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Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag

Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag

Titel: Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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zwischen den dicht an dicht stehenden Nadeln aus farbenprächtigem Material hindurch und stand dann unvermittelt vor einem weiteren Kristallsee.
    Und auch in seinem Zentrum erhob sich ein Sockel.
    Ana Madashi.
    Wie Claude Farrell, so war auch die zierliche Zinti erstarrt, eingefroren in ihren Bewegungen.
    Nur die Augen … Sie schienen Dinge zu sehen, die Llewellyn verborgen blieben.
    Der Terranautenführer fluchte erneut.
    Aber, dachte er sarkastisch, in einer derartigen Situation nützt auch die beste Verwünschung nichts.
    Er fühlte sich hilflos. Und der unerwartete Verlust seiner PSI-Fähigkeiten lähmte seine Entschlußkraft.
    Was ist das für ein Ort? Wer ist dafür verantwortlich, daß meine Freunde nicht mehr auf ihre Umwelt reagieren? Und aus welchen Gründen hat man sie zu diesem Schicksal verdammt?
    Llewellyn marschierte weiter.
    Er entdeckte einen Pfad, der aussah wie ein Bach aus geschmolzenem und dann erstarrtem Gold und der sanft abfallend tiefer hinein in das farbenprächtige, stille, kalte Labyrinth führte.
    Noch ein See.
    Lem Odebreit.
    Später ein vierter Teich aus flüssigem Kristall.
    Kalia.
    Der Pfad, dachte Llewellyn mit gerunzelter Stirn, schien an allen Seen vorbeizuführen. Und seine Neigung nahm stetig zu.
    Er mußte langsamer und vorsichtiger gehen, wollte er nicht ausrutschen und stürzen.
    Schließlich nahm die Dichte der Stalagmiten und Stalaktiten ab. Der Boden war eine poröse, geneigte Fläche, die weit vor ihm in Farbenspielen verschwamm.
    Der Riemenmann kniff die Augen zusammen.
    Täuschte er sich, oder tanzten dort in der Ferne tatsächlich menschenähnliche Gestalten?
    Ja, er irrte sich nicht.
    Ein großer, massiger Mann und ein kleiner, dürrer Gnom. Und beide waren grün.
    Scanner Cloud und Morgenstern, die beiden Lenker!
    Und sie tanzten mit schwebenden, selbstversunkenen Bewegungen um ein Gebilde, das aussah wie eine gläserne Seeanemone.
    Was, bei allen Sternen, dachte der Riemenmann verwirrt, hat das schon wieder zu bedeuten?
    Mit großen Schritten näherte er sich den beiden Lenkern. Die Decke wölbte sich hoch über ihnen, und sie war nicht felsig, sondern schien weich wie Moos. Und sie war blau. Blau wie der Himmel der Erde. Cloud und Morgenstern tanzten um die Glasanemone.
    »Scanner!« rief Llewellyn mit gepreßter Stimme. »Scanner Cloud! Hören Sie mich? Ich bitte Sie, antworten Sie, wenn Sie mich hören.«
    Der Psyter verharrte mitten im Schritt.
    Und verblüfft stellte Llewellyn fest, daß der Lenker mehrere Zentimeter über dem Boden schwebte.
    »Ich höre Sie«, murmelte der Lenker.
    Er hatte die Augen geschlossen, und sein grünes, ernstes Gesicht war eine Maske aus purer Konzentration.
    »Ich höre Sie«, wiederholte Cloud. »Sie sind Llewellyn. Sie sind der Anker. Der Anker für die Unglücklichen, die in kurzer Zeit Zuflucht suchen werden im Realschalter, ohne zu ahnen, daß es keine Zuflucht mehr für sie gibt.«
    »Der Anker?« wiederholte Llewellyn verständnislos. »Ich verstehe nicht. Und wen meinen Sie mit diesen Unglücklichen, Scanner? Was, bei Yggdrasil, hat das ganze hier zu bedeuten?«
    Morgenstern schwebte heran.
    Er schwitzte nicht. Er wirkte nicht erschöpft. Doch Llewellyn war sensibel genug, um die ungeheure, übermenschliche Anspannung zu fühlen, die den kleinen Mann beherrschte.
    »Stören Sie nicht«, wies Morgenstern den Treiber zurecht, ohne die Augen zu öffnen.
    Seine Stimme klang mild und freundlich, aber gleichzeitig war unzweifelhaft klar, daß dies ein Befehl gewesen war.
    »Stören Sie nicht«, echote Scanner Cloud. »Wir sprechen mit dem Alten Wald. Wir rufen die Schwärme der Sporen herbei. Aus allen Richtungen treiben sie heran. Milliarden, Billionen. Niemand hat sie gezählt. Sie sind jetzt nah, so nah.
    Wir brauchen sie.
    Der Klimax steht unmittelbar bevor.
    Stören Sie nicht.«
    Und Cloud tanzte weiter.
    Gemeinsam mit Morgenstern tanzte er sein absonderliches, schwereloses Ballett, und von den beiden Lenkern ging eine ungeheure Kraft aus.
    Eine Kraft, die nichts Menschliches mehr an sich hatte.
    Scheu erfaßte den Riemenmann. Er mußte sich zwingen weiterzufragen, und dennoch war ihm klar, daß er nicht weichen würde, ehe die Lenker seine Frage beantwortet hatten.
    »Wo ist David?« stieß er hervor. »Wo ist David terGorden?«
    Cloud drehte sich um seine eigene Achse, vollführte kunstfertige Pirouetten und erwiderte in einem eigentümlichen, hypnotischen Singsang: »Es gibt diese Welt, die wirklich ist, und es gibt

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