Die Terranauten 055 - Das Wrack-System
bezogen, um mit Ro Ulema in Symbiose zu leben. Der Tiefschlaf und der mentale Einfluß des Baums hatten ihre Bewußtseinseinheiten verschmolzen; infolgedessen sahen sie in einem Zusammenbleiben und -wirken mit dem Baum die günstigste Perspektive für ihre Zukunft.
Es galt als sicher, daß Ro Ulema in der Vergangenheit dem Netz der Weltraumstraßen angeschlossen gewesen war, und die Führung der Terranauten hatte sich nun, nachdem keine Verbindung zu Rorqual und David terGorden mehr existierte, mit der Bitte an den Baum und seine Symbionten gewandt, den Kontakt zu dem brachliegenden RZS-System wiederherzustellen und so etwas wie ein Nadelöhr nach Rorqual zu schaffen. Ro Ulema sollte das RZS psychokinetisch reaktivieren und die GARIBALDI mit ihrer Besatzung gewissermaßen hineinfädeln – ein vom Anfang bis zum Ende unsicheres, tollkühnes Unternehmen. Aber es gab keine Hoffnung, David terGorden auf einem anderen Weg zu erreichen.
Der Lift beförderte Llewellyn 709 und die beiden Treiber in Sekundenschnelle aufwärts zur vom Computerring umsäumten Zentralebene der GARIBALDI. Der Riemenmann streifte den von Wäldern und Wolken dunklen Globus Veldvalds und die gelbe, solähnliche Sonne Loki, die beide auf dem Panoramaschirm zu sehen waren, nur mit einem flüchtigen Blick. Das mentale Rauschen der psionischen Ballung schien um seinen Kopf ein stählernes Band zusammenzuziehen und seine Fähigkeit zum klaren Denken zu beeinträchtigen. Er bemerkte, daß der falsche Straightwire und Maury Jacques’ Zwillingsschwester Winchinata ein wenig abseits standen – sie unterhielten sich vertraulich –, aber er schenkte ihnen keine größere Beachtung; seine Aufmerksamkeit gehörte jetzt übergeordneten Problemen.
Dime Mow, ein fettleibiger Mann mit stets geröteten Wangen, und Farewell-Paal, der bärtige Treibergarn-Erzähler mit dem infolge einer Strahlenkrankheit verrunzelten Gesicht – zwei andere Mitglieder von Wells’ Loge –, kamen Llewellyn und dem Logenmeister eilig entgegen. »Da bahnt sich was an«, brummte Farewell-Paal. Sein Blick war ungewohnt nach innen gekehrt, als belausche er intensiv sein Innenleben, und stand in auffälligem Gegensatz zu seinem hastigen, fahrigen Gebaren. Er wirkte aufgewühlt, und seine nächsten Worte bestätigten diesen Eindruck. »Große Mutter! Eine solche Konzentration von PSI-Energie ist mir noch nie begegnet. Nicht einmal auf Esaifzede, der Welt der versteinerten Träumer, habe ich …«
»Bloß jetzt keine Anekdoten!« Wells winkte mit beiden Armen ab. »Daß du für so was den Nerv hast …!«
Dime Mow verzog sein feistes, stoppelbärtiges Gesicht zu einem Grinsen. »Ich habe unseren Schrumpfkopf schätzen gelernt, seit dieser Pavian an Bord ist.« Er wies mit dem Kopf nach hinten, wo soeben eine hüfthohe, behaarte Gestalt herangewieselt kam. Dime Mow senkte seine Lautstärke. »Der Kerl ist ein Ungeheuer, er verlangt ständig nach Gefahren und Abenteuer, obwohl wir doch wirklich genug am Hals …« Er verstummte.
Morpot der Stramme besaß in der Tat nicht nur eine frappierende Ähnlichkeit mit einem terranischen Pavian, sondern nannte sich überdies »der größte Held« seines Volkes – den Quom, Veldvalds intelligenten, humanoiden Ureinwohnern. Nach seiner Auffassung hatte er bei den kürzlichen Ereignissen auf Veldvald »die Welt gerettet«. Sein Selbstbewußtsein hatte dadurch einen solchen Grad angenommen, daß er sich den »Glatthäuten« als Beschützer und Vorkämpfer anbot. Der Umstand, zu diesem Zweck mit einer ihm unbegreiflichen Konstruktion, die die »Glatthäute« als »Raumschiff« bezeichneten, zwischen die Sterne fliegen zu müssen, war bloß dazu geeignet gewesen, ihn in seiner größenwahnsinnigen Absicht zu bestärken. Seinen Äußerungen ließ sich entnehmen, daß er darin eine gute Chance sah, vom gewöhnlichen Helden in die gehobene Kategorie eines Halbgotts aufzusteigen. Vielleicht schwebte ihm eine Position als »Retter des Universums« vor.
»Ich habe deine schamlos-frechen Reden vernommen, Hartfetter«, fauchte der Quom Dime Mow an, als er die Seite des Treibers erreichte, und fuchtelte bedrohlich mit seiner Wurzel. »Gib acht, und hüte dich, daß ich nicht Schutz und Schirm meiner Hand von dir nehme! Denn wie schon Argailr der Vorwitzige in der Stunde seines grausigen Untergangs erkannte: Wer dem Herrn aller Wälder in die Holzmilch spuckt, muß die Steine der Schmach essen.« Er wandte sich an den Riemenmann und wies mit seiner knorrigen
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