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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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stöhnte. »Ich finde, sie benimmt sich allmählich etwas zu pharaoninnenhaft. Das ist ja schön und gut, dass sie von denen abstammt. Aber in den Sternen lesen, das ist doch wohl totaler Schwachsinn.«
    »Zumindest haben früher Astrologie und Astronomie als Forschungsgebiet zusammengehört«, gab Rufus zurück.
    »Ja, das hat sie mir auch erklärt. Wir werden ja sehen …« No stand abrupt auf. »Los, lass uns gehen. Vielleicht wird wenigstens das Ludere raptim cool.«
    Rufus nahm einen letzten Bissen und ließ sich den feinen Geschmack auf der Zunge zergehen. Dann erhob er sich ebenfalls. »Na schön. Aber jetzt lass dich mal nicht unterkriegen. Du findest das richtige Holz schon noch. Und im Moment gibt es doch überhaupt keine Flut in der ganzen Akademie. Vielleicht ist es gerade besonders schwer, eine auszulösen?!«
    »Vielleicht«, nickte No. Aber in seinen Augen konnte Rufus lesen, dass er überhaupt nicht so dachte.

Ludere raptim
    Als die beiden in der Arena ankamen, erwarteten sie dort bereits Lucy Dinknesh, Ottmar von Mittelbach und Filine. Ihre Freundin hatte beileibe nicht verschlafen, sondern wirkte hellwach.
    »Da seid ihr ja endlich!«, begrüßte sie die beiden Nachzügler. Das Lehrlingsmädchen mit den leuchtend grünen Augen und dem mausfarbenen Haar sah ihnen erwartungsvoll entgegen. »Wir losen gerade die Mannschaften für das Ludere raptim aus. Ihr könnt gleich mitmachen.«
    »Hallo, Fili!«, begrüßte sie No. »Ich wollte eigentlich mit Rufus und Ottmar eine Mannschaft bilden. Wenn Meisterin Abel demnächst das Turnier veranstaltet, wollen wir auch zusammen spielen.«
    Filine hob den Kopf und warf No einen hoheitsvollen Blick zu. »Typisch! Ihr Jungen wollt zusammen spielen, und Lucy und ich sollen dann wohl mit Coralia die Mädchenmannschaft geben?! Aber nicht mit mir. Erstens wäre das nicht gut für euch, denn ihr würdet sowieso gegen uns verlieren. Und zweitens …«
    »Ha, ha, sehr komisch!«, unterbrach No sie genervt. »Und warum würden wir bitte verlieren?«
    »Weil Coralia die Beste ist«, sagte Lucy, »weil ich echt Ahnung von Taktik habe und weil Filine eine sehr gute Mannschaftsspielerin ist!«
    »Na klar«, brummte No. »Und ich bin der Kaiser von China. Mann, ich krieg gleich die Krätze bei so viel Eigenlob.«
    Doch weder Lucy noch Filine achteten auf seine Worte.
    »Außerdem«, fuhr Filine stattdessen ungerührt fort, »haben wir hier alle gleiches Wahlrecht. Und deswegen losen wir aus, wer mit wem zusammenspielt!«
    Sie zog einen blauen Steinwürfel aus der Tasche. »Das ist ein ägyptischer Würfel«, erklärte sie. »Er hat sechs Zahlen als Punkte auf den Seiten und dann noch diese griechischen Buchstaben, aber die brauchen uns nicht zu interessieren.«
    Der Würfel hatte tatsächlich auf jeder Seite einen Buchstaben und Zahlenpunkte daneben eingeritzt.
    »Warum sind die denn da drauf?«, fragte Rufus.
    »Ich weiß es selbst noch nicht genau«, gab Filine zu. »Ich habe ihn erst gestern bei Meister Corvin in antike Spiele bekommen. Wahrscheinlich wurde er zum Wahrsagen benutzt. Aber wir können damit auch einfach auswürfeln, wer mit wem spielt. Die drei höchsten Würfe spielen zusammen und bei Unentschieden wird noch mal geworfen.«
    No schnaubte verärgert. »Das ist ja ganz toll, bestimmst du das jetzt?«
    »Ist doch in Ordnung«, warf Ottmar ein. Der kräftige Lehrling hob die Hände. »Wenn wir nicht in eine Mannschaft kommen, können wir immer noch nächstes Mal zusammen üben. Aber was ist mit Coralia? Sie ist leider noch nicht da.«
    »Sie kommt zu den beiden mit den niedrigsten Zahlen«, entschied Filine. Dann holte sie einen hohen, schmalen Holzkasten aus einem Beutel. Der Kasten war oben offen und hatte innen eine Reihe von Stufen.
    »Das ist ein ägyptischer Würfelturm«, erklärte sie. »Die Römer kannten ihn auch als Turricula. Den hat man früher benutzt, um Mogeleien auszuschließen.«
    Sie warf den Würfel oben hinein und er rollte klappernd die Stufen hinab. Dann zog Filine eine geschnitzte Holzscheibe hoch, die die bewegliche Vorderseite des Turms bildete. Dahinter lag der Würfel auf dem Boden des Kastens. Er zeigte eine Fünf.
    Lucy nahm ihn heraus, verschloss den Würfelturm wieder und warf. Sie hatte eine Vier.
    »Dann brauchen wir drei ja jetzt alle nur noch eine Sechs zu würfeln, um zusammenzuspielen«, knurrte No. »Sehr demokratisch!«
    »Wie bereits gesagt«, erklärte Filine schnippisch, »ist es ein Glücksspiel. Und das Glück kann

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