Die Terranauten 050 - Drohung von den Sternen
berührten.
Aber die Farbgewitter bedeuteten keine Bedrohung.
Sie waren seltsam, irgendwie sogar faszinierend; ein Phänomen, das es bis vor kurzem auf Rorqual nicht gegeben hatte. Genau wie die Entroper.
Der Erbe der Macht preßte die Lippen zusammen und blickte Asen-Ger entgegen.
Der hochgewachsene Mann mit der kupfernen Hautfarbe hatte die Nachwirkungen der Haßseuche inzwischen überwunden, doch die Linien und Fältchen in seinem Gesicht wirkten nun noch schärfer als zuvor. Er bewegte sich mit langen, geschmeidigen Schritten über den lockeren, knirschenden Untergrund und blieb neben David stehen.
Sein Blick glitt an dem Erben der Macht vorbei und fiel auf den Entroper, der aus dem Geröll hervorgewachsen war; der Entroper war doppelt so groß wie ein Mensch, eine metallische, glatte, gesichtslose Skulptur, die auf einem pflanzenähnlichen Stiel hin und her schwankte.
Asen-Ger räusperte sich. »Du hast dir vermutlich auch Gedanken über die Entroper gemacht, nicht wahr?«
»Es ließ sich nicht vermeiden«, lächelte David matt. »Wie es scheint, sind die Ereignisse auf der semirealen Erde, zu der Yggdrasil mich entführt hatte, nicht völlig aus der Luft gegriffen. Wahrscheinlich hat Yggdrasil mich sogar nur entführt, um mich auf das hier vorzubereiten. Und wenn die Entroper tatsächlich existieren, dann bedeutet dies, daß auch alle anderen Katastrophen, die die Semi-Erde heimsuchten, uns treffen können.«
»Dann wirst du mir zustimmen«, erklärte Asen-Ger ernst, »wenn ich sage, daß wir alles unternehmen müssen, um die Nutzung der Kaiserkraft zu beenden. Alles, David.«
Der Treiber seufzte.
Valdecs skrupelloser Einsatz des künstlichen Triadischen Monochords in unmittelbarer Nähe der Erde hatte ihn mehr entsetzt als die meisten anderen Taten des Lordoberst.
Er wußte nun: Mit Valdec an der Spitze würde das Konzil auch weiterhin auf der Verwendung der Kaiserkraft als Raumschiffsantrieb beharren. Jedoch, wenn Valdec gestürzt wurde und die Treiber den Konzernen einen Ersatz bieten konnten …
»Ich habe dich schon mehrfach darum gebeten«, erinnerte Asen-Ger. »Yggdrasils Samen. Er muß gepflanzt werden. Wir benötigen einen neuen Urbaum. Unser Mistelvorrat geht allmählich zur Neige. Auch die bei der Geisterflotte im Walhalla-System gefundenen Misteln werden bald vom Bund verbraucht sein. Es ist absehbar, wann wir den letzten Transit durch den Weltraum II durchführen können. Und um die Konzerne zu überzeugen, ihnen begreiflich zu machen, daß die überlebenden Treiber unter Umständen bereit sind, die Kaiserkraft zu ersetzen – dafür benötigen wir Misteln.«
David nickte.
»Ja, es wird Zeit«, murmelte er. »Ich …«
Ein Rascheln ließ ihn verstummen.
Hinter dem Entroper, der die Raum-Zeit-Struktur verzerrte und in seinem unmittelbaren Einflußbereich die Entropie milliardenfach beschleunigte, schob sich ein Schatten hervor. Noch war er nur verschwommen erkennbar, erinnerte an einen zerlaufenden Farbfleck, doch je mehr er sich von dem gesichtslosen, merkwürdigen Zinnsoldaten entfernte, desto klarer wurden seine Umrisse.
Abrupt wurde die Gestalt größer, machte scheinbar einen Satz nach vorn und befand sich dann nur noch wenige Meter von David und Asen-Ger entfernt.
»Ich hätte mir denken können«, bemerkte Asen-Ger mit leisem Spott, »daß du nicht weit bist.«
Llewellyn 709 stieß ein bellendes Gelächter aus. »Und es ist gut, daß ich in der Nähe war«, versetzte er barsch. »Ich befürchte, ich muß euch beiden Hohlköpfen die Flausen austreiben.«
»Ah, der große Zuchtmeister«, spottete Asen-Ger unbeeindruckt.
Llewellyn reagierte nicht darauf. In dem Farbgewitter, das mit unverminderter Heftigkeit tobte, funkelten seine goldenen Riemen wie ein Regenbogen. David spürte deutlich die Erregung, des Riemenmannes.
»Ihr wollt also einen Pakt mit dem Konzil abschließen«, fuhr Llewellyn fort. »Ihr hofft, daß wir zu einer Übereinkunft kommen können, sobald Valdec erst einmal verschwunden ist. Habt ihr denn nichts gelernt? Glaubt ihr wirklich, die Treiber-Verfolgung war eine Art Betriebsunfall, für den Valdec allein verantwortlich ist?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe schon mehrfach erklärt, daß alle Verhandlungen mit dem Konzil uns zum Schluß nur schaden werden. Seit wann ist es Ziel der Terranauten, die brüchige Herrschaft der Manags zu schützen? Das Konzil muß verschwinden, und die Konzerne müssen zerschlagen werden. Das ist unsere vordringlichste
Weitere Kostenlose Bücher