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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihnen an Bord niemand so richtig verstand. Die
atlantischen Ingenieure hatten das Schiff nicht nur von Grund
auf überholt, sondern auch in wesentlichen Teilen verbessert.
Die Maschinen der NAUTILUS waren jetzt viel
leistungsfähiger als noch vor ein paar Monaten. Es gab keinen
Grund, ständig daran herumzuschrauben.
Mike blieb unschlüssig stehen und schloss den obersten
Knopf seines Hemdes. Es war kalt. Ein eisiger Luftzug strich
durch den Gang. Vermutlich war Ben an Deck gegangen und
hatte wie üblich die Luke offen gelassen. Sie waren nur knapp
fünfzig Seemeilen von der isländischen Küste entfernt und die
Temperaturen draußen lagen nicht weit über null. Mike wandte
sich um und stieg die Wendeltreppe zum Maschinendeck
hinunter. Schon von weitem hörte er ein anhaltendes Hämmern
und Klingen.
Trautman und Singh standen über einem halb auseinander
gebauten Maschinenblock und arbeiteten um die Wette, ganz
wie Mike erwartet hatte. Der Maschinenraum bot einen Anblick
des Chaos. Überall lagen Einzelteile, Schrauben, Drähte,
Werkzeuge und tausend andere Dinge herum und die Gesichter
der beiden waren so ölverschmiert, dass Mike im allerersten
Moment fast Schwierigkeiten hatte, sie auseinander zu halten.
»Hallo, Mike!«, begrüßte ihn Trautman. »Was tust du hier?«
»Dasselbe wollte ich Sie auch gerade fragen«, sagte Mike.
»Und nicht erst seit heute. Funktionieren die Maschinen nicht
richtig?«
»Besser denn je.« Trautman fuhr sich mit dem Handrücken
über die Stirn und hinterließ dabei einen weiteren schmierigen
Ölfleck, sodass er jetzt fast aussah wie ein alter
Indianerhäuptling, der sich noch einmal entschlossen hatte auf
den Kriegspfad zu gehen. »Das ist es ja gerade.«
»Aha«, sagte Mike. »Ihr nehmt die Motoren der NAUTILUS
auseinander, weil sie zu gut funktionieren.«
»Weil wir nicht wissen, wie sie funktionieren«, korrigierte ihn
Trautman. Mike sah ihn fragend an.
»Ich fahre seit fünfzig Jahren zur See«, fuhr Trautman fort,
»und ich dachte immer, ich kenne jede Art von Maschine, die
jemals gebaut worden ist. Aber so etwas habe ich noch nicht
gesehen. Die alten Atlanter müssen uns technisch um
Jahrhunderte voraus gewesen sein.«
»Das wussten wir doch schon immer«, sagte Mike.
»Nicht, dass sie so weit waren«, entgegnete Trautman
kopfschüttelnd. »Wir haben nicht einmal eine Vorstellung davon, wie diese Motoren arbeiten.«
»Und das bedeutet, dass wir sie auch nicht reparieren könnten,
sollte es notwendig sein«, fügte Singh hinzu.
»Jetzt verstehe ich«, sagte Mike. »Deshalb macht ihr sie
gleich kaputt.«
Trautman blickte ihn einen Moment lang verblüfft an, dann
lachte er schallend, schlug Mike auf die Schulter und setzte zu
einer Antwort an.
Doch er kam nicht dazu. Vor der Tür wurden hastige Schritte
laut und dann stürzte Ben herein, vollkommen außer Atem und
mit rot gefrorenem Gesicht. »Weg!«, keuchte er. »Wir müssen
... weg!« Sein Atem ging so schnell, dass er kaum sprechen
konnte. Er musste gerannt sein wie der Teufel.
»Jetzt beruhige dich erst einmal«, sagte Trautman. »Was ist
passiert?«
»Ein Schiff!«, japste Ben. »Ein Schiff kommt!«
Von einer Sekunde auf die andere wurde Trautman todernst.
»Was für ein Schiff?«
»Ein... deutsches Kriegsschiff«, antwortete Ben atemlos. »Es
hält direkt auf uns zu! Ich glaube, sie haben uns gesehen!«
»Verdammt!« Trautman wirbelte auf dem Absatz herum. »In
die Zentrale! Los!«
Hintereinander stürmten sie aus dem Maschinenraum und die
Treppe hinauf. Mike stürzte dicht hinter Trautman und Singh in
den Salon und ein einziger Blick aus dem riesigen Bullauge, das
fast die Hälfte der rechten Wand einnahm, ließ sein Herz
schneller schlagen.
Ben hatte Recht gehabt. Nur ein paar Meilen entfernt stampfte
ein riesiges, graugestrichenes Ungetüm durch die Wellen. Es
musste ein Kreuzer sein, vielleicht sogar ein kleines
Schlachtschiff, denn sein Deck starrte nur so vor Geschützen
und das weiß umrandete Kreuz an seinem Bug ließ keinen
Zweifel an seiner Nationalität aufkommen.
»Alle Mann auf Tauchstation!«, schrie Trautman. »Ben! Sind
die Luken dicht?«
Ben nickte und Trautman begann wie ein tollwütig
gewordener Pianist auf sein Instrumentenpult einzuhämmern.
Singh war mit einem Satz neben ihm und tat es ihm gleich.
Mike dachte voller neuem Unbehagen an die halb auseinander
gebaute Maschine, die er gerade unten gesehen hatte, aber die
Motoren der NAUTILUS sprangen sofort an. Das metallene
Deck unter seinen Füßen

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