Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag
umdrehte, wußte er mit untrüglicher Sicherheit, daß der Goldene ihm folgte.
Kurz vor der mächtigen, erdrückenden Säulenfront verharrte der Perm.
»Eine Frage«, wandte er sich mit leiser, unsicherer Stimme an den Goldenen. »Wenn alles vorbei ist … Wenn die Menschen besiegt sind … Was geschieht dann mit der Kontaktzone, mit mir? Was geschieht mit uns?«
Aber der Goldene antwortete nicht.
»Ich verstehe«, nickte Horeva. »Ja, ich verstehe.«
*
Der Starcruiser verließ den Weltraum II.
Die Queen Elia lag stumm im Netzwerk des psiotronischen Systems, war eins mit dem Elektronengehirn und den passiven und aktiven Ortungssystemen des kleinen; speziell für diesen Zweck umgerüsteten Gefechtsschiffs, und ihr Geist tropfte aus ihrem Körper.
Sie schwebte im Raum.
Im eisigen, luftleeren, tödlichen All.
Neben ihrem körperlosen Bewußtsein trieb der Starcruiser mit eingeschaltetem Anti-Ortungs-Schirm durch die ewige Schwärze, und eine dünne energetische Nabelschnur verband Schiff und Elias losgelöstes Bewußtsein.
Erst jetzt begann die Queen zu leben.
Erst jetzt wachte sie auf aus der Nicht-Existenz, in der sie vegetierte, wenn sie nicht eins war mit dem kybernetischen Block des psiotronischen Tasters.
Sie schwebte im All und orientierte sich.
Nicht weit entfernt, stellar betrachtet zum Greifen nah, knappe drei Lichtstunden weiter, flammte ein blauer Riesenstern.
Ein Sonnenkoloß.
Einhundert Millionen Kilometer im Durchmesser.
Einhundert Mal so groß wie Sol.
Und von der blauen, gigantischen Sonne gingen vierundzwanzig funkelnde Jets aus hocherhitztem Gas aus. Plasmajets, die ein leuchtendes Netz bildeten.
Die Jets verbanden den Riesenstern mit anderen Sonnen.
Exakt zwei Milliarden Kilometer waren diese Sonnen von dem blauen Überriesen entfernt.
Ein Weißer Zwerg.
Ein Pulsar.
Ein Cepheide.
Gelbe, orange, rote und saphirgrün schimmernde Sonnen.
Vierundzwanzig Sterne und vierundzwanzig Planeten.
Die Queen Elia lauschte, fühlte, schmeckte und beobachtete mit ihren psiotronischen Multisinnen, und das PSI-Zentrum in ihrem Gehirn überwand die Lichtmauer.
Sie sprang durch den Raum.
Machte einen gewaltigen Satz, der sie die drei Lichtstunden binnen einer Mikrosekunde überbrücken ließ.
Sie roch fremde Raumschiffe.
Tausende und Abertausende.
Ihre immateriellen Hände strichen über seltsam geformte Hüllen aus Metall und über Hüllen aus organischer Materie und über Schiffswandungen aus reiner Energie.
Sie umkreiste die Flotteneinheiten, die einen stationären Orbit um den blauen Überriesen eingeschlagen hatten.
Sie zählte sie.
Ihre psiotronischen Augen blickten hinein und sahen fremdartige Wesen.
Geschöpfe, die Alpträumen entsprungen zu sein schienen.
Kreaturen, bei deren Anblick sich die Muskeln in einer instinktiven Reaktion verkrampften und Furcht und Panik die Gedanken verdunkelten.
Und es gab noch andere Wesen.
Betörende, liebliche Geschöpfe, deren Sprache reine Musik war. Mit geschmeidigen Bewegungen, neben denen selbst der elegante Gang einer Katze plump und roh wirkte.
Mit Augen, tief wie der Atacama-Graben.
Mit Gedanken, unerforschlich wie der Weltraum II selbst.
Ihre Raumschiffe waren gestaltgewordene Poesie. Ihre Waffen besaßen die Schönheit von Orchideen. Ihr Mut war kompromißloser als der selbstlose Wahnwitz eines Spinnenmännchens, das sich der größeren, mörderischen weiblichen Schwarzen Witwe näherte.
Die Queen Elia verharrte lange, zehn oder zwanzig Sekunden, in den Schiffen dieses Volkes.
Sie sammelte Informationen.
Speicherte sie im Mikrochipgehirn des Starcruiser-Computers.
Dann glitt sie weiter, körperlos, flinker als das Licht, streifte mit bangem Herzen die strahlenden Energiekugeln der Alptraumwesen, die in dumpfer, verdrehter Betriebsamkeit ihren finsteren Beschäftigungen nachgingen.
Elia untersuchte die Kristallkonstruktionen eines pelzbedeckten Volkes, das in eisverkrusteten Betten schlief und dessen Waffen ganze Planeten zerstören konnten, so, wie ein Mensch eine Stubenfliege erschlägt.
Elia hatte keine Angst.
Es war keine Neugierde, die sie antrieb.
Es war das Leben selbst, das sie zu diesen Nachforschungen zwang, denn Leben bedeutete für sie, durch den Raum zu tauchen und Daten zu sammeln, wie andere Mädchen ihres Alters sexuelle Erfahrungen sammelten.
So sprang sie von Schiff zu Schiff, von Volk zu Volk.
Sie maß ihre Positionen, ihre Bewaffnung, ihr Beschleunigungsvermögen. Sie forschte nach ihren
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