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Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Titel: Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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die Bedingungen einer Nullgravitation. Unvermittelt begann das Segelschiff, in seine Bestandteile zu zerfallen, die nach allen Seiten davontrudelten.
    Beiläufig bemerkte David terGorden, daß die Atmosphäre in der so schlagartig gewechselten Umgebung der auf Rorquals Oberfläche glich, als er sich mit beiden Beinen von noch zusammenhängenden Planken abstieß. Er sah, daß auch die Gefährten instinktiv ähnlich handelten. Sie hatten die Notwendigkeit erkannt, die Nähe des Schwarms aus Trümmern zu verlassen, um Verletzungen oder gar ernsteren Folgen einer Kollision mit Einzelteilen des Seglers zu entgehen. Takelage, Knäuel aus Tauwerk, Planken von Reling, Deck und Rumpf, das Bugspriet, Winden, Ketten, Werkzeug, Fässer, Truhen, Gerät aller Art, Balken – alles trieb auseinander, und das Segeltuch wallte dahin wie ein gewaltiger Rochen. Am gefährlichsten aber waren wahrscheinlich die fingerlangen eisernen Nägel, deren Fallgeschwindigkeit ihnen eine fürchterliche Wucht verlieh.
    Ein merkwürdiges Gefühl überkam David. Während er sich in fast freiem Fall befand, war ihm zwischen den scheinbar endlosen rötlichen Wolkenfeldern zumute, als schwebe er gemächlich durch einen Himmel. In einiger Entfernung begleitete ihn ein großer Vogel … Nein, es war Sufnor, der blaugeschuppte, adzharische Drache. Seiner Natur gemäß fand er sich in dieser Situation am besten zurecht. Seine ledrigen Schwingen zerteilten die Dunstschwaden mit kraftvollen Schlägen. David erspähte schemenhafte menschliche Gestalten, die mehr oder weniger wild mit den Armen ruderten. Wir stürzen, konstatierte er in Gedanken. Aber wohin? Wo sind wir? Der Fall muß irgendwo enden. Hoffentlich nicht mit …
    … einem Aufprall, mischten sich Nardas telepathische Impulse belustigt in seinen Gedankenstrom. Du bist ganz schön durcheinander, David. Mit so etwas hast du auch nicht gerechnet, was? Aber wir können unseren Sturz notfalls psychokinetisch bremsen. Viel interessanter ist die Frage, in was für eine Welt wir verschlagen worden sind.
    Wir sind durch den Großen Abgrund ins Innere Rorquals geraten, meinte Asen-Ger auf telepathischer Ebene. Offenbar wirkte Rorquals PSI-Blockade in seinem Innern nicht! Allerdings habe ich es mir darin auch anders vorgestellt.
    Das gleiche konnte David von sich behaupten. Er hatte eine Höhlenwelt erwartet, Grotten und Schächte, unterirdische Gänge und Flüsse, Dunkelheit und Kälte, Fels und Gestein. Statt dessen flogen sie nun nahezu schwerelos durch einen unbekannten Wolkenhimmel. David drehte den Kopf. In der Höhe über ihnen glaubte er, eine konkave Fläche von perlmuttrig silbrigem Glanz erkennen zu können. Anscheinend war sie der Quell der gleichmäßigen Helligkeit, die ringsherum herrschte. Wenn seine ersten Eindrücke ihn nicht täuschten, mußte das die Innenseite von Rorquals planetarem Mantel sein, und wenn es sich so verhielt, dann lag unter Rorquals Oberfläche keine Höhlenwelt, sondern … Für einige Momente stockten seine Schlußfolgerungen. Dann fiel ihm der Begriff ein. Rorqual ist eine Hohlwelt, setzte er die Gefährten in Kenntnis. Als Reaktion darauf empfing er Impulse der Verblüffung und Ratlosigkeit.
    Nichtsdestotrotz sollten wir uns hier drinnen ein wenig umsehen, merkte Narda mit leichtem Spott an.
    Rorqual scheint tatsächlich aus PSI-Materie zu bestehen, rief Claude Farrell den Gefährten in Erinnerung. Der Planet ist ein artifizielles ektoplasmisches Erzeugnis. Hier ist im Prinzip alles möglich, was im Geltungsbereich der Naturgesetze des Normalweltraums unmöglich ist.
    Die Vermutungen des Terranauten fanden nach kurzer Fortsetzung des beschwingten Falls ihre Bestätigung. Als die Menschen und der Flugdrache, der ihnen unverdrossen nach unten folgte, den einwärtigen Rand der viele Kilometer dicken Wolkendecke durchstießen, bot sich ihnen ein kaum faßlicher Anblick. David hörte mehrere Aufschreie. Im Inneren Rorquals hing ein gewaltiger Pulk von Raumschiffen der verschiedensten Bauart und Größe. Die Ansammlung glich einem erstarrten Bienenschwarm und mußte nahezu den Durchmesser des irdischen Mondes besitzen. Die ungezählten Raumschiffe – es mußten Millionen von Raumern sein – wiesen erhebliche Unterschiede in ihrer Formgebung auf. Sie stammten vermutlich aus unzähligen verschiedenen Zivilisationen. Unterhalb dieser riesenhaften Traube wölbte sich wie eine titanische Schüssel die andere Hälfte von Rorquals Innenseite, ebenso überzogen mit dichten, dicken

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