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2580 - Handelsstern im Visier

2580 - Handelsstern im Visier

Titel: 2580 - Handelsstern im Visier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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»Die Zeit ist störrisch. Eben noch glauben wir sie zu beherrschen,

und im nächsten Augenblick reißt sie uns in den Tod.«
    - Hoschpian zugeschrieben –
     
    1.
     
    Die Welt versank im allgegenwärtigen Schneegestöber.
    Betty Toufry wankte. Schwäche drohte sie von den Füßen zu reißen. Die Mutantin blieb stehen,

senkte den Kopf und atmete tief durch.
    Die Kälte stach in der Nase und schnitt wie mit Messern in die Lungen. Nur langsam

stabilisierte sich die Umgebung wieder zu einem klaren Bild.
    Betty blickte auf die große Prallfeldkuppel. In ihrem Schutz versuchte der Parablock,

höherdimensionale Energien zu der sterbenden Superintelligenz zu leiten. Sämtliche Mutanten, die

ES aus seinem Bewusstseinspool freigegeben hatte, arbeiteten als Einheit mit den Funkenleuten, um

möglichst starke Psi-Kräfte zum Fließen zu bringen.
    Sie hatte das Kollektiv kurzzeitig verlassen, um einem wichtigen Auftrag nachzugehen. Es ging

um Perry Rhodan, der mit seinem Raumer MIKRU-JON nach Talanis gekommen war. Er stand auf der

Rampe von Atlans Schiff ATLANTIS, nicht weit von der Kuppel entfernt.
    Betty stockte. Sie schloss irritiert die Augen und schaute noch einmal zum Parablock. Dieser

Mann in der ersten Reihe, sie kannte seinen Namen nicht - er sah aus wie ihr Vater.
    Der Anblick weckte eine Assoziation, die mit Macht jeden anderen Gedanken hinwegfegte. Ihr

war, als zünde ihr ein Funke vor Augen, der sich zu einem Hologramm ausweitete - einem Bild aus

ihrer frühesten Erinnerung.
    Es lag fast 3000 Jahre zurück. Sie war ein kleines Mädchen gewesen. Sechs Jahre alt. Und ihr

Vater ...
    Ihr Vater ...
    »Guten Morgen, Betty.«
    Sie schaut hoch. »Morgen.«
    »Ich gehe zur Arbeit, Mädchen.«
    Betty nickt. »Bis heute Abend.« Sie löffelt Cornflakes, und gerade knistert

eine Maisflocke zwischen den Zähnen, als sie etwas wie ein Pfeil mitten ins Herz

trifft. Oder mitten in den Kopf. Verwirrt lässt sie den Löffel fallen. »Was hast

du gesagt?«, fragt sie.
    Ihr Vater sieht sie an. Sein linkes Augenlid pulsiert leicht, wie oft, wenn er noch müde ist, weil er am Vortag bis spät in die Nacht gearbeitet hat. »Dass ich zur Arbeit gehe.«
    »Ich meine danach.«
    Er lächelt. »Nichts, mein Liebes.« Seine Hand nähert sich ihr, und er streicht ihr durch die Haare.
    Bettys Mundwinkel zucken. Sie sagt nichts. Sie weicht nicht zurück. Aber ihr

Inneres erstarrt zu Eis.
    Betty schüttelte die Erinnerung ab.
    Fast fühlte sie sich, als wäre all das gerade erst geschehen. Als hätte sie eben noch an

diesem Frühstückstisch gesessen, den es sicher bereits seit vielen Jahrhunderten nicht mehr gab.

Als könne sie die Süße der Cornflakes noch schmecken, die in ihrer Mundhöhle explodierte.
    Diese Unmittelbarkeit verwirrte sie. Es lag doch so lange zurück. Was hatte sie seitdem nicht

alles erlebt, in ihrem ... normalen Leben, als Auserwählte, die auf Wanderer Zellduschen erhielt?

Danach als Zellaktivatorträgerin und schließlich nach ihrem Tod im Bewusstseinspool der

Superintelligenz. Und nun war sie aus dieser ... Heimat entlassen worden, führte wieder eine

körperliche Existenz.
    Hatte diese Zeit, in der sie ein winziger Teil von ES gewesen war, sie derart verändert? War

ihr das Leben so sehr verfremdet worden, dass eine einfache Assoziation genügte, solch lebendige

Bilder zu erschaffen? Erneut wurde ihr Verstand geradezu überflutet.
    Es war noch immer der 16. Februar des Jahres 1972. Der Abend jenes Tages, an dem ihr zum

ersten Mal klar geworden war, dass sie die Gedanken anderer Intelligenzen lesen konnte.
    Gedanken wie die ihres Vaters. Oder des Fremdwesens, das ihn übernommen hatte - eines

Individualverfor- mers.
    Eine fremde Kreatur steckte in ihrem Vater, lenkte ihn, steuerte seine Handlungen und würde am

nächsten Tag dessen Stellung als Atomforscher ausnutzen, um eine Macht zu entfesseln, die den

ganzen Kontinent zu zerstören vermochte.
    Sofern Betty zögerte.
    Falls sie nicht handelte.
    Und der Albtraum ihres Lebens spielte sich aufs Neue ab:
    »Betty«, sagt das Wesen, das vorgibt, ihr Vater zu sein. »Ich freue mich, dich zu sehen.«
    Sie nickt. Schafft es sogar zu lächeln. Er darf nichts merken. Sie geht nach oben,

will in ihr Zimmer, wo die Pistole liegt. Es war einfach, sie zu bekommen. Wie praktisch,

wenn man Gedanken lesen kann. Es öffnet einem ungeahnte Möglichkeiten.
    Die Treppenstufen knarren unter ihren Schritten. Das fremde Ding folgt

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