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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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wohl, Begine, und die Heilige Jungfrau möge Euch behüten.«
    War es der frostige Wind oder eine seltsame Vorahnung, die Almut plötzlich erschaudern ließ? Sie sah den Benediktiner eindringlich an und wünschte leise: »Möge die Mutter der Barmherzigkeit auch über Euch wachen, Pater.«
     
    Die Sext war schon geraume Zeit vorüber, als Almut über den Hof ging, um sich in der Küche noch eine Mahlzeit zu erbitten. Franziska werkelte in überaus gedämpfter Stimmung zwischen ihren Töpfen und Schüsseln herum, und als sie Almuts Bitte nachkam und ihr eine Portion dicker Suppe vorsetzte, blieb sie neben dem Tisch stehen und wrang verlegen den Stoff ihres Kittels in den Händen.
    »Was ist, Franziska?«, fragte Almut zwischen zwei Löffeln. Sie war nicht in der Laune, weitere Tränengüssezu ertragen und sich Geständnisse anzuhören, darum blieb sie kurz angebunden.
    »Ich... Also, ich glaube, ich habe ziemlichen Mist gemacht, gestern.«
    »Glaubt Ihr? Schon möglich.«
    »Ihr habt mit dem Pater gesprochen. Auch... auch über das, was ich mit dem Korb...«
    »Ja, natürlich.«
    Almut fuhr mit ihrer Mahlzeit fort, ohne sich weiter dazu zu äußern, und hoffte, ihr würde ein Gefühlsausbruch erspart bleiben. Seltsamerweise erfüllte sich diese Hoffnung.
    Sehr nüchtern meinte die Köchin plötzlich: »Kann ich etwas tun, um meinen Fehler wieder gutzumachen? «
    »Euren Fehler?«
    »Ja, dass ich den Korb zu Simon gebracht habe. Ich muss irr im Kopf gewesen sein, Almut. Ich habe mich in etwas hineingesteigert, was schon fast krankhaft war. Bitte, könnt Ihr mir helfen? Ich will Simon nicht mit dem – Ding – belasten.«
    »Schon erledigt, Franziska. Pater Ivo bringt den Korb samt Inhalt zum Vogt. Simon hat damit erst einmal nichts zu tun. Ihr könnt also beruhigt sein.«
    Leise flüsterte Franziska: »Danke!« und widmete sich schweigend wieder ihrem Abwasch.

24. Kapitel
    D er ehrwürdige Abt, Vater Theo doricus, lag seit dem Christfest mit schmerzendem Leib zu Bett und quälte sich gerade an diesem Tag wieder einmal durch eine heftige Nierenkolik. So hatte denn Prior Rudgerus die Leitung des Ordens übernommen. Unter seiner Herrschaft hatte Pater Ivo sich bereits in den vergangenen Tagen einigen strengen Bußübungen unterziehen müssen, da dem Prior, anders als dem nachsichtigeren Abt, seine gelegentlichen Eigenmächtigkeiten ein Dorn im Auge waren. Vor allem aber störte ihn seine enge Verbindung zu den Beginen, diesen scheinheiligen Weibern, die ohne männliche Aufsicht ihren Gelüsten nachgingen. Dass der Benediktiner an diesem Morgen zu den Weingärten hinausgegangen war, für die er die Verantwortung trug, hatte er schon missbilligt, konnte aber nichts dagegen einwenden. Aber dann war dieses Schreiben gekommen, von der Meisterin gesiegelt, doch von der schamlosen Begine selbst verfasst und eindeutig darauf zielend, ein geheimes Treffen zwischen ihr und dem Mönch zu vereinbaren. Darum hatte er Weisung gegeben, ihn bei seiner Rückkehr sofort zu ihm zu bringen.
    So gelang es Pater Ivo nicht, Gero von Bachem aufzusuchen, um eine ernste Unterredung mit ihm zu führen. Er hatte noch nicht einmal die Gelegenheit, sich des Korbes mitsamt seines furchtbaren Inhalts zu entledigen, sondern sah sich gezwungen, ihn mit in das Zimmerdes Priors zu nehmen. Die Unterredung verlief in erschreckend kalter Weise und erlaubte Pater Ivo so gut wie keine Worte der Rechtfertigung. Nicht einmal der Hinweis, es herrsche nun wenigstens Klarheit über die Identität der Ermordeten, beeindruckte den Prior. Im Gegenteil, er rügte diese Einmischung in die Aufgaben der Obrigkeit auf das Schärfste und fügte es dem Strafmaß für die verschiedenen Vergehen hinzu.
    Die Regel, nach der die Mönche lebten, sah vor, dass der Abt oder sein Vertreter bei schweren Verstößen gegen den Gehorsam empfindliche Strafen verhängte, denn der heilige Benedikt hatte angeordnet: »Auf keinen Fall darf der Abt darüber hinwegsehen, wenn sich jemand verfehlt; vielmehr schneide er die Sünden schon beim Entstehen mit der Wurzel aus, so gut er kann. Er soll daran denken, da ihm sonst das Schicksal des Priesters Heli von Schilo droht. Rechtschaffene und Einsichtige weise er einmal und ein zweites Mal mit mahnenden Worten zurecht. Boshafte aber, Hartherzige, Stolze und Ungehorsame soll er beim ersten Anzeichen eines Vergehens durch Schläge und körperliche Züchtigung im Zaum halten. Er kennt doch das Wort der Schrift: 'Ein Tor lässt sich durch Worte nicht

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