Die Terranauten 098 - Duell der Träume
leer. Sein Gesicht wirkte erstarrt.
Er wurde immer durchsichtiger.
Seine Umrisse waren nur noch zu erahnen.
»Frost!« brüllte Valdec. »Was ist mit Ihnen, Frost?«
Der Reichssicherheitskommissar verschwand. Yazmin verrauchte. Chelskij löste sich in nichts auf. Zarkophin verdunstete wie eine flache Wasserlache auf einem Hochofen.
Valdec war allein.
Er begann zu zittern.
Angst packte ihn. Schreckliche, kehlezuschnürende Angst. Benommen taumelte er durch das Büro.
»Frost! Yazmin!«
Niemand antwortete ihm.
Es war so still, daß er seinen Herzschlag hören konnte.
Am ganzen Körper bebend hob er den linken Arm und führte den Communer an die Lippen.
»Valdec spricht«, murmelte er. »Zentrale, melden Sie sich.«
Schweigen.
Nicht einmal statisches Rauschen drang aus dem Mikrolautsprecher. »Melden Sie sich, Zentrale!«
Hysterisch, durchfuhr es Valdec. Bei allen Sternen, ich werde hysterisch!
Das Herz hämmerte in seiner Brust. Wie ein Wildbach rauschte der Puls in seinen Ohren. Er atmete schwer. Seine Augen wanderten unstet durch das Büro, von dem wuchtigen Schreibtisch mit der Computerkonsole zu dem Wandmonitor, weiter zu der teuren Sitzgruppe aus Echtleder, zu den Grafiken, den Skulpturen …
Alles verlor seine Form.
Der gespenstische Auflösungsprozeß machte selbst vor toten Dingen nicht halt.
Raus! dachte Valdec entsetzt. Nur raus!
Er stürmte zur Tür, und die Erleichterung ließ ihn aufschluchzen, als die Pforte wie immer bei seinem Nahen zur Seite glitt. Er hastete auf den Korridor, und der Korridor war leer. Wo waren die Gardisten seiner persönlichen Leibwache? Wo?
Die bleierne Stille drohte ihn zu ersticken.
Selbst das Licht der Fluoreszenzplatten an der Decke war trübe, kraftlos, bedrohlich.
Valdec lief.
Er schwitzte und zitterte, und er empfand Angst wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Keuchend erreichte er den Expreßlift und taumelte in die Kabine.
Hinter ihm löste sich der Korridor auf. Wände, Decke, die Flüssigkristallbänder am Boden … Alles verschwand und hinterließ Tintenschwärze.
Das Schott rastete ein.
Die Kabine stürzte wie ein Stein in die Tiefe. Luftpolster wurden automatisch aufgeblasen und umschlossen ihn wie einen Kokon.
Die Sekunden verrannen.
Bei allen Sternen, dachte Valdec verzweifelt, was ist das? Ein Angriff? Ein Angriff der Außerirdischen?
Mit einem Ruck kam die Kabine zum Stillstand. Das Schott öffnete sich und gab den Weg in die riesige. Empfangshalle frei.
Die Halle war leer.
Leer und still.
Löcher klafften im Boden. Löcher, die mit jedem Moment an Ausmaß gewannen.
Valdec legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben, doch statt der blitzenden Leichtmetalldecke war da nur Finsternis.
Absolute Schwärze.
Valdec stürmte weiter, dem Portal entgegen. Es war geöffnet. Wind blies ihm ins Gesicht, doch selbst der Wind war verändert. Er war kalt, schneidend und roch nach Moder und Verfall.
Auch der Platz vor dem Doppelturm war leer.
Keine Menschen, keine Schweber, keine Gleiter. Nichts.
Und die Stadt … Die Protoptürme, die stolzen Gebäude, das Gewirr der Hochstraßen …
Alles zerbröckelte.
Berlin verschwand vor seinen Augen.
Valdec zitterte heftiger. Er wollte schreien, um Hilfe rufen, doch nur ein Krächzen entrang sich seiner ausgedörrten Kehle.
Er wirbelte herum.
Der mächtige, himmelhohe Doppelturm der Kaiser-Zentrale, Symbol der Macht und Herrlichkeit des Zweiten Reiches, der Doppelturm war nur noch ein Stumpf, eine angenagte Ruine, und dann war er vollkommen verschwunden.
Soweit er sehen konnte, erstreckte sich um ihn graue, öde Wüste.
Valdec schrie, aber sein Schrei verhallte ungehört.
Ziellos torkelte er weiter. Der Wind biß in seine Haut. Seine Kleidung, die Stiefel, der Communer … Schatten, die immer mehr an Festigkeit verloren.
Bis nichts mehr von ihnen übrig war.
Nackt und zitternd stand Max von Valdec in der ungeheuren Ödnis.
Er schluchzte.
Irrwitziger, hilfloser Zorn und Todesangst vermischten sich.
Wieder sah er hinauf zum Himmel, und selbst die Sonne büßte an Leuchtkraft ein.
Bald war sie nur noch ein matter Klecks.
Ein Hauch von Helligkeit.
Dann nichts.
Der Himmel war dunkel. Sterne glitzerten. Zahllose Sterne in majestätischer Ferne.
Valdec ächzte.
Die Sterne …
Sie erloschen.
Rasch nahm ihre Zahl ab. Der unheimliche Prozeß setzte sich rasend schnell fort, und dann flackerte auch der letzte, und zurück blieb nur Finsternis.
Nein, dachte Valdec. Das ist unmöglich. Was
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