Die Suessen Kleinen
sprechen.
Was konnte Josef K. anderes tun, als mit einem Band selbstverfasster Sonette in der Hand persönlich bei seiner Geliebten aufzutauchen? In der anderen Hand hielt er ein geladenes Luftdruckgewehr.
»Geben Sie endlich zu, dass ich ein Einkommen habe?«, fragte er die hochgewachsene junge Frau, während er den Mündungslauf an seine Schläfe presste.
»Natürlich«, flüsterte Shoshanna hold errötend, und die beiden schritten spontan zum Rabbiner des nächstgelegenen Standesamtes.
Josef K. wurde somit zum Ehemann, der sein Weib streng, wenn auch nicht ganz lieblos behandelte.
Sofort nach der Eheschließung ging Josef K. auf die Suche nach einem Einkommen. Nach einigen Überlegungen suchte er um die Konzession für die Eröffnung eines Eiscremekiosks im Zentrum von Tel Aviv an. Selbstverständlich wurde ihm diese Konzession nicht so ohne weiteres erteilt, denn solche Vergünstigungen waren ausschließlich jungen, verheirateten Männern vorbehalten, die nachweisbar ihren Militärdienst absolviert hatten. Josef K. wusste schon, was zu tun war. Er holte sich sofort ein Empfehlungsschreiben von seinem Onkel und ging damit zum zuständigen Beamten. Dieser sah den Zettel lange an und behauptete, den Onkel nicht zu kennen. Ohne Zeitverlust wandte sich unser Held an ein Mitglied der Gewerkschaftsexekutive mit der Bitte um ein persönliches Schreiben, in dem ausdrücklich vermerkt sein sollte, dass der zuständige Beamte besagten Onkel sehr wohl kenne. Doch der Beamte erwiderte, dass er auch von jenem Herrn der Gewerkschaftsexekutive noch niemals gehört habe. Daraufhin machte Josef den Beamten mit dem Gewerkschaftsführer bekannt, und der stellte dem Beamten Josefs Onkel vor. Aber just zu diesem Zeitpunkt wurde der Beamte in den Süden versetzt, um dort die Leistungsfähigkeit des Staatsapparates zu vermindern. Sein Nachfolger war zufällig ein alter Freund von Josefs Onkel und ließ daher sein Empfehlungsschreiben unbeachtet liegen, woraufhin Josef K. sofort den Schreibtisch des neuen Beamten in Brand steckte.
Diese Regelung war leider nur provisorisch. Der neue Beamte gab zwar Josef K. eine Empfehlung an sich selbst, aber in unleserlicher Handschrift.
Der enttäuschte Jossi entschied sich für das juristische Vorgehen und erhob beim Bezirksgericht Anklage gegen die ganze Bande. Gleichzeitig beantragte er beim Obersten Gerichtshof eine Einstweilige Verfügung, derzufolge das Bezirksgericht begründen sollte, warum es nicht bereit sei, die Klage des Josef K. zuzulassen. Darüber hinaus beantragte er beim Obersten Rabbinat einen Bannfluch gegen das Oberste Gericht, falls dieses nicht bereit sei, die Einstweilige Verfügung gegen das Bezirksgericht zu erlassen.
Um aber ganz sicherzugehen, suchte er nochmals den zuständigen Beamten auf. Bei dieser Gelegenheit brachte er einen verrosteten Kanister mit und begoss den Staatsdiener mit einer Mischung aus Waschbenzin und giftgrüner Acrylfarbe.
Zum Erstaunen aller Beteiligten wurde er daraufhin verhaftet und verbrachte fast eine ganze Woche im Gefängnis. Als er endlich gegen stark ermäßigte Kaution entlassen wurde, rannte er unverzüglich mit dem verrosteten Kanister zum Beamten zurück und erhielt sofort die Konzession für die Errichtung des Eiskiosks im Zentrum von Tel Aviv. Zwar handelte es sich nur um ein bescheidenes Unternehmen, doch sicherte es Herrn K. und seiner kleinen Familie ein angemessenes Einkommen.
Mittlerweile war die hochschwangere Gattin des Josef K. bereits ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der werdende Vater stürzte sich sogleich auf den Oberarzt mit dem Auftrag, dass seine Frau unbedingt einen Sohn zur Welt bringe.
»Warum ausgerechnet einen Sohn?«, fragte der Mediziner.
»Weil nur ein Mann in der Lage ist, den Stress im Leben zu ertragen«, antwortete Jossi K.
Der Oberarzt behauptete, darauf keinen Einfluss zu haben. Also ging Jossi mit dem verrosteten Kanister wieder zu seinem Freund, dem Beamten von der Konzessionserteilung, um diesen durch die bewährte Mischtechnik um einige telefonische Empfehlungen zu bitten.
Der Oberarzt blieb ungerührt und weigerte sich unsinnigerweise. Und zwar so lange, bis Josef K. einen gutvorbereiteten Nervenzusammenbruch erlitt, die Oberschwester biss und laute Klagelieder anstimmte. Damit erreichte er endlich sein Ziel, der Arzt gab seinen Widerstand auf, und Josef K. wurde Vater eines strammen Sohnes.
In diesem gemächlichen Stil ging das Leben des Durchschnittsbürgers Josef K. jahrelang
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