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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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nach dem Sturz des Konzils und nach der Zerschlagung der Garden geflohen war, aus Furcht, von den Terranauten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Ich war nicht Lence Zatyr. Einen Menschen namens Lence Zatyr hatte es nie gegeben. Ich war Horaz Gallygool, und ich war einer der meistgesuchten Männer der Milchstraße, und meine Feinde hatten mich gefunden, um mich abzuholen und mich zu bestrafen für diese Verbrechen, diese schrecklichen Taten, die ich fast vergessen hätte. Fast.
    Ich weiß nicht mehr, ob die Bilder versiegten und ich danach erschöpft einschlief oder ob ich den Ansturm der Visionen nicht mehr ertragen konnte und bewußtlos wurde. Finsternis legte sich über mich. Und als ich wieder erwachte, trennten mich Lichtjahre von Mirrson, und das Abenteuer begann.
    Mein Abenteuer. Mandorlas Abenteuer, das waghalsige Unternehmen der SIMON BOLIVAR, das auf so tragische Weise enden sollte.
    Vielleicht, sage ich mir manchmal, während sich die Kälte langsam zu meinen Knien hochfrißt und die Sümpfe von Ardas Welt noch immer in Flammen stehen, vielleicht wäre es besser gewesen, hätte mich Farrell auf Mirrson erschossen. Vielleicht wäre dann alles anders ausgegangen, und Logenmeister Cram wäre noch am Leben. So wie die sechs anderen Treiber der SIMON BOLIVAR und wie so viele Diirn.
    Und ich frage mich, ob auch Mandorla noch manchmal an den grauen Mann von Thule denkt.
    Das ist das Schlimmste, sage ich mir: Hier zu sterben, langsam zu vereisen, während Mandorla weiterlebt.
    Ich hoffe, daß die Terranauten sie finden. Ich hoffe, daß sie sie finden und töten und irgendwo verscharren, wie sie mich hätten töten und verscharren sollen.

II
    Den Großteil des Fluges von Mirrson zum Stützpunktplaneten der Terranauten verbrachte ich allein und bewußtlos in meiner Kabine an Bord von Farrells seltsamem Raumschiff.
    Es war keines von jenen althergebrachten Treiber-Frachtern; monströse Ungetüme mit einer aus Stahl und Protop bestehenden Kugelzelle, deren Durchmesser je nach Typ zwischen achtzig und dreihundertzwanzig Metern schwankte, und einem daran angeflanschten Protopdorn von bis zu eintausendfünfhundert Metern Länge, der in dem Trichteraufsatz eines Ionenstrahltriebwerks oder eines moderneren Photonenbrenners endete. Der Dorn jener Frachter war mit »erinnerungsfähigen« Halterungen aus einem Spezialmaterial versehen, an die ganze Containerketten angekoppelt werden konnten. Der »halbintelligente« Werkstoff dehnte und zog sich unter Belastungen zusammen und nahm anschließend wieder seine molekularprogrammierte Form ein. Selbst bei vergleichsweise heftigen Manövern wurde so verhindert, daß die Halterungen brachen und die Container verlorengingen.
    Diese gewaltigen Leviathane des Alls waren bei der Umstellung auf die Kaiserkraftraumfahrt durch die neuen, inzwischen ebenfalls ausgemusterten Trichterschiffe der Ziolkowski-Werft ersetzt worden. Max von Valdec, der einstige Lordoberst des Konzils der Konzerne, hatte die meisten alten Treiber-Frachter vernichten lassen, damit sie nicht in die Hände der Terranauten fielen, und es gab vermutlich nur noch eintausend oder eineinhalbtausend von ihnen im ganzen Sternenreich. Zudem verhinderte der Mistelmangel die volle Ausnutzung der vorhandenen Kapazitäten.
    Farrells Schiff, so wurde mir klar, als ich zum erstenmal die fleischig wirkenden Wände meiner Kabine – meiner Zelle – sah, mußte einer jener geheimnisumwitterten Organsegler sein. Semi-organische Raumschiffe von Rochenform, über deren Herkunft vermutlich nur das Führungskomitee der Terranauten-Bewegung informiert war.
    Meine Kabine maß etwa zwanzig Quadratmeter und war so hoch, daß ich selbst mit erhobenen Händen die Decke nicht berühren konnte. Das Material von Boden, Decke und Wände war weich wie Gummi und angenehm warm. Es erinnerte an braune Borke, von dunkleren Adern und Sehnen durchzogen, und wenn ich es mit der Hand berührte, durchlief ein Prickeln und Brennen meinen ganzen Körper.
    Organsegler benötigten keine Treiber-Loge und keine Mistelblüten vom irdischen Urbaum Yggdrasil oder vom Urbaum auf Adzharis, um in den Weltraum II einzutauchen. Sie waren für den Weltraum konstruiert, lebten in ihm wie Fische im Wasser, und sie standen auf psionischem Wege mit dem Treiber an Bord in Verbindung, von dem sie telepathisch gesteuert wurden.
    Während der Weltraum-II-Manöver fiel ich in Bewußtlosigkeit, obwohl ich keine Spritze mit fotosensitiven Barbituraten bekam, die auf gewöhnlichen

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