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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hatte auf einem Lehnstuhl Platz genommen und einen Krug und einen Becher vor sich, aus dem er gerade einen langen Schluck nahm.
    »Meine Medizin!«, wehrte er entschuldigend ab und wischte sich einen feinen Rand weißen Schaums von der Oberlippe.
    »War Meister Krudener noch einmal hier?«
    »Nein, ein Bote, der diesen Krug brachte. Jungfer Trine hat dies wohl gebraut.«
    »Medizin? Mir sieht das verdächtig nach ihrem Hopfenbier aus!«
    »Sie behauptet aber, das würde die Nieren anregen und dazu führen, dass dieser verd... ärgerliche Stein endlich abgeht. Es ist bitter, das Zeug, aber das ist wohl jede Medizin. Andererseits hat es eine Würze... Also, ich könnte mich daran fast gewöhnen. Ich werde ihr das Rezept doch wohl abschwatzen müssen. Ein prächtiges Kölsches Bier könnten wir damit herstellen.«
    Almut sah, wie sich bei Pater Ivo die kleinen Fältchen um die Augen vertieften, die oft seine Heiterkeit verrieten. Aber seine Miene war bei dem begeisterten Ausbruch seines Abtes vorbildlich ernst geblieben.
    Auch Theodoricus wurde wieder sehr sachlich.
    »Nun denn. Ich habe ein sehr eindringliches Gespräch geführt. Selbstverständlich werde ich über den Inhalt der Beichte schweigen, die mein Prior bei mir abgelegt hat.« Er senkte den Kopf, und als er wieder aufschaute, trugen seine phlegmatischen Züge den Ausdruck tiefster Bekümmernis. »Die Gemeinschaft des Klosters wird ohne Prior Rudgerus weiterbestehen. Er hat sich entschlossen, als Priester den Aussätzigen in Melaten zu dienen. Von heute an.«
    Almut aber sah in diesem Augenblick die Augen von Frau Gerlis vor sich, als sie so tonlos feststellte: »Er hat mein Kind getötet!« Ein kalter Schauder durchbebte sie, denn sie wusste, was Bettina ihr bedeutet hatte. Und die Amme war für die Menschheit bereits gestorben – sie hatte nichts zu verlieren. Rudgerus hingegen schon.
    Sie sah den Ritter an, und auch er musste den selben Gedanken gehabt haben.
    »Eine selbstlose Entscheidung, eine solche Aufgabe zu übernehmen. Er geht eine große Gefahr ein«, bemerkte er tonlos.
    »Die Wege des Herrn sind unergründlich!«
    »Amen!«
    Nach einem Moment des Schweigens stand der Abt auf und ging auf Almut zu.
    »Und nun, Frau Begine, nehmt meinen tief empfundenen Dank für all das entgegen, was Ihr für uns getan habt. Wir stehen in Eurer Schuld, und wenn Ihr oder Euer Konvent jemals Hilfe benötigt, so lasst es michwissen. Ihr werdet jederzeit bei mir vorgelassen werden und Gehör finden.« Theo doricus lächelte sie an. »Es ist manchmal mehr als Geld wert, Freunde an gewissen Stellen zu haben.«
    Almut sah ihn verwirrt an.
    »Er hätte Frau Bettina mit Leichtigkeit den gewünschten Dienst erweisen können, Begine«, erklärte der Pater.
    »Oh, ja. Verzeiht, Vater Abt, in meiner kleinen Welt spielt politischer Einfluss kaum eine Rolle. Aber es mögen Zeiten kommen, in denen wir Eure Unterstützung zu schätzen wissen. Dennoch hoffe ich, das Leben wird von nun an friedlicher verlaufen.«
    »Einfluss, Frau Almut, kann auch in anderen als politischen Belangen manchmal wichtig sein.«
    Er sah ihr mit einem nachdenklichen Blick in die Augen, und sie senkte mit einem leisen Hauch von Ahnung den Blick. Was immer er damit meinte, sie wollte sich keiner Hoffnung hingeben. Dann aber sprach auch Gero von Bachem sie an.
    »Auch von mir, Frau Almut, nehmt Dank an. Ihr habt nicht nur geholfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, Ihr habt auch meine Tochter gerettet. Schon allein deshalb könnt Ihr immer auf mich zählen. Aber ich muss gestehen, den größten Eindruck habt Ihr auf mich hier im Kerker gemacht.«
    »Oh, diese Episode wollen wir doch lieber vergessen, Herr Ritter!«
    »Wenn Ihr es wünscht, Begine!«
    »Nennt sie nicht Begine, Ritter!«, fuhr Pater Ivo ihn plötzlich herrisch an. »Dieser Frau gebührt eine höfliche Anrede. Auch von Euch, Ritter!«
    Verblüfft über diesen Hieb starrte Gero von BachemPater Ivo an und machte dann eine tiefe Verbeugung vor Almut. »Ich werde vergessen, was immer Ihr wünscht, hohe Dame!«
    »Frau Almut reicht, Herr Gero. Nehmt ihn nicht so ernst, den Pater. Übrigens, eine Frage habe ich doch noch, bevor Euer Gedächtnis so freundlich ist, die Erinnerung zu löschen.«
    »Und die wäre?«
    »Wer ist Hekate?«
    »Oh, das war eine griechische Göttin, Frau Almut. Keine sehr sanfte jedoch. Man nannte sie die Königin der Nacht, denn sie streifte in der Dunkelheit durch das Land, begleitet von einer Meute wilder Hunde und einem

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