Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
ihr Mann die Stadt verließen, führte sie ihr erster Weg ins Monastirium Wilhelmus, wo Benidius alles in die Wege leitete. Er ließ dich noch einmal weihen und verlegte deinen Geburtstag um ein Jahr, denn er wollte jeden Hinweis auf dein altes Leben auslöschen. Wie ich schon sagte, wusste niemand, wohin du gebracht wurdest. Keiner wusste, wer der Mann war, mit dem Josephine die Stadt verließ. Keiner wollte es wissen, denn wir alle befürchteten, dass derjenige, der das Haus deiner Eltern niederbrennen ließ, nicht ruhen würde, bis er dich gefunden hätte. Es durfte also nicht den leisesten Hinweis darauf geben, dass du noch am Leben warst.“
„Aber warum?“, fragte Philip. Seine Stimme war leise, nicht mehr als ein Hauch.
„Königin Eleonore war kurz vorher gestorben. Leonidas sollte ihr auf den Thron folgen. Dies galt es zu verhindern. Dein Vater bereitete sich darauf vor, seinen Anspruch geltend zu machen, aber jemand hatte das Geheimnis der Coronvals entdeckt und wollte verhindern, dass Leonidas der Thron streitig gemacht wurde. Durch den Tod deines Vaters war diese Gefahr gebannt, durch deinen Tod wäre jeder Anspruch erloschen.“
In Philips Kopf purzelten die Gedanken wie Würfel in einem Becher. Er verstand und verstand doch nichts.
Auch Resilius war angespannt, sein Gesicht eine Maske. „Vor siebzehn Jahren haben die Mitglieder des Geheimen Schlüssels alles unternommen, um jeden Hinweis auf deine wahre Herkunft zu verschleiern, doch nun möchte ich dir dein Erbe zurückgeben.“ Er nahm das Kästchen, das Leron´das ihm reichte, öffnete es und legte es Philip in die Hand. Auf einem blauen, samtenen Kissen lag ein goldener Schlüssel.
„Du bist der letzte Erbe der Coronval. Der Name, den dir deine Eltern bei deiner Weihe gaben, lautet Philmor Coronval, was gleichbedeutend ist mit Philmor von Kronthal. Du bist der rechtmäßige Erbe des ardelanischen Throns.“
Ausblick auf Band 3
Prolog
Als sich das Dunkel auf sie herabsenkte, brachte es Vergessen mit sich.
Klebrig wie Honig glitten ihre Gedanken, doch sobald sie an etwas rührten und sie einen Hauch von etwas Bekanntem zu spüren glaubte, perlten sie wie Quecksilber davon weg und nahmen ihren zähen Fluss wieder auf.
Zeit war ein Begriff, der sie erinnerte.
Raum war ein Gefühl.
Schatten eine Tatsache.
Licht gab es nicht. Zumindest nicht, solange sie auf dem zähen Fluss ihrer Gedanken trieb. Nur manchmal senkte sich die Nacht auf das Dunkel und unterbrach das stete Nichtsein. Manchmal endete die Nacht durch ein Erwachen, aber es war nur ein Hinübergleiten und Steckenbleiben. Die Nacht jedoch war klar. Die Nacht war frei. Die Nacht war gut. Die Nacht brachte Leben. Die Nacht brachte Wahrheit. In der Nacht gab es nur das Vergessen der Nacht, und Träume …
1. Der Fluch der Wahrheit
Philip hatte die Wahrheit wissen wollen, doch nun traf sie ihn wie ein Keulenschlag aus dem Dunkel. Das war eindeutig zu viel Wahrheit für nur eine einzige Nacht. An die Tatsache, dass ein Elbe zu seinen Vorfahren gehörte, hatte er sich schon beinahe gewöhnt, aber dass die Menschen, bei denen er aufgewachsen war, denen er vertraute und die er liebte, nicht seine Eltern waren, war mehr, als er begreifen konnte. Alles, was ihm in seinem Leben Halt und Sicherheit gegeben hatte, war mit einem Schlag zerbrochen. Sein ganzes Leben war eine Lüge. Ausgedacht von ein paar Menschen, die es für richtig hielten, es nach ihrem Willen zu umzukrempeln und ihm nichts davon zu sagen. Er war wütend und er war traurig. Wütend, weil er sich hilflos fühlte, traurig, weil er alles verloren hatte. All die Wochen und Monate in denen er allein und fern seiner Heimat gewesen war, hatte er sich gewünscht, dass alles wieder so wurde, wie es vorher gewesen war. Aber nun konnte nichts mehr so werden. Die große Familie, in der er aufgewachsen war, war nicht seine. Er hatte keine Eltern und keine Geschwister. Er war allein. Ganz allein.
Blind starrte er auf den Schlüssel in seiner Hand. Dass er der Erbe der alten Könige sein sollte, hatte er noch nicht begriffen. Erst mal war es nur der Name seines Vaters, eines Mannes, den er nicht kannte und von dem er nichts wusste, außer, dass er tot war. Tot wie seine Mutter – und er war alleine. Es gab nur noch Philip – noch nicht einmal das. Sein Name war Philmor und Philmor war ein ganzes Jahr älter als Philip.
Was war jetzt noch von ihm übrig? Früher hatte er manchmal Kraft daraus geschöpft, zu wissen, wer er war, wo
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