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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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krieg doch wieder ein bißchen Farbe! Schau, es war der sehnlichste Wunsch meines Vaters, daß ich einmal auf eine richtige Schule gehen kann, er hat sich das Geld vom Munde abgespart, und jetzt hat er mir dieses Geschenk gemacht, und ich dachte selber erst, es sei nicht wahr. Ach, Mary... « Er sah sie so hilflos an, daß sie für einen Moment Hoffnung schöpfte.
    »Aber du mußt es doch nicht tun«, sagte sie schnell, »dein Vater hat dich noch nie zu etwas gezwungen. Wenn du sagst, daß du nicht willst...«
    »Ich will aber«, sagte Frederic.
    Mary zuckte zusammen. Vom ersten Moment an hatte sie es gewußt. Er wollte es, von allen Menschen wollte er es am meisten, mehr noch als sein Vater. In seinen vertrauten, dunklen Augen, die bekümmert auf ihr ruhten, las sie ebensoviel Ehrgeiz wie Unnachgiebigkeit und begriff, daß sie ihn nicht würde umstimmen können.
    »Wann mußt du gehen?« fragte sie mit schwankender Stimme. Frederic löste sich aus ihrer Umklammerung und nahm ihre Hände in seine. Sie spürte seine warme, noch kindlich weiche Haut und hätte aufschluchzen mögen. Mühsam nahm sie sich zusammen.
    »Wann?« fragte sie noch einmal.
    »In drei Tagen. Morgens früh.«
    »Schon?«

    »Ja. Aber du wirst sehen, die Zeit geht ganz schnell vorbei. Viel schneller, als du jetzt denkst. Ehe du es dich versiehst, treffen wir uns wieder hier unter der Weide, in sechs Jahren, im Sommer. Ich bin dann achtzehn und du sechzehn. Wir sind dann alt genug, um zu heiraten, Mary! Und wir werden es auf der Stelle tun, ganz bestimmt. Und dann werden wir hier in Marmalon leben.«
    »Ganz bestimmt... das hast du auch gesagt, als du mir versprochen hast, wir würden uns niemals trennen.«
    »Ich weiß. Verzeih mir, aber ich kann dieses Versprechen jetzt nicht halten. Du verstehst vielleicht nicht, wie wunderbar das ist. Es ist eine Möglichkeit, die viele, viele Menschen niemals bekommen. Eine Schule, Bücher, Lehrer. Kannst du dir nicht vorstellen, was das für mich bedeutet?«
    »Doch.«
    »Dann mußt du mich gehen lassen.«
    »Ich könnte dich ohnehin nicht halten.«
    Sie schwiegen beide wieder, aber es war nicht das friedliche, verträumte Schweigen, in dem sie vorher beieinander gesessen hatten. Die Bienen summten noch, der Bach plätscherte, und die Rosen dufteten, aber der feingesponnene Zauber des Tages war zerrissen. Voller Schmerz spürte Mary, daß es nie wieder so sein würde, wie es gewesen war. Sie stand am Ende einer alten Zeit und wußte nicht, wie die neue sein würde. Ahnungsvoll dachte sie, daß sie jetzt vielleicht erwachsen würde und daß der Weidenbaum nicht länger eine Zuflucht bieten könnte.
    Sie schraken beide zusammen, als die laute Stimme von Bruce Belville ertönte.
    »Frederic! Frederic! Wo bist du? Zeit fürs Abendessen!«
    Frederic kroch unter dem Baum hervor und zog Mary mit sich.
    »Hier sind wir, Vater«, rief er, »ich komme gleich!«
    Bruce Belville tauchte hinter der Mauer seines Hofes auf. Er war ein großer, kräftiger Mann, mit den gleichen klugen Augen wie auch sein Sohn sie hatte. Er wirkte weniger melancholisch, dafür aber noch verschlossener. Seit dem Tod seiner Frau hatte er die beschwingte Jugendlichkeit verloren, mit der er früher seiner Arbeit nachgegangen war. Seine Schultern neigten sich etwas nach vorn,
seine Haare waren grau geworden, und manchmal sah er recht alt aus.
    »Oh, guten Abend, Mary«, sagte er nun, »möchtest du mit uns essen?« Er lächelte freundlich. Er mochte Mary, obwohl er von den Askews das gleiche hielt wie die anderen Leute im Dorf, nämlich daß sie zu dem übelsten Gesindel verkommen waren, das es in Shadow’s Eyes je gegeben hatte. Aber er war großzügig und intelligent genug, das nicht für die ganze Familie gelten zu lassen. Mary, das erkannte er, war anders als die anderen, aus welchem Grund auch immer. Sie wirkte so sehr viel reifer, als es ihrem Alter entsprach, daß ihn ihre ernsthafte, hingebungsvolle Liebe zu Frederic weder verwunderte noch belustigte. Er war sicher, daß sie in zehn Jahren noch ebenso empfinden würde wie jetzt. Wenn sie und Frederic heirateten, hätten sie seinen Segen dafür. Er hoffte nur, daß Mary dann viele Kinder kriegen würde, damit die Belvilles nicht ausstarben und Marmalon aus seiner Einsamkeit erwachte.
    »Vielen Dank, Mr. Belville«, sagte Mary auf seine Einladung zum Essen hin, »aber ich muß nach Hause. Ich bin sowieso zu lange fortgeblieben.« Ihre Stimme klang wie immer, aber Bruce, dem nie etwas

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