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Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)

Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)

Titel: Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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schon mal gesagt, du sollst sie nicht so nennen! Nein, ich will nur wissen, ob etwas passiert ist, was …«
    »Warte. Ja, doch, da war was. Gegen Mitternacht hat der Käpt’n an die Kabinentür geklopft. Glücklicherweise hatten wir gerade ’ne Pause eingelegt. Liv… die Giovannini hat, nackt wie sie war, aufgemacht. Sie haben miteinander gesprochen, er draußen, sie drinnen, dann hat die Giovannini die Tür zugemacht, ist zu dem großen Safe gegangen, den sie in ihrer Kabine hat, hat ihn geöffnet, eine Mappe rausgenommen, sich einen Morgenmantel übergeworfen und ist rausgegangen. Ich bin sofort aufgestanden und habe einen Blick in den Safe geworfen, aber natürlich ohne etwas anzufassen.«
    »Und was war da drin?«
    »Jede Menge Geld. Euros, Dollars, Yen … und dann Schnellhefter und Aktenmappen, alle beschriftet. Fünf oder sechs Ordner. Ein dickes Konvolut war auch dabei, auf dem stand Kimberley-Prozess.«
    »Und was heißt das?«
    »Keine Ahnung. Also, was soll ich machen?«
    »Theoretisch müsstest du dich ausklinken. Du bist nicht mehr gedeckt. Wenn du wieder an Bord gehst, tust du das ohne Befugnis.«
    »Ist aber schade, mittendrin aufzugeben.«
    »Klar. Aber was willst du sonst tun?«
    »Trotzdem zu der Besprechung um fünf gehen. Ich bin mir sicher, dass sie mir etwas sagen, was uns nützlich ist, und dann kriegen wir sie dran.«
    »Und wie kommst du dann wieder raus? Du kannst ja schlecht hingehen und sagen, tut mir leid, ich hab’s mir anders überlegt, ich komm doch nicht mit.«
    »So bestimmt nicht, die würden mich umbringen!«
    »Ich hab’s!«, fiel Montalbano ihm ins Wort.
    »Was denn?«
    »Eine Idee, wie du da rauskommst. Die Methode Chaikri.«
    »Und die wäre?«
    »Ich verhafte dich!«
    »Was redest du denn da für einen Quatsch, so früh am Morgen?«
    »Mimì, glaub mir, nur so geht’s. Du rufst mich an, wenn du auf der Vanna ankommst. Fazio und Gallo tun so, als hätten sie am Hafen Dienst. Wenn du wichtige Nachrichten hast, schneuzt du dich, während du den Steg runtergehst. Eine Minute später trägst du Handschellen. Du wehrst dich, schreist rum, sodass die von der Vanna und die von der Asso di cuori es mitkriegen. Damit bist du aus dem Schneider und erzählst mir im Kommissariat, was du erfahren hast. Wenn du dich nicht schneuzt, heißt das, du hast uns nichts Neues zu sagen und wirst nicht verhaftet. Klar? Du wirkst irgendwie skeptisch. Was ist los?«
    »Hoffentlich denk ich dran, ein Taschentuch einzustecken. Ich vergess das immer.«
    Augello ging, und Montalbano holte sich den Atlas aus dem Bücherregal, eine kartografische Enzyklopädie, in der er schon mal geblättert hatte. Seine Unkenntnis in Sachen Geografie war beschämend, manchmal war er sich nicht einmal sicher, ob er die fünf Kontinente richtig zusammenbekam.
    Als Erstes schlug er unter Südafrika nach.
    Schnell stieß er auf Kimberley. Dort gab es Diamantenvorkommen, die so riesig waren, dass der Ort inzwischen zum Nationaldenkmal erklärt worden war. Außerdem wurden Platin, Eisen, Kobalt und eine Menge anderer Sachen abgebaut, von denen er keinen Schimmer hatte.
    Es gab Tabak-, aber keine Kaffeeplantagen.
    Tabak und Kaffee bauten sie dagegen in Sierra Leone an. Und mit Diamanten, Platin, Kobalt und so weiter waren die dort auch gut versorgt.
    Na ja, gut versorgt waren die Besitzer der Minen, die ausländischen Gesellschaften gehörten. Laut seinem Atlas lag die Lebenserwartung der einheimischen Bevölkerung für die Männer bei siebenunddreißig und für die Frauen bei neununddreißig Jahren.
    All das passte zu dem, was die Giovannini seinem Kollegen Augello erzählt hatte.
    Doch irgendwo in seinem Kopf vernahm er jetzt das unangenehme Schrillen einer Alarmglocke.
    In dem Versuch, sie abzustellen, fing er noch mal von vorne an zu lesen.
    Doch die Alarmglocke schrillte noch lauter, so laut, dass er Angst bekam, sein Hirn könnte Schaden nehmen.
    Bis er merkte, dass das Klingeln vom Telefon kam.
    Zuerst wollte er nicht rangehen, aber dann fiel ihm ein, dass es Laura sein könnte, und er rannte zum Apparat.
    »Dottori, ’tschulligung, wenn ich mir erlaube, Sie zu stören, wo Sie doch bei Ihnen zu Hause in Ihrem Haus sind.«
    »Was gibt’s, Catarè?«
    »Grade eben hat Dottor Micca angerufen.«
    Nie gehört, er kannte lediglich den Nationalhelden Pietro Micca aus dem Piemont, aber auch nur aus den Geschichtsbüchern.
    »Hat er seinen Vornamen genannt?«
    »Sissi, Dottori. Der Vorname ist Giarra.«
    »So wie der

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