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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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1 . Kapitel
    How do you like Iceland?
    Na ja, er war jedenfalls nicht nach Island gekommen, um
das
zu erleben.
    Der Tag fing gut an, ein schöner Junimorgen. Wobei es kaum einen Unterschied zwischen Morgen und Abend gab, denn es war vierundzwanzig Stunden lang hell. Evan Fein hatte sich sehr darauf gefreut, dieses Land am Ende der Welt zu besuchen.
    Evan wohnte in Edinburgh und studierte Kunstgeschichte. Dies war seine erste Reise nach Island. Dort hatten die Naturgewalten, als wollten sie auf die Bankenkrise noch eins draufsetzen, den Leuten innerhalb kürzester Zeit zwei Vulkanausbrüche präsentiert. Die Ausbrüche schienen allerdings beendet zu sein, zumindest vorerst. Evan hatte sie knapp verpasst. Er war seit ein paar Tagen in Island und hatte zuerst Reykjavík und beliebte Ausflugsziele in der Umgebung besichtigt. Dann hatte er sich einen Mietwagen genommen, um in den Norden zu fahren. Er hatte auf einem Campingplatz in Blönduós übernachtet und war früh losgefahren, Richtung Skagafjörður. Die CD mit den alten isländischen Schlagern, die er gekauft hatte, ließ er im Wagen laufen – er verstand zwar kein einziges Wort von den Texten, genoss aber die Musik und war ein bisschen stolz auf seine Touristenmacke, immer in die Kultur des jeweiligen Landes, das er gerade besuchte, eintauchen zu wollen. Er nahm die Straße über den Berg Þverárfjall, bog aber vor Sauðárkrókur links ab, weil er sich eine warme Quelle, die Badestelle Grettislaug, anschauen wollte. Sie war nach dem berühmten Sagahelden Grettir dem Starken benannt und sollte in der Nähe direkt am Meer liegen.
    Die Straße befand sich in einem ziemlich schlechten Zustand, und es war natürlich eine Schnapsidee, zu dieser Quelle zu fahren. Aber die Verlockung, in dem warmen Wasser zu relaxen, das Morgenlicht und die Schönheit der Landschaft zu genießen, war einfach zu groß. Er fuhr ganz langsam, denn kleine Lämmer blockierten immer wieder den Weg – oder vielleicht blockierte er ja ihren Weg. Die Badestelle kam einfach nicht in Sicht. Evan befürchtete schon, eine Abzweigung verpasst zu haben, drosselte das Tempo vor jeder Hofeinfahrt noch mehr und versuchte auszumachen, ob die Quelle irgendwo versteckt lag. War er womöglich zu weit gefahren? Dann sah er ein hübsches Einfamilienhaus, das noch nicht ganz fertig war. Es war nicht weit von der Straße entfernt, und davor stand ein kleiner, grauer Lieferwagen.
    Der Fahrer des Lieferwagens, oder vielleicht auch der Hausbesitzer, lag reglos neben dem Haus. Evan schreckte zusammen, schaltete mitten auf der Straße den Motor aus und rannte los. Die isländische Schlagermusik dröhnte weiter aus der dürftigen Anlage des Mietwagens und wirkte in dieser Situation total unwirklich.
    Der Mann war tot. Zumindest vermutete Evan das auf den ersten Blick angesichts des Körperbaus und der kurzen Haare, dass es sich um einen Mann handelte. Es war unmöglich, sein blutüberströmtes Gesicht zu erkennen, und an der Stelle, wo vorher ein Auge gewesen war, klaffte eine Wunde.
    Evan stockte der Atem. Wie vom Donner gerührt starrte er die Leiche an und drehte sich dann ruckartig um, als wolle er abchecken, ob sich der Angreifer hinter ihm befand. Das war nicht der Fall; Evan stand alleine bei dem Toten. Neben der Leiche lag ein blutiges Brett, das offenbar als Schlagwaffe benutzt worden war. Als Evan das Brett sah, musste er plötzlich würgen. Er versuchte alle auf ihn einströmenden Gedanken zu verdrängen, holte tief Luft und fing sich wieder. Dann setzte er sich auf die Wiese vor das Haus und wünschte sich, er hätte ein anderes Ziel für seinen Sommerurlaub ausgewählt.

2 . Kapitel
    Ísrún wachte vom Summen einer Fliege auf, die durch das offene Schlafzimmerfenster geschlüpft war, und schaute auf die Uhr – Mist! Sie hätte länger schlafen können, musste erst um halb zehn in der Nachrichtenredaktion sein. Es würde ein ruhiger Tag werden. Der Vulkanausbruch war vorerst zum Erliegen gekommen, in der Stadt war nicht viel los, der Sommer war da. Sauregurkenzeit. Im Augenblick hatte sie nichts anderes zu tun, als aus dem Bildmaterial von einem Sommerfest, bei dem sie gestern mit einem Kameramann gewesen war, einen kurzweiligen Beitrag zusammenzustellen. Nette Sommerstimmung, um die Abendnachrichten zwanglos abzuschließen. Er würde garantiert ganz nach hinten in die Spätnachrichten oder auf den nächsten Tag geschoben – solche Stimmungsberichte kamen immer zuletzt, wurden nach hinten

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