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Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Titel: Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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Verstandes entbehrten, befanden sich in krassem Gegensatz zur sophistischen geistigen Aktivität des Tripsychogons – und vor allem zu dessen zügelloser Ungeduld.
    Wann kommt der Lenker wieder? fragte das Tripsychogon nicht zum ersten Mal.
    Wenn es an der Zeit ist, lautete die Antwort. In der Tat war auch der Weltenbaum nicht besser informiert.
    Eine für die Beteiligten unbestimmbare Zeitspanne verstrich. Nach menschlichen Begriffen konnte sie Minuten oder ebensogut Jahre umfassen. Der PSI-materielle Körper des Tripsychogons wälzte sich leichthin, aber träge über das scheinbar unendliche Grün der Ebene, die mit dem dazugehörigen Hohlraum einen Großteil des uralten, gestrandeten Generationen-Raumschiffs in Anspruch nahm. Offenbar hatten die Erbauer viel Wert auf möglichst natürliche Lebensumstände gelegt. Die Egosphären des Tripsychogons empfanden diese von Saft strotzende Flachlandschaft als die ihrem zeitweiligen Körper angenehmste Umgebung. Sie hielten sich fast ausschließlich hier auf. Die psychosomatische Kompatibilität von Ebene und Kugelform bereitete dem Tripsychogon, obwohl ihm nur dumpfe, physische Wahrnehmungen zugingen, ein Gefühl von Harmonie.
    Wann sind unsere Clon-Körper fertig? wollte das Tripsychogon zum x-ten Male erfahren.
    Das weiß ich nicht, gab die Sonde in Stellvertretung des Urbaums zur Antwort. In die Vorgänge innerhalb der Station des Lenkers habe ich keinen Einblick. Der Lenker wird uns zu gegebener Zeit benachrichtigen.
    Aber erst, wenn er wiedergekommen ist?
    Ja.
    Zeit verstrich. Niemand maß sie. Die Klumpengestalt des Tripsychogons hüpfte lautlos über die zahllosen Stummelblätter der mattenartig ausgebreiteten Gewächse dahin, ohne die von Feuchtigkeit prallen Pflanzen im geringsten zu beschädigen. Der Horizont und die Höhe über der Ebene, geformt vom innen konkaven, mehrschichtigen Rumpf des riesenhaften Raumschiffs, lagen in trüben Dunstschleiern. Die fotosensitiven Pigmente des Ektoplasma-Leibes besaßen nur unzureichenden optischen Wert, aber sie vermochten immerhin, eine dunkelgraue Verfärbung des Dunstes zu unterscheiden, anhand welcher das Tripsychogon schlußfolgerte, daß es bald wieder zu Niederschlägen kommen mußte. Sie traten als kurze, heftige Gewitterschauer auf und versorgten die flüssigkeitsspeichernden Gefäße im Gewebe des niedrigwüchsigen Pflanzenbestandes von neuem für lange Zeit mit unentbehrlichem Naß.
    Kannst du mir nicht doch etwas über die Uralten erzählen? wandte sich das Tripsychogon schließlich erneut an die semi-psionische Sonde, die ihm unermüdlich folgte wie ein kleiner Satellit. Sie bewahrte immer denselben Abstand zum Ektoplasma-Klumpen.
    Nein. Keiner der Uralten hat die einstige Entropie-Katastrophe überlebt. Sie sind uns nur durch ihr Vermächtnis bekannt, das sie dem Urbaum und den Lenkern übertrugen. Durch die Rekonstruktion des Interkosmischen Anti-Entropie-Systems wird es uns gelingen, die Alte Aufgabe doch noch zu erfüllen.
    Dem Urbaum? Gibt es denn nicht viele Urbäume? erkundigte sich das Tripsychogon interessiert.
    Es gibt Ableger – so wie ich einer bin – des Urbaums auf vielen, auf Hunderten, vielleicht sogar Tausenden von Welten im ganzen Universum. Aber der ursprüngliche Urbaum ist einzig und einmalig. Er steht auf der Heimatwelt der Helfer.
    Rorqual ist nicht die Entstehungswelt der Helfer?
    Nein.
    Und wo ist ihre Heimatwelt? hakte das Tripsychogon ungnädig nach.
    Das ist mir unbekannt, erwiderte die Sonde. Möglicherweise weiß das der Lenker.
    Die Lenker verraten euch Weltenbäumen wohl nicht alles? höhnte das Tripsychogon.
    Es kann sein, daß die Lenker selbst weniger wissen, als sie wissen müßten, entgegnete die Sonde in vollkommener Neutralität. Die seit der Entropie-Katastrophe vergangenen Äonen haben sehr viele Kenntnisse verschüttet.
    Und welche Rolle spielt die Menschheit in diesen langwierigen kosmischen Machenschaften? wollte das Tripsychogon gereizt wissen.
    Das weiß bestenfalls der Lenker, gab die Sonde an der Stelle des Tau Ulema Auskunft.
    Und wann kommt der Lenker denn nun wieder?
    Wenn es an der Zeit ist.
     
    *
     
    Der Katarakt zerstob zu einem Sprühnebel. Das Segelschiff tauchte in ein rötliches Wolkenmeer ein. Als es in den Bereich annähernder Schwerelosigkeit geriet, behielt es naturgemäß seine Sturzgeschwindigkeit bei, aber die eigentümliche Statik seiner Konstruktion aus Holz und Metall unterlag besonderen Spannungsverhältnissen und eignete sich nicht für

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