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Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Titel: Die Terranauten 055 - Das Wrack-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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Drittel war, ebenfalls im Profil gezeigt, das Porträt eines rund fünfzigjährigen Mannes abgebildet, der ein hageres Gesicht und silbergraues Haar besaß. Allem Anschein nach handelte es sich um denselben Mann; zwischen den beiden Aufnahmen mußten etwa zwanzig Lebensjahre verstrichen sein. In der Mitte des Bildschirms befand sich die Röntgenaufnahme eines Totenschädels.
    Von der Tür zum Versammlungsraum der GARIBALDI ertönte ein leises Summen. Ehe Llewellyn 709 irgendwie reagieren konnte, öffnete sich die Tür. Logenmeister Hadersen Wells, der mit seiner Loge die GARIBALDI nach Veldvald geflogen hatte, kam herein. Die rundliche Miene des bulligen Logenmeisters war cholerisch gerötet.
    Der Riemenmann schwenkte seinen Sessel herum. Er spürte die Gereiztheit des Logenmeisters. Seine eigene Nervosität schien von allen an Bord geteilt zu werden. Das Rascheln seiner Riemen schien seine Hektik unterstreichen zu wollen, als er sich mit fahrigen Bewegungen zurechtsetzte. »Ich bin dankbar für dein promptes Erscheinen, Logenmeister«, begann Llewellyn, um ein diplomatisches Vorgehen bemüht. In der gedämpften Beleuchtung des Versammlungsraums empfand er das Leuchten seiner Riemen selbst als fast aufdringlich. Mit einem inneren Ruck bot er seine ganze Selbstbeherrschung auf. Er mußte versuchen, die Situation unter Kontrolle zu halten. »Wir können für unser Gespräch wenig Zeit abzweigen. Es muß absolut geheim bleiben. Ich gehe davon aus, daß die Schwingungen der Ro Ulema und ihrer Symbionten uns mental überlagern, so daß die fragliche Person – oder andere Personen, die davon nichts erfahren sollen – uns nicht im PSI-Bereich belauschen können.« Er schwieg einen Moment lang, um einen neuen Ansatz zu finden. Aber am Kern der Sache kam er nicht vorbei. »Um etwaige Hintermänner nicht aufzuscheuchen, müssen wir …?«
    »Hintermänner?« meinte Wells barsch. »Was soll das heißen? Muß ich das etwa so verstehen, daß führende Persönlichkeiten der Terranauten dem Unsinn, den diese alberne …«
    »Logenmeister«, unterbrach Llewellyn Wells schroff, »leider muß ich dir eine Enttäuschung bereiten.« Er sah seine guten Vorsätze dahinschwinden. Wells’ cholerisches Temperament war hier besonders unerträglich. Die natürlichen psychischen Abwehrmechanismen normaler Treiber schirmten gegen psionische Strömungen ab, wenn die Treiber sie nicht empfangen wollten, aber die ungeheure Ausstrahlung der Ro Ulema und der neun Treiberinnen, die mit dem Zentrumsbaum Veldvalds in einer Art von Symbiose lebten, mußte auch dem Logenmeister auf die Nerven gehen. Alle herkömmlichen Hilfsmittel blieben gegen eine so starke psionische Aktivität machtlos. »Nachdem ich das interne Verhältnis eurer Loge genauer begutachtet habe«, fuhr Llewellyn fort, »stimme ich zwar mit dir darin überein, daß der von eurem Logenmitglied Maury Jacques eingereichte Bericht im wesentlichen einer primitiv strukturierten Regung entsprungen ist, die man Eifersucht nennt …« Llewellyn konnte nicht verhindern, daß seinem Tonfall ein Anflug spöttischer Geringschätzung einfloß. »Aber wir sind dadurch auf einen Sachverhalt gestoßen, der die vorgetragenen Bedenken rechtfertigt.«
    Ich muß Ruhe bewahren, ermahnte sich der Riemenmann angestrengt. Ich trage Verantwortung. Das zirpende Pulsieren der psionischen Tätigkeit auf Veldvald vibrierte ihm bis in die kleinste Nervenfaser. »Sympathisanten auf Terra haben für uns Recherchen angestellt …« Er schwenkte den Sessel wieder herum. »Schauen wir uns das mal an. Es wird dich interessieren, Logenmeister.«
    Mit schwerfälligem Schnaufen nahm Hadersen Wells Platz. Der Riemenmann drückte einige Tasten. Auf dem Bildschirm des Monitors entstand ein roter Pfeil und wies auf das links abgebildete Porträt. »Wer ist das?« erkundigte sich Wells verdutzt.
    »Der Relax Luther Straightwire im Alter von vierunddreißig Jahren«, antwortete Llewellyn 709. »Im folgenden Monat, dem September zweitausendvierhunderteinundachtzig, fand er einen frühen Tod durch eine kombinierte Überdosis verschiedener Psychopharmaka.« Llewellyns Stimme gewann unwillkürlich mehr Nachdruck. »Er hatte nie eine Gelegenheit, Humo zu werden und danach die Treiberlaufbahn einzuschlagen. Er besaß auch keinerlei PSI-Begabung.«
    Hadersen Wells riß die Augen auf. »Was …?«
    »Das ist noch nicht alles.« Der Riemenmann ließ seine Fingerspitzen erneut über Tasten hüpfen. Der Totenschädel wanderte auf dem

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