprüft«, sagte er mir. »Die von deinem Dad auch. Und die von Caleb Tate. Was du da sagst, ergibt keinen Sinn.«
Wir verglichen unsere Notizen, und später an diesem Tag verglich ich unsere Ergebnisse mit der Datenbank der Staatsanwaltschaft. So entdeckte ich, dass jemand die Namen der Richter in der Datenbank geändert hatte. Die Fälle meines Vaters hatten immer noch dieselben Ergebnisse, aber jemand hatte es so aussehen lassen, als habe Richterin Snowden den Vorsitz über die meisten seiner gewonnenen Fälle gehabt.
Ich erzählte Mace von dem mysteriösen Läufer beim Peachtree Road Race , der mir die Botschaft zugesteckt hatte, ich solle vorsichtig sein, wem ich vertraute und in der das Morphin erwähnt worden war. Ich hatte angenommen, dass Caleb Tate jemanden bezahlt hatte, mir den Zettel zuzustecken – im Versuch, mich davon abzuhalten, L. A. zu vertrauen und ihm von der Sache mit meinem Vater und Richterin Snowden zu erzählen. Aber woher wusste Tate von dem Morphin? Ich war zu dem Schluss gekommen, dass er entweder die ganze Zeit mit Rivera zusammengearbeitet hatte und uns nur eine Falle stellte, oder dass er wirklich eine Insiderquelle hatte.
Jetzt war mir klar, dass beides zutraf.
Wir erweiterten unsere Ermittlungen und zogen L. A. und Regina Granger ins Vertrauen. Am Wahlabend, als Bill Masterson die Dateien der Staatsanwaltschaft änderte, wussten wir, wir hatten ihn. Von da an übernahm L. A. die Laufarbeit. Er befragte Frauen, die vor inzwischen fast dreizehn Jahren für denselben Begleitservice gearbeitet hatten wie Rikki Tate. Es hatte Gerüchte gegeben, dass einer von Rikkis Kunden ein mächtiger Beamter gewesen war, der nie erwischt worden war. Einer Intuition folgend überredete L. A. eine von Rikkis Freundinnen aus der Kirche dazu, Bill Masterson anzurufen und ihm zu erzählen, sie wisse von ihm und Rikki. Schließlich beichteten neue Gläubige wie Rikki gern ihre Sünden der Vergangenheit. L. A. ließ die Frau verkabeln, als sie sich
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