Die Sünde aber gebiert den Tod
hochbringen. Am Christtag musste ich das tun, weil meine Köchin es ja vorgezogen hat, bei Euch zu wohnen.«
»Ist Euch in ihrer Kammer irgendetwas aufgefallen? Womit hat sie sich beschäftigt?«
»Nichts ist mir aufgefallen. Sie hat sich um das Kind gekümmert, denke ich. Ich hörte sie einmal Schlaflieder summen. Was eben Frauen so machen.«
»Uh!«
»Seid milde mit dem Schmied, Begine. Er ist nur ein redlicher Handwerker.«
Pater Ivo wärmte sich die Hände über der Kohlenglut, die nun dunkel unter der Asche gloste. Almut stand auf und holte tief Luft.
»Nun gut, aber was tun wir jetzt?«
»Wir verlassen diese Stätte. Ich werde den Korb mitnehmen, denke ich. Der Vogt wird sich seiner annehmen.«
Auch Simon hatte sich erhoben und starrte Almut an. »Wie in Gottes Namen kam der Korb hierher?« »Franziska fand ihn – zufällig. Sie wusste sich keinen
anderen Rat, als ihn hier abzustellen.«
»Dann hält auch sie mich für einen Mörder?« »Ich fürchte, das tut sie.«
»Die Welt ist verrückt geworden!«, stöhnte er und setzte sich wieder hin, das Gesicht in den Händen verborgen.
»Lebt einstweilen wohl, Simon. Wenn Euch noch etwas einfällt, was mit der Dame im Zusammenhang stehen könnte, gebt mir oder Pater Ivo Nachricht.«
Er gab keine Antwort, und Almut folgte Pater Ivo in den Hof. Er hatte den Korb aufgenommen, und schweigend traten sie auf die Gasse. Erst als sie etliche Schritte gegangen waren, meinte Almut: »Nun sollten wir den Ritter befragen, Pater. Oder habt Ihr Bedenken?«
»Nein, doch ich frage mich, ob er bereit ist, über seine Dame zu sprechen.«
»Weiß er überhaupt von dem Findelkind und der Leiche?«
»Dass ein Kind gefunden wurde, ließ sich nicht verheimlichen, doch von dem Mal weiß er mit Sicherheit nichts. Ihr wart es, die es entdeckte. Ich vermute auch, er hat von der Ermordeten gehört. Unser Novize Lodewig konnte seinen Mund nicht halten, und sein Abenteuer verbreitete sich im ganzen Kloster.«
»Aber der Ritter zeigte keine Betroffenheit?«
»Nein, er betrachtete es als unsere Angelegenheit, in die er sich nicht einzumischen hatte.«
»Dann ist er entweder unschuldig oder ungeheuer kaltblütig, nicht wahr?«
»Ich verstehe nicht, warum Ihr ihn verdächtigt, Begine. Hat er auf Euch einen derart unangenehmen Eindruck gemacht?«
»Wollt Ihr wegen seiner so atemberaubend höfischen Ausstrahlung keinen Verdacht auf ihn fallen lassen?« »Was für eine unsinnige Bemerkung!«
»Nicht unsinniger als die Eure über Simons Ausstrahlung.«
»Ihr unterstellt mir, ich stellte meine Gefühle vor die Wahrheitsfindung?«
»Ihr unterstelltet mir dasselbe!«
»Wir streiten, Begine.«
»Stimmt, Pater!«
Er blieb stehen und lächelte sie mit entwaffnender Freundlichkeit an.
»Es ist Eure absolute Ehrlichkeit, die mich immer wieder auf mein demütiges Selbst verweist. Ich verstehe Euren Gedankengang. Ihr zieht dieses Schreiben in Betracht und glaubt, der Ritter sei jener verräterische Freund der Herren Wevelinghoven und Kelz. Und diese Bettina habe ihn damit erpressen wollen – zum Beispiel, damit er den kleinen Bastard annimmt.«
»So ungefähr.«
Pater Ivo setzte sich wieder in Bewegung.
»Was Ihr jedoch nicht berücksichtigt, ist, wie, wann und wo die Tat begangen wurde. Und das ist es, worüber ich mir Gedanken mache. Ich gebe allerdings zu, der Ritter scheint mehr als nur einen Grund zu haben, die Gastfreundschaft des Klosters in Anspruch zu nehmen.«
»Nicht nur ein Büßer?«
»Nicht nur ein Büßer. Aber was ihn bei uns hält, Begine, habe ich nicht zu ergründen versucht. Wahrscheinlich sollte ich es tun.«
»Tut es, mich würde es brennend interessieren.«
»Obwohl wir natürlich keinerlei Veranlassung haben, uns weiter um die Angelegenheiten zu kümmern. Weder Ihr noch ich. Allenfalls könntet Ihr noch dafür Sorge tragen, dass das Kind seiner Familie übergeben wird, jetzt, da wir wissen, wer die Mutter ist. «
»Natürlich, Pater Ivo! «
»Euer Ton, Begine, bestätigt mir, Ihr gebt wieder einmal sehr wenig auf meine Worte.«
Almut sah ihn freundlich an und nickte bestätigend. »Es gibt da einen Mörder, Begine, der augenscheinlich nicht gerade zimperlich ist. «
»Und den der dämliche Vizevogt mit Gewissheit nicht zur Strecke bringen wird.«
Pater Ivo seufzte. »Was habt Ihr also vor? «
»Einmal herausfinden, was die Aussätzigen mit dem Kind wollten, und zum anderen hören, was der Herr Gero von Bachem zum Tod seiner Geliebten zu berichten
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