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Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden

Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden

Titel: Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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1.
     
    »Transferkamin ist bereit, Sinnafoch!«
    Kruuper erwartete den Vatrox in der großen Halle der Station. Der Okrivar stand neben der

Konsole, welche die Röhre aus Licht steuerte, die in gerader Linie in die Unendlichkeit führte.

Der Transferkamin schimmerte blau, verlor sich mehrere hundert Meter weiter in einem Dunst, der

dem Hitzeflimmern eines Sommertags ähnelte.
    Der Schutzanzug des Okrivar war schmutzig und rußig und ließ Kruuper wuchtiger und

kurzgliedriger wirken, als er tatsächlich war.
    »Hier, Controller!«
    Kruuper hielt Sinnafoch das Steuergerät entgegen, ohne dessen Hilfe die Aktivierung des

Transferkamins unmöglich war. Die Hand mit den sechs Fingern zitterte.
    »Du hast keinen Wasserstoff gefunden?«, fragte der Vatrox.
    »Nein. Station ist auf Sauerstoff-Stickstoff-Atmer ausgelegt.«
    Mit anderen Worten, dachte Sinnafoch, sie ist kein Ort für dich!
    Okrivar atmeten Wasserstoff ein und Ammoniak und Spuren von Methan aus. Die Atmosphäre, die

auf den Welten und in den Raumschiffen und Stationen der Frequenz-Monarchie herrschte, war für

sie pures Gift. Auf den Schlachtlichtern gab es eigens für die Okrivar eingerichtete Zonen, in

denen sie eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Atmosphäre vorfanden.
    In den übrigen Schiffsteilen gab es Zapfstellen, an denen Okrivar die Atemtanks ihrer

Schutzanzüge auffüllen konnten.
    Diese Station bot weder das eine noch das andere. Sie war zu klein oder vielleicht auch zu

alt. Die Station mochte in eine Zeit zurückdatieren, in der die Okrivar noch keine Diener der

Frequenz Monarchie gewesen waren. Seitdem war sie verborgen gewesen, aus dem Polyport-Netz

gefallen.
    »Wie lange reicht der Vorrat deines Anzugs?«, fragte Sinnafoch.
    »Nicht ganz eine Stunde ungefähr.«
    Es war knapp, ein stichhaltiger Grund zu Nervosität, aber kein Anlass zu Panik. Noch

nicht.
    »Der Transfer wird nur dreizehn Minuten in Anspruch nehmen, in einer Stunde sind wir längst in

Sicherheit«, beruhigte Sinnafoch den Okrivar. Er nahm den Controller an sich.
    Es war ein unscheinbares helles Gehäuse mit abgerundeten Kanten, das gut in der Hand lag.

Nichts deutete darauf hin, was die darin verborgene Technologie vermochte: Der Controller der

Klasse C ermöglichte seinem Besitzer nahezu unbeschränkte Herrschaft über das Polyport-Netz.

Etliche Galaxien standen demjenigen offen, der den Controller besaß und ihn zu bedienen

vermochte.
    Sinnafoch überprüfte die Schaltungen, die der Okrivar in Vorbereitung des Transfers

vorgenommen hatte. Er hatte den Controller für Kruuper freigegeben. Wie der Vatrox es erwartet

hatte, waren die Schaltungen des Okrivar präzise. Der Transferkamin war bereits justiert.

Zielstation: der Handelsstern JERGALL.
    Es war jener Ort, den sie hatten erreichen wollen, als ein unbekannter Defekt sie vor rund

einem halben Dutzend Tagen in das Land D'Tarka verschlagen hatte, in dessen Boden diese Station

gegraben war.
    Es war ein merkwürdiges Land, bevölkert von merkwürdigen Wesen.
    Sinnafoch hatte dort nur kurze Zeit bei Bewusstsein verbracht. Unmittelbar nach der Ankunft

war er in ein Koma gefallen, aus dem er erst vor wenigen Stunden erwacht war. Während des Komas

war sein Geist tief in die Vergangenheit zurückgekehrt. Sinnafoch, der auf Dutzende Leben

zurückblickte, hatte seine erste Wiedergeburt, sein zweites Leben, von Neuem erlebt.
    Über die Ursache konnte der Vatrox nur Vermutungen anstellen. Die gewaltige Explosion von

Psi-Materie, welche die Terraner in Hathorjan ausgelöst hatten, mochte der Auslöser gewesen sein.

Oder die Fehlfunktion des Polyport-Netzes hatte sein Koma verursacht. Oder das Trauma der

Niederlage gegen die Terraner in Hathorjan. Oder eine Kombination der unterschiedlichen

Faktoren.
    Was immer der Fall sein mochte, Sinnafoch hatte sich an ein Leben voller Leid erinnert. Es

hatte viele gute Gründe gegeben, es zu vergessen. Das Vergessen hatte ihm viel Schmerz erspart.

Aber zu einem hohen Preis. Mit dem Schmerz hatte er auch die Lehren seines zweiten Lebens

vergessen.
    Deliachlan ... er war ein D'Tar gewesen. Ein Soldat unter Abermilliarden, ein Werkzeug, dessen

Existenz in den grandiosen, viele Galaxien umspannenden Plänen der Frequenz-Monarchie, wenn

überhaupt, allenfalls einen vernachlässigbaren Wert besaß. Aber Deliachlan war Sinnafoch wie ein

Bruder gewesen. Ein Gefährte, der ihm bis in den Tod und darüber hinaus treu geblieben war.

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