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Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer

Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer

Titel: Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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sich einen Namen als friedliebende Kreaturen gemacht.
    Daß sie eine eigene, wenn auch bescheidene Flotte besaßen und entsprechende Vernichtungsmittel, störte niemanden, denn das war bei den meisten Völkern der Galaxis durchaus üblich.
    Hauptmotiv: Die meisten Intelligenzrassen hatten sich evolutionär entwickelt, also im ständigen Existenzkampf. Sie hatten es auf ihrem langen Weg geschafft, das kriegerische Moment ihrer Rassen mehr und mehr auszuklammern und damit die Primitivität und Barbarei nicht nur augenscheinlich, sondern auch im Denken und Handeln zu überwinden. Gewisse Überbleibsel aus vergangener Zeit waren jedoch nicht zu leugnen.
    Das war bei den Carmas nicht anders.
    Wer ihre mörderischen Lebensbedingungen kannte, konnte sich lebhaft vorstellen, mit welchem Ehrgeiz und kämpferischem Einsatz diese Rasse den evolutionären Weg beschritten hatte. Heute war sie auf einem kulturellen und geistigen Niveau, von dem ein Großteil der Menschheit nicht einmal träumen konnte!
    Das zeigte schon die politische Struktur ihrer Gesellschaft, die ohne jede Gewalt funktionierte.
    Wie es einmal der nominelle Präsident (den Begriff Präsident gibt es bei den Carmas natürlich nicht, aber er kommt der Bedeutung dieser Position am nächsten) der vereinten Carma-Welten formulierte: »Wir unterhalten eine Armee, rüsten Soldaten mit grausigen Waffen aus, obwohl wir im Grunde genommen die Gewalt als Konfliktlösung seit Jahrtausenden ablehnen, denn leider denken nicht alle Völker der Galaxis wie wir. Andere haben unseren Entwicklungsstand noch nicht erreicht und haben eine Menge Schwierigkeiten mit der eigenen Aggressivität – Schwierigkeiten, die wir nicht unbedingt mit ihnen teilen möchten. Deshalb schützen wir uns – wie die meisten anderen auch. Ich verstehe nicht, was es dagegen einzuwenden gibt!«
    Natürlich hatte er für dieses Bekenntnis keine Worte benutzt, sondern die Symbolik mittels seiner Fühler mitgeteilt. Es zeigte sich jedoch, daß in dieser Frage die Meinungen keineswegs einhellig waren.
    Bei aller praktizierten Philosophie des Friedens und der gegenseitigen Achtung kam man zuweilen nicht ohne Gewalt aus. Es gab immer wieder einzelne Individuen, die es nicht akzeptieren wollten. Sie galten als Außenseiter, ja, als Kriminelle. Geahndet wurde ihre Geisteshaltung allerdings nur, wenn sie mit Gewaltmaßnahmen versuchten, sie durchzusetzen. Die schlimmste Strafe war dabei die Mißachtung. Das war für einen Menschen nur dann zu verstehen, wenn er bedachte, daß die sogenannten Grundrechte eines Einzelwesens bei den Carmas nicht einfach nur schriftlich niedergelegt und in Wirklichkeit kaum praktiziert wurden – wie bei den Menschen nach wie vor üblich –, sondern in der Gesamtphilosophie ebenfalls eine Art Naturgesetz waren.
    Mißachtung bedeutete lebenslanges Außenseitertum. Das bedeutete, daß man an der Gemeinschaft der Carmas nicht mehr teilhaben durfte. Früher werden Mißachtete zum Tode verurteilt, denn allein die ablehnende Haltung der Gesamtheit wirkte auf die Dauer tödlich. Heute ging man andere Wege, indem man die Ausgestoßenen in »Stätten der Anpassung« zusammenfaßte. Menschen hätten zu diesen Stätten wahrscheinlich Straflager oder Zuchthäuser gesagt. In Wirklichkeit wurde hier etwas anderes praktiziert: Es gab keine Stacheldrahtzäune und auch keine Mauern, weil sie nicht notwendig waren. Innerhalb dieser Stätten der Anpassung wurde versucht, »das defekte Weltbild« zu reparieren.
    Sofort würde ein Mensch an eine Irrenanstalt denken. Aber auch damit würde er falsch interpretieren.
    Am Ende würde er passen müssen, denn es war für ihn nicht begreiflich, daß Carmas sich solche Mühe mit ihren Außenseitern gaben und sogar versuchten, ihnen ihrem für die Gemeinschaft schädlichen Verhalten einen Rahmen zu verpassen. Mit anderen Worten: Die Stätten der Anpassung waren Spiegelbilder der seelischen. Vorgänge ihrer Insassen, die sich in einer solchen, ihnen viel genehmeren Umgebung eigentlich erst wohl fühlen konnten!
    Grundlage dieses Vorgehens war die Erkenntnis, daß Außenseiter keine gesellschaftlichen »Geschwüre« waren, die es auszumerzen galt, sondern »natürliche Mutationen«, Überbleibsel einer Art gesellschaftlicher Evolution, an deren Ende erst die funktionierende Gesellschaft, ohne die systembedingten Unterdrückungs-, Ausbeutungs- und Gewaltmechanismen, stand.
    Und der analysierende Mensch müßte die schmerzliche Feststellung machen, daß seine

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