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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Fasern gesponnenen Fadens, der wie ein Mierenfaden aussah, und eine einzelne weiße Feder. Aber von Finbar sahen wir keine Spur, nicht in jener Nacht, nicht in der nächsten, nicht von Imbolc bis Lugnasad. Er war so gänzlich verschwunden, als hätte er sich tatsächlich zurückverwandelt. Aber man konnte nicht zurückkehren. Das wusste ich. Ich glaubte nicht wie viele, dass er sich einfach ertränkt hatte. Seine Geschichte, das spürte ich, würde die Seltsamste von allen sein. Ich hoffte nur, dass ich eines Tages die Wahrheit erfahren würde.
    Alle gingen. Es veränderte sich alles. Wir hatten immer noch nichts von Diarmid oder Cormack gehört, nichts von ihrer Suche und auch nichts von Lady Oonagh und dem Kind, obwohl ich wusste, dass Liam Boten ausgeschickt und von Tara bis Tirconnell Ermittlungen angestellt hatte. Im Herzen fürchtete ich um sie, und ich glaubte dieselbe Angst im Gesicht meines Vaters zu sehen. Und nun baute Padraic unten am See ein Boot. Wir sahen nicht viel von ihm oder von den Jungen, die ihm halfen. Es war schade, sagte er, nicht fliegen zu können – nicht, dass er sich wirklich daran erinnerte –, aber er wusste, dass es weiteres Land und größere Meere zu erobern gab, und genau das hatte er vor, wenn sein Boot fertig war. Er sah sich Landkarten an, zeichnete selbst welche und studierte alte Bücher. Ich erinnere mich, was Finbar einmal über unseren jüngsten Bruder gesagt hatte. Er wird weit kommen. Weiter als jeder von uns. Ich hätte nicht gedacht, dass er das damit gemeint hatte. Und Padraic war noch so jung; zu jung, sagte ich ihm, um daran zu denken, davonzusegeln und uns zu verlassen.
    »Ich bin älter als du«, erklärte Padraic. »Und du wirst bald ein Kind haben. Das macht mich zu einem Onkel. Also muss ich wohl alt genug sein.«
    Denn ich war tatsächlich schwanger. Sie würde nahe Meán Fómhair geboren werden, zur Zeit der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche, und ich wusste, sie würde Haar vom hellen Kupfer der Birkenblätter haben. Der Rote war nervös und benahm sich, als wäre ich eine zarte Pflanze, die vor allem beschützt werden musste. Ich lachte über ihn, aber ich tat, um was er mich bat. Der Frühling kam, und das Wasser wurde wärmer und wir hörten immer noch nichts. Dann machte sich mein Vater eines Tages auf seine eigene Reise.
    »Meine Söhne sind nicht zurückgekehrt«, sagte er. »Jetzt ist es an mir, sie zu suchen und sie alle drei sicher zurückzubringen. Das ist meine Suche«, fügte er hinzu, als zunächst einer und dann der andere anbot, mit ihm zu gehen. »Wenn ich sie wieder nach Hause bringe, kann ich vielleicht einiges von dem wieder gutmachen, was ich meiner Familie angetan habe. Ich lasse dich in guten Händen, Tochter«, sagte er, küsste mich auf die Wange und packte den Arm des Roten in einem kurzen, starken Griff. »Mein Haushalt ist gut versorgt, meine Leute geschützt. Es ist Zeit für mich, Lebewohl zu sagen.« Er berührte Liams Wange mit der seinen und griff nach seiner Hand, er umarmte Padraic, und dann machte er sich in den einfachen Arbeiterkleidern, die er sich ausgesucht hatte, auf den Weg, und ich hoffte nur, er würde die Spur nicht zu kalt finden.
    So gingen meine Brüder einer nach dem anderen weg von Sevenwaters. Wir hatten immer gesagt, wir würden füreinander da sein, solange wir lebten. Wir hatten immer gesagt, dass wir, die sieben Bäche, nach denen unser Zuhause benannt ist, Teil eines Ganzen und unsere Leben miteinander verbunden waren. Dass nichts uns trennen könnte, auch nicht über die größte Entfernung hinweg. Und dennoch, bald würden nur noch Liam und ich hier bleiben. Liam konzentrierte sich ganz darauf, das wieder aufzubauen, was meinem Vater beinahe durch die Finger geglitten war. Unermüdlich und ohne ein einziges Lächeln arbeitete er wie besessen und forderte und erhielt vollkommene Loyalität von all seinen Leuten. Er hatte Grund, dankbar zu sein, dass sich der Rote in seinem Haushalt aufhielt, denn es war er, der die Streitigkeiten zwischen einer Siedlung und der anderen schlichtete, während Liam sich mit Seamus Rotbart zurückgezogen hatte, um über die Einzelheiten ihrer Strategie zu diskutieren. Es war der Rote, der sich um die Wiederaufforstung des Landes kümmerte, das Lady Oonagh verwüstet hatte, um einen guten Nachschub an Nutzholz zu gewährleisten. Es war der Rote, der sich um die Kätner kümmerte und neue Tiere einkaufte und den Leuten beibrachte, wie man am besten die Mauern und Dächer

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