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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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vermummt. Zwei schmale Fahrspuren – eher ausgefahrener, zerstampfter, halb gefrorener Morast – kreuzten sich auf den winterlichen kahlen Feldern und schienen sich ins Nichts zu schlängeln. Welche war die richtige? Jenseits der Kreuzung führte eine Fahrspur zu einem vereisten Fluß und einem kleinen Dorf mit formlosen, reetgedeckten Hütten, durch deren Firste der Rauch abzog.
    »Zum Dorf«, sagte Ashford. »Dort dürfte man den Weg kennen.«
    Eine barfüßige Frau mit rußigem Gesicht antwortete auf ihr Klopfen. »Das Kloster?« sagte sie. »Das ist einfach. Folgt der Straße nach Norden, es ist die mit den frischen Spuren. Vor Euch sind ein Dutzend bewaffnete Männer, wenn Ihr Euch beeilt, könnt Ihr sie noch einholen. Man reist dieser Tage besser nicht allein.« Sie sah, wie sich die beiden Männer einen erschrockenen Blick zuwarfen. »Wenn Ihr ihnen aus dem Weg gehen wollt, nehmt die andere Straße«, sagte sie.
    »Haben sie gesagt, wer sie sind?« fragte Robert Ashford.
    »Soldaten des Connétable de Bourbon. Und sie haben mich bezahlt«, sagte sie. Ashford beugte sich aus dem Sattel und drückte ihr ein paar Sous in die Hand.
    »Wie weit ist es von hier?«
    »Ach, ein Ritt von drei, vier Stunden, wenn Eure Pferde nicht auf dem Eis ausrutschen und sich ein Bein brechen.« Die Reiter kehrten zur Straße zurück und spornten ihre Pferde trotz des gefrorenen Bodens zum Trab an.

    »Pilger, äh?« sagte der Hauptmann. »Pilger zu dieser Jahreszeit?«
    »Ich habe es meiner Mutter auf dem Sterbelager versprochen«, sagte Robert Ashford. »Ich kenne die Gegend nicht. Habe mich auf der Suche fast verirrt. Hoffentlich haben sie ein gutes Gästehaus. Bei dieser Kälte verlockt nichts zum Weiterreiten.«
    »Dann solltet Ihr lieber mit uns zurückreiten, wenn wir die Verhaftung vorgenommen haben. An dieser Straße gibt es Wegelagerer, selbst im Winter.«
    »Eine Verhaftung?« Ashford bemühte sich, nur Neugier zu zeigen.
    »Eine Verbrecherin. Eine Mörderin, die dort Asyl gesucht hat. Kaum zu glauben, äh? Dieser Tage führen sich Frauen schon fast so schlimm auf wie Männer.«
    »Ja, wir leben in bösen Zeiten«, sagte Ashford mit einem mitfühlenden Kopfschütteln. Auf der kleinen Anhöhe vor ihnen erhoben sich die Klostergebäude aus schlichtem, weiß getünchtem Stein, sie wirkten in ihrer Bescheidenheit fast wie Scheunen und drängten sich um eine Kirche mit hohem, schmucklosem Turm. Etwas entfernt von den anderen Gebäuden, doch noch immer innerhalb des Klosterbezirks, erblickte man das spitze Schieferdach des Küchengebäudes, aus dessen Schornsteinen Rauch stieg. Die großen Tore waren verriegelt. Der Hauptmann hieß seine Männer warten, ritt zum Tor und rief. Keine Antwort. Er hob den eisernen Türklopfer mit behandschuhter Hand und ließ ihn krachend gegen das Tor fallen. Noch immer keine Antwort. Nachdem er das mehrere Male wiederholt hatte, öffnete sich neben dem Tor ein kleiner hölzerner Fensterladen hinter einem winzigen Gitter, und dahinter tauchte der obere Teil eines Frauengesichts auf.
    »Wir kommen vom Connétable de Bourbon und sollen eine Verhaftung vornehmen. Versteckt sich bei Euch eine gewisse Suzanne Dolet?«
    »Wir haben eine Frau hier, die um Asyl gebeten hat. Ihr müßt vierzig Tage warten, dann muß Suzanne Dolet gehen.« Drohendes Gemurmel von den Soldaten – rohe Andeutungen, was geschehen könnte, falls man sich ihnen in den Weg stellte.
    »Was soll der Unsinn?« sagte der Hauptmann zu dem Gesicht hinter dem Gitter. »Laßt uns jetzt ein. Das ist ein Befehl.«
    »Es ist bei uns nicht Sitte, bewaffnete Männer in unseren geheiligten Bezirk einzulassen«, sagte das Gesicht fest.
    »Dann solltet Ihr überlegen, ob Ihr Eure Sitten nicht lieber ändert, sonst setzen wir das Tor in Brand und verschaffen uns Einlaß.«
    »Ich muß mich mit der Äbtissin beraten«, sagte das Gesicht, und der kleine Fensterladen wurde zugeschlagen. Während die Pferde stampften und sich in der Kälte bewegten, warteten die Soldaten, und der Hauptmann fluchte vor sich hin. Tausend Ideen schwirrten Ashford durch den Kopf. Wenn er doch nur vor ihnen hineingelangen könnte…
    Doch seine Hoffnungen wurden zunichte, als das Gesicht erneut hinter dem Gitter auftauchte.
    »Monsieur le Capitaine«, sagte ein anderes Halbgesicht, »wir würden Euch gern auf der Stelle unsere Pforte öffnen, aber wir müssen Euch warnen. In unserer Klostergemeinschaft ist die Pest ausgebrochen.«
    Den Hauptmann schauderte es, und

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