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Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Titel: Die Terranauten 055 - Das Wrack-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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und Protopwände bis in die letzten Moleküle. Und die Legion Graugardisten, die mittschiffs in den Tiefschlafbehältern ruhte, um gegebenenfalls eingesetzt zu werden, bemerkte davon nichts.
    Queen Jenver begann sich gerade auszumalen, wie sie nach ihrer Beförderung ein Programm zur genetischen Purifikation der Grauen Garden durchsetzen könne – es störte sie schon lange, wie es in den Reihen dieser Elitetruppe von schiefmäuligen Gestalten wimmelte, von denen man glauben mochte, sie seien mutiertem Froschlaich irgendwelcher illegaler Labors entschlüpft –, da kündete das stufenweise Wiederanlaufen computerisierter Aktivitäten den Rücksturz in den Normalraum an. Der letzte Kontratransitpunkt des KK-Schleppers Epsilon-20 war erreicht.
    Vibrationen durchliefen den Trichterrumpf der CORTES. Die Beleuchtung flammte auf und schuf klare, augenfreundliche Helligkeit. Das Licht verursachte den Zerfall der fotosensiblen Moleküle der Barbiturat-Droge im Nervensystem, so daß sie sich in unschädliche Spurenelemente auflösten. Queen Jenver erlangte schlagartig die volle Besinnung zurück. Spannung und Neugier erzeugten in ihrem Organismus Adrenalin und ließen es in ihren Blutkreislauf einschießen. Unverzüglich fing die Queen, ohne irgendwelche Nachwirkungen des Halbschlafs zu spüren, kompetent zu handeln an. »Meldung!« schnarrte sie ins Bordmikrofon.
    Die CORTES schwebte wieder im Normalraum. Auf den Außenbildschirmen waren die unruhigen Wellenbewegungen des Weltraums II dem samtenen Blauschwarz der ewigen Nacht des Weltalls gewichen. Sterne glitzerten.
    Mißmutig beobachtete Queen Jenver, wie die anderen Grauen in der Zentrale ebenfalls zu Bewußtsein kamen. Furchtbar! dachte Jenver. Eine bestmöglich ausgebildete Besatzung, gewiß, aber bei genetisch minderwertigem Material muß es ja einfach zu Ausfall- und Mangelerscheinungen kommen.
    »Kontratransitpunkt planmäßig erreicht«, krächzte es zur Antwort aus ihrem Ohrhörer. »Keine größeren Objekte im Erfassungsbereich der Instrumente.«
    »Waffenleitstand!«
    »Zu Befehl, Kommandant!« Diese Stimme klang bereits ein wenig forscher.
    »Gefechtsbereitschaft herstellen. Die Legion ist aus dem Tiefschlaf zu wecken und einsatzfertig zu machen. Centurio Klode in die Zentrale.« Beim Gedanken an den Centurio runzelte Jenver die Stirn. »Impulstriebwerke aktivieren«, setzte sie ihre Befehlsausgabe fort. »Wir kreuzen innerhalb des Sektors Helander.« Sonnenhelle Feuerschweife lohten aus den Düsen der Photonenbrenner im Heck des Kampfkreuzers und gaben dem Raumschiff langsam Schub. Auf dem Panoramabildschirm konnte die Queen die CORTES wie einen Kometen auf einem langen Strahlenbündel reiten sehen. Allein dieser Anblick versetzte sie in einen genußvollen Machtrausch. Allerdings schadete es ihrer Stimmung sehr, als sich wenig später Centurio Klode zur Stelle meldete. Klode war eine stämmige, grobknochige Frau mit breitem, plattem Gesicht und drahtigem Haar, das sie in einem wenig attraktiven Bürstenschnitt trug. Ich frage mich ernsthaft, dachte Jenver, ob diese Schlampe überhaupt genetisch einwandfrei ist. Als ihr Blick auf den Centurio fiel, war ihr urplötzlich, als müsse sie in Ohnmacht sinken. »Centurio Klode«, würgte sie hervor, »Sie wagen es sich mit derartig dreckigen Fingernägeln, daß Sie damit nicht einmal einem Piraten die Henkersmahlzeit servieren dürften, in der Zentrale zu melden?!« Jenver wartete keine Entgegnung ab. »Gehen Sie sich unverzüglich reinigen, und erstatten Sie mir anschließend Meldung. Sollten Sie sich noch einmal in einem solchen Zustand vor mir zeigen, verordne ich Ihnen drei Stunden Alptraumkammer. Abtreten!«
    »Ich höre und gehorche«, nuschelte Centurio Klode mit ausdrucksloser Miene und verließ die Zentrale wieder. Niemand sah der Frau nach. Die Besatzung der Zentrale war die Hygieneansprüche der Kommandeuse bereits gewöhnt und hatte sich darauf eingestellt; diese Männer und Frauen waren in Erscheinung und Kleidung so makellos, als bestünden sie aus Marmor und Porzellan. Auch in ihrem Verhalten befleißigten sie sich einer operettenhaften Tadellosigkeit.
    »Übernehmen Sie«, befahl Queen Jenver dem Techno-Leiter der Zentrale. »Ich ziehe mich für kurze Zeit zur Erfrischung in mein Quartier zurück.« Zackig bestätigte der Mann.
    In ihrer Kabine streifte Queen Jenver mit einem Aufseufzen, das Überdruß verriet, ihre Kleidung ab und betrat die Sanitas-Dusche. Jenver betrachtete ihre Gestalt im

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