Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
Stiefelabsatz aus. »Sie haben keine Chance, Lence Zatyr.«
    »Sie müssen verrückt sein«, sagte ich ebenso kühl.
    Brüsk drängte ich mich an ihm vorbei, riß die Tür auf und betrat das Haus.
    Das Haus besaß keinen Korridor, keinen Vorraum. Es bestand aus einem einzigen großen Zimmer, einem Bad, einer Sauna. Die Einrichtung war rustikal. Holz. Echtes Holz. Von Interstellar Wood & Furniture von einem achtzig Lichtjahre entfernten Planeten herangeschafft und so teuer wie alles, was Menschenhand auf Mirrson errichtet hatte. Tisch, Stühle, Regale mit Mikrofilm- und Videocassetten, Wandschränke, hinter denen sich die Kommunikationseinrichtungen, der Servoschacht der unterirdischen Automatenküche und eine umfangreiche Audio-Anlage verbargen, Vitrinen mit Geschirr und meinem persönlichen Besitz, ein voluminöser Kleiderschrank. Das breite Bett in der Ecke war noch so zerwühlt, wie ich es verlassen hatte. Auf dem Tisch stand der Mikrofilmleser. Daneben eine halbvolle Tasse Kaffee, ein Teller mit den Resten meines kargen Frühstücks.
    Alles wirkte unverändert.
    Offenbar hatte der Fremde das Haus in meiner Abwesenheit nicht durchsucht.
    Hinter mir knirschten die Holzdielen, als der schlanke Mann die Tür schloß und sich mit dem Rücken zum breiten Verandafenster stellte.
    »Ziehen Sie sich an«, forderte er mich auf. Er warf einen Blick auf sein Armbandchronometer. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Beeilen Sie sich.«
    »Sie müssen tatsächlich verrückt sein«, erwiderte ich mit vorgetäuschter Belustigung.
    Ich trat vor den Kleiderschrank und öffnete eine der Schiebetüren. Die Blicke des Fremden brannten in meinem Nacken, als ich mich ankleidete. Zuletzt griff ich nach der silbernen, ärmellosen Jacke. Betont gleichmütig streifte ich sie über. Wie zufällig glitt meine rechte Hand in die Seitentasche.
    Der Griff des kleinen Lasers fühlte sich kühl an. Kühl wie der Morgen.
    Ich drehte mich um. Der Fremde – Farrell – hatte sich nicht bewegt. Er sah mich an, und ich hatte plötzlich den Eindruck, daß er wußte, was ich da in der Tasche hatte. Ich preßte die Lippen zusammen und umklammerte den Griff des Lasers. Mit einem sachten Knopfdruck entsicherte ich die Waffe.
    »Sie sind ein Narr«, sagte ich zu Farrell.
    Ich zog den Laser und richtete die fluoreszierende Mündung auf seine Brust.
    Farrell runzelte die Stirn.
    Eine unsichtbare Faust riß die Waffe aus meiner Hand. Sie flog durch die Luft und fiel vor seinen Füßen zu Boden. Er bückte sich.
    Einen Moment lang stand ich wie gelähmt da.
    Ein Treiber! dachte ich. Bei allen Sternen, ein verdammter Treiber!
    Und bei diesem Gedanken blitzten Bilder von Männern und Frauen in großen Schiffen in mir auf, sieben Menschen unter einer durchsichtigen Protopkuppel, durch die das Schwarz des Raums und das Licht der Sterne äugten, und eine Säule in der Mitte der Kuppel, eine goldene Blüte, eine Mistel vom Urbaum Yggdrasil, und während ich diese Bilder sah, sprang ich los, warf ich mich mit geballten Fäusten auf Farrell.
    Aber ehe ich ihn erreichte, packte mich diese unsichtbare Faust, und obwohl ich sie nicht sehen konnte, war ihr Griff so fest, so hart wie der Griff einer Klaue aus Stahl. Mitten im Sprung traf sie mich an Brust, Kopf und Unterleib und schleuderte mich gegen die Wand.
    Der Aufprall raubte mir für einen Moment das Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam, tropfte Blut aus einer Platzwunde an meiner Stirn, rann warm über mein linkes Auge, meine Wange. Stöhnend rollte ich mich herum.
    Farrell stand direkt vor mir. Noch immer war sein Gesicht ausdruckslos.
    Ich starrte es an, dieses kupferhäutige Gesicht, und ich suchte nach Haß oder Befriedigung, aber ich fand nichts, nur Entschlossenheit.
    »Ich sagte. Sie haben keine Chance«, erklärte Farrell.
    »Sie sind ein Treiber!« stieß ich hervor.
    »Ein Terranaut«, nickte er. »Claude Farrell. Ich bin gekommen, um Sie zu holen. Wir haben eine Aufgabe für Sie.«
    »Eine Aufgabe?« Mein Mund war trocken. Schmerz pochte hinter meiner Stirn, in meinem Brustkasten. Das Blut tropfte aus der Platzwunde, und es war warm auf meiner kalten Haut. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Ich habe nichts getan. Sie müssen sich irren. Eine Verwechslung!«
    Doch ich wußte, daß er mir nicht glaubte. Er war ein Treiber, und wenn er die Gabe der Psychokinese besaß, dann auch die Gabe der Telepathie. Er konnte meine Gedanken lesen, meine halb verblaßten Erinnerungen an furchtbare Verbrechen, an die

Weitere Kostenlose Bücher