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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bessern.‹ Und auch dieses: 'Schlage deinen Sohn mit der Rute, so rettest du sein Leben vor dem Tod.‹«
    Diese Seelenrettung erlaubte sich der Prior höchst persönlich vorzunehmen, und als er den Kerker unterhalb des Klosters schließlich verließ, kniete Pater Ivo, die Hände an ein mannshohes Holzkreuz gefesselt, halb bewusstlos in der Finsternis. Die blutige Geißel lag noch neben ihm, eine Mahnung, dass die Züchtigung fortgesetzt werden würde.

25. Kapitel
    F ranziska wahrte ihre ruhige Haltung auch am nächsten Tag noch, und so entschloss Almut sich, ihr am Morgen eine ausführliche Schilderung von der Begegnung mit Simon zu geben.
    »Weshalb er Euch nicht in die Schenke gelassen hat, Franziska – nun, das liegt daran, dass sie völlig zerstört ist. Am Christabend haben die Wilderer darin ihr Mütchen gekühlt, und was übrig blieb, sind nur noch ein Haufen Späne und Splitter. Euer Bilsenkrautbier war nicht ganz unschuldig an dieser wüsten Orgie. Jedenfalls war er, als wir kamen, gerade dabei, neue Tische und Bänke zu zimmern. Viel aufzuräumen und zu wischen gibt es da also im Augenblick nicht. Aber wahrscheinlich würde er sich über ein paar tröstende Worte durchaus freuen.«
    »Und dann, wenn er den kleinen Finger hat, will er gleich wieder den ganzen Arm und alles, was sonst noch dranhängt!«
    »Ach ja, Arm. Die Wunde am Arm hat er sich übrigens auch bei der Rauferei zugezogen.«
    »Und wenn!«
    »Er hatte Angst, Ihr würdet ihn für einen schlechten Wirt halten, wenn er Euch davon berichtete.«
    »Und wenn schon!«, Die Köchin zeigte sich weiter zugeknöpft, aber die letzte Antwort wirkte nicht mehr ganz so ablehnend. »Ich werde nicht gleich losrennenund ihn bedauern. Nein, das werde ich nicht. Nein. Noch nicht!«
    »Gut, lasst ihn schmoren, Franziska. Eine gute Köchin wie Ihr weiß wohl, wann der Braten gar ist. Ein paar Tage auf kleiner Flamme werden ihm nicht schaden.«
    »Wer sagt Euch eigentlich, dass ich überhaupt etwas von diesem Braten will?«
    Almut verkniff sich ihre Antwort. Das musste Franziska schon selbst herausfinden, dachte sie sich. Außerdem hatte sie wichtigere Dinge zu regeln, als sich um das Liebesleid der kleinen Kratzbürste zu kümmern. Denn nach der Terz wollte sie sich mit Pater Ivo bei Meister Krudener treffen, um zu hören, was Trine mit den Fundstücken aus der Nacht des Einbruchs anzufangen wusste.
    Die drei Seidweberinnen hatten ebenfalls Besorgungen in der Stadt zu erledigen, und so begleiteten sie sie ein Stück. Almut übersah deren leise Missbilligung, als sie sich in der Höhe von Sankt Cäcilien von ihnen trennte und alleine zum Neuen Markt weiterging.
    Die Tür der Apotheke ging gerade auf, und eine Mutter mit einem hustenden Kind auf dem Arm trat auf die Straße.
    »Meister Krudener, ich wünsche Euch ein gesegnetes neues Jahr!«
    »Euch das Gleiche, Frau Almut, Euch das Gleiche. Tretet ein und erleuchtet meine dunkle Alchimistengruft mit Eurer Weisheit.«
    »Ein Spötter seid Ihr, Meister Krudener.«
    »Nie und nimmer. Da ist Trine, die Euch gleich ihre neueste Schöpfung zu kosten geben wird. Ich muss sagen, das, was sie da gebraut hat, mundet mir ganz hervorragend!«
    Er schob den dichten Vorhang zur Seite, der die Apotheke von dem hinteren Raum trennte, und Trine ließ ihre Kessel und Töpfe im Stich, um Almut freudig lächelnd zu begrüßen.
    »Was hast du gebraut, Trine?«
    »Ein Bier mit einer ganz besonderen Grut«, erwiderte Meister Krudener mit genüsslichem Lächeln.
    Das Mädchen zeigte Almut den getrockneten Hopfen, den sie verwendet hatte, und schenkte ihr einen Becher voll ein.
    »Brrr, ist das bitter!«
    »Findet Ihr? Ich muss gestehen, mir schmeckt dieses helle Gebräu. Und es gibt eine schöne, cremige Schaumkrone!« Meister Krudener wischte sich einen weißen Schaumbart von den Lippen. »Aber Ihr seid nicht gekommen, um Hopfenbier zu trinken. Ich sehe Euch an, wie sehr Euch Neuigkeiten auf den Lippen brennen. Geht es Eurer Frau Gertrud wieder besser?«
    »O ja, sie werkelt schon wieder in der Küche herum, hoffentlich in Eintracht mit der Franziska. Die Neuigkeiten – und die Fragen, die mich drücken – betreffen jedoch eine ganz andere Sache. Ihr habt doch mitbekommen, dass wir am Christfest ein Findelkind aufgenommen haben.«
    Der Apotheker nickte. »Ihr erwähntet es in Melaten.«
    »Nun ja, da hat sich Folgendes ereignet...« Almut erzählte, für Trine mit vielen Gesten angereichert, von der versuchten Entführung und

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