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Die Tochter der Ketzerin

Die Tochter der Ketzerin

Titel: Die Tochter der Ketzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Kent
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Kaminfeuer gewärmt wurde. Der aus einem Kochtopf aufsteigende Duft erinnerte uns daran, dass wir außer ein paar harten Keksen bei Morgengrauen heute noch nichts gegessen hatten. Ich streifte durchs Haus, lutschte an meinen vor Kälte brennenden Fingern und betrachtete die Dinge, die mein Großvater angefertigt hatte. Da er einige Jahre vor meiner Geburt gestorben war, hatte ich ihn nie kennengelernt. Allerdings hatte ich Richard einmal sagen hören, er habe meiner Mutter sehr geähnelt, sodass es gewesen sei, als gösse man Öl ins Feuer, die beiden zusammenzubringen. Das Haus verfügte über eine Wohnküche mit einem Kamin, einen handpolierten Tisch, der nach Bienenwachs, Butter und Asche roch, einige aus Schilfrohr geflochtene Stühle und einen wunderhübsch geschnitzten Geschirrschrank. Ehrfürchtig ließ ich die Finger über die Ornamente gleiten und bewunderte die Handwerkskunst. Bei uns zu Hause in Billerica gab es nur Holzbänke und einen aus einer grob gehauenen Holzplatte bestehenden Tisch, keine Verzierungen, um Auge und Hand zu erfreuen. Das Haus in Andover hatte ein kleines Schlafzimmer, das von der Wohnküche abging. Eine Treppe führte zum Dachboden, wo sich die in einem langen Leben angesammelten Kisten, Dosen und Holzkoffer stapelten. Meine Eltern und Hannah bekamen Großmutters Zimmer und Bett, während sie selbst sich eine Pritsche neben dem Kamin in der Wohnküche zurechtmachte. Andrew, Tom und ich sollten auf dem Speicher schlafen, während Richard es sich mit Ochse und Pferd im Stall hinter dem Haus gemütlich machen musste. Er konnte die Kälte besser ertragen als die meisten Menschen. Wie Mutter zu sagen pflegte, sei der Grund, dass er seine innere Hitze nicht durch einen offenen Mund und eine flinke Zunge vergeudete. Da er wegen des Heus kein wärmendes Feuer würde anzünden können, gaben wir ihm den Großteil der Decken. Für uns andere trieb Großmutter noch ein paar Reste Rohbaumwolle auf, die uns halfen, die eiskalte Luft abzuwehren.
    In der ersten Nacht war das Haus vom Knarzen der Wände erfüllt, gegen die von außen der Schnee drückte. Der warme Geruch meiner Brüder stieg mir in die Nase. Zu Hause schlief ich, mit Hannah als Wärmflasche vor die Brust gedrückt, in einem Alkoven. Nun lag ich, zitternd vor Kälte, auf meinem Strohsack, und wenn ich die Augen schloss, konnte ich noch das Schaukeln des Karrens spüren. Immer wieder bohrten sich Halme durch den Bezug des Strohsacks und stachen mich in den Rücken, sodass ich einfach nicht zur Ruhe kam. Da wir keine Kerze hatten, um den Raum zu beleuchten, konnte ich meine nur wenige Meter entfernt schlafenden Brüder nicht sehen. Endlich drang ein Mondstrahl durch die Ritzen neben dem Fenster und verwandelte die Vorratsflaschen mit ihren langen Hälsen in kopflose Geistersoldaten. Im wandernden Licht des Mondes schienen sie über die rauen Regalbretter zu marschieren, als zögen sie in die Schlacht. Ich warf die Baumwolle beiseite und tastete mich auf Händen und Knien über die splittrigen Dielen zum Strohsack meiner Brüder vor, wo ich mich eng an Tom kuschelte. Allerdings gehörte es sich in meinem Alter nicht mehr, bei meinen Brüdern zu schlafen, weshalb ich am nächsten Tag sicher bestraft werden würde, wenn man mich erwischte. Dennoch schmiegte ich mich eng an Toms zusammengerollten Körper, genoss seine Wärme und schloss die Augen.

    Als ich am Morgen aufwachte, war ich allein. Meine Brüder waren schon aufgestanden, und im fahlen Licht sahen die Gegenstände, die im Raum herumlagen, grau und schäbig aus. Rasch zog ich mich in der beißenden Kälte an, obwohl meine Finger steif und unbeweglich waren wie Würstchen. Dann schlich ich mich die Treppe hinunter. Da hörte ich, wie die Stimme meines Vaters durch die Wohnküche hallte. Obwohl mir wegen des Geruchs nach gebratenem Fleisch der Magen knurrte, kauerte ich mich auf die Treppe, um unbemerkt alles beobachten und lauschen zu können. »Es ist eine Gewissensfrage«, verkündete er. »Wir wollen es dabei belassen.«
    Großmutter hielt kurz inne und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Thomas, ich weiß von deinem Zerwürfnis mit dem Pastor«, erwiderte sie. »Aber wir sind hier nicht in Billerica, sondern in Andover. Reverend Barnard duldet es nicht, dass jemand beim Gebet fehlt. Wenn du bleiben willst, musst du heute, am Tag vor dem Sabbat, vor den Stadtrat treten, deinen guten Willen zeigen und einen Treueeid auf die Stadt schwöre. Und morgen, am Sabbat selbst, wirst

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