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0878 - Die Schwertlady

0878 - Die Schwertlady

Titel: 0878 - Die Schwertlady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Nicole zuckte heftig zusammen. »Mann, Lord, musst du mich so erschrecken?«, stieß sie hervor.
    Der 14jährige Junge zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid«, sagte er. »Erschrecken wollte ich dich nicht.«
    »Dann gewöhne dir bitte ab, dich von hinten anzuschleichen. Schließlich gehörst du nicht zur Gattung der Schleichhasen.« Nicole seufzte.
    »Das ist auch gut so«, grinste der Junge. »Wäre ich einer, hätte Fooly mich längst in Wendelkraut gewendelt und verfrühstückt. Kann ich aber gern drauf verzichten.«
    »Du sagtest, dieses Gespenst sei tatsächlich echt«, wechselte Nicole das Thema. »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe die Erinnerung meiner vorigen Inkarnation abgegriffen«, sagte Rhett. »Sir Bryont ist mal dort gewesen und der Schwertlady begegnet. Er hat sich aber wohl schleunigst wieder zurückgezogen. Vielleicht war sie ihm zu gefährlich.«
    »Wieso?«
    »Na, stell dir mal vor, was so ein echtes Gespenst mit einem Schwert in der Hand für Flurschaden anrichten kann. Man ist da schnell einen Kopf kürzer. Vielleicht war es das, was ihn zum Rückzug bewog.«
    »Hm.« Nicole ließ ihren Bürosessel etwas zurückkippen. Sie schwenkte zu Sir Rhett herum.
    »Sag mal, Euer Lordschaft - du und Pascal Lafitte, ihr habt euch nicht etwa abgesprochen?«
    »Das verstehe ich jetzt nicht«, sagte der Junge.
    Nicole deutete mit dem Daumen über ihre Schulter auf den TFT-Bildschirm. »Pascal hat mich mit der Nase drauf gestoßen. Er nannte mir ein Internetportal und sagte, ich sollte mir doch mal McRaw-Castle ansehen. Und jetzt kommst du, erzählst mir von der Schwertlady und dass sie echt sie. Gibt es noch mehr Infos über sie?«
    »Keine Ahnung«, gestand er. »Ich weiß nur, was ich gerade erzählt habe. Mehr gibt Bryonts Erinnerung nicht her.«
    Nicole wippte ein wenig mit dem Sessel. Rhett Saris war die jüngste Inkarnation der Erbfolge. Er wurde am gleichen Tag geboren, an dem sein Vater und Vorgänger starb. Aber nur der Körper starb; der Geist ging vom Vater auf den Sohn über. Es war jetzt die Zeit, in der die Erinnerung an viele der früheren Inkarnationen in ihm aufbrach.
    Die Aufgabe des Erbfolgers war, einmal in seinem lange währenden Leben einen oder mehrere Auserwählte zur Quelle des Lebens zu bringen. Und jede Inkarnation lebte genau ein Jahr länger als der jeweilige direkte Vorgänger. Bryont Saris war 265 Jahre alt geworden, Rhett würde 266 Jahre alt werden und im Jahr 2259 sterben. Neun Monate vor seinem Tod musste er mit einer Frau einen Sohn zeugen, der an seinem Todestag geboren wurde und auf den sein Geist überwechseln konnte.
    Zamorra war ein Auserwählter und hatte vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken. Mehr noch, er hatte die Hüterin der Quelle ausgetrickst und dafür gesorgt, dass auch Nicole von diesem Wasser bekam. Seit jenem Tag alterten die beiden nicht mehr, Krankheiten aller Art wurden blitzschnell auskuriert, Gifte wurden neutralisiert - nur Gewalt konnte die beiden töten.
    »McRaw-Castle, die Schwertlady, über die du nichts weißt außer, das sie echt ist… was soll's?« Nicole zuckte mit den Schultern. »Klingt zwar interessant, dürfte aber unwichtig sein. Wir können uns nicht um jedes Gespenstchen kümmern, zumal diese Lady gar nicht so gefährlich sein dürfte, wie du meinst. Denn sonst wäre McRaw-Castle ja kaum ein Hotel. Denn das wäre doch für die Gäste viel zu riskant. Wenn's da Tote gäbe…«
    »Das heißt…?«
    »Dass wir die ganze Geschichte einfach in Ablage P schieben und vergessen.«
    »Was heißt ›Ablage P‹?«, fragte Rhett.
    »P wie Papierkorb«, erklärte Nicole.
    Der Erbfolger verzog das Gesicht. Er wollte noch etwas sagen, verzichtete dann aber darauf. Enttäuscht und auch ein wenig mürrisch verließ er das Arbeitszimmer, nicht so geräuschlos, wie er es betreten hatte. Er ließ die Tür laut ins Schloss knallen.
    Nicole ging ihm nicht nach, um ihn zurechtzuweisen. Sie konnte ihn nur zu gut verstehen. Aber erstens lohnte es sich wirklich nicht, jedem eher harmlosen Spuk hinterherzulaufen. Zweitens wollte sie ohne Zamorra nichts entscheiden.
    Diese Schwertlady mochte ja einst gefährlich gewesen sein. Jetzt war sie es bestimmt nicht mehr. Sonst hätte es der Hotelier nicht riskieren können, seine Gäste mit dem Spuk zu konfrontieren.
    Sie lächelte. Es war natürlich eine ganz besondere Attraktion, wenn ein echter Geist durch massive Wände ging. Etwas ganz anderes als die drittklassigen Schauspieler in anderen

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